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Pressestimmen zur CDU-Führungskrise„Merkel versenkt Kramp-Karrenbauer“

Lesezeit 4 Minuten
Merkel AKK

Annegret Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel

Merkel hat große Fehler gemacht

„Corriere della Sera“ (Italien): „Das alles heißt: Angela Merkel kann ihre Partei nicht mehr hinter sich sammeln. Mehr noch, vielleicht scheint sie zum ersten Mal ihr Gespür für die Macht verloren zu haben. [...] Zudem war es eine große persönliche und politische Fehleinschätzung, ihr ganzes Gewicht für AKK in die Waagschale zu werfen, nur um dann zu sehen, wie diese Missgriffe, Fehler und Wahlniederlagen sammelte. Und jetzt, wo sie das korrigiert hat, muss sie erkennen, dass ihr Schritt womöglich zu schwach und zu spät kam.“ 

AKK-Rücktritt kein Befreiungsschlag

„Hospodarske noviny“ (Tschechien): „Am angekündigten Rückzug Annegret Kramp-Karrenbauers von der Parteispitze der Christdemokraten ist wohl einzig die Aussicht positiv, dass es für Nicht-Deutsche einfacher sein wird, den Namen der künftigen Bundeskanzlerin oder CDU-Vorsitzenden auszusprechen. Ansonsten bringt der Rückzug AKKs, wie der Name der Politikerin aus praktischen Gründen abgekürzt wird, weder ihrer Partei noch der Regierungskoalition mit den Sozialdemokraten irgendeine Form der Erleichterung.“

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Merkel lässt das bürgerliche Deutschland im Stich

„Berlingske“ (Dänemark): „Der Sturz von AKK ist der Höhepunkt einer wachsenden internen Kuft bei den Christdemokraten, die sich fast fünf Jahre nach der Flüchtlingskrise schwertun, Antworten auf die Herausforderung der Alternative für Deutschland zu finden. (…) Das Versagen ist aber Angela Merkel selbst zuzuschreiben, die die lokalen CDU-Kräfte vor allem in den östlichen Ländern alleingelassen hat. (…) Solange Angela Merkels CDU so tut, als wenn die AfD mit Nazi-Prädikaten und moralischen Verurteilungen und nicht mit Ursachenbekämpfung und konkreter Politik eliminiert werden könne, wird Annegret Kramp-Karrenbauer kaum das letzte bürgerliche Skalp der AfD sein.“

Alles zum Thema Angela Merkel

CDU braucht klare politische Linie

„La Croix“ (Frankreich): „Die Stunde der Wahrheit rückt für die größte Partei Deutschlands näher. Es geht vor allem darum, eine klare politische Linie zu definieren - während die Partei von einer populistischen Formation, der Alternative für Deutschland (AfD), unter Druck gesetzt wird.“

Keine guten Aussichten für Deutschland

„Der Standard“ (Österreich): „Die CDU wird also in der kommenden Zeit sehr stark mit sich selbst beschäftigt sein, so wie es die SPD in der Zeit ihrer Kandidatenfindung war. [...] Man kann nicht glauben, dass Kramp-Karrenbauer immer noch den Parteitag im nächsten Dezember als den Termin für die letztgültige Klärung dieser wichtigen Personalfrage ansieht. Nebst Selbstfindung gibt es ja noch eine nicht ganz unwesentliche Aufgabe: Deutschland, die größte Volkswirtschaft in der EU, muss regiert werden. (...) Gleichzeitig sind beide, Merkel und AKK, nur noch Politikerinnen auf Abruf. Wie soll da in der Koalition etwas weitergehen? Es sind keine guten Aussichten für Deutschland.“

Führungswechsel bietet CDU große Chance

„Neue Zürcher Zeitung“ (Schweiz): „Mit dem Führungswechsel bietet sich der CDU deshalb auch eine große Chance. Die linken Parteien wollen der Öffentlichkeit einbleuen, die CDU habe mit dem Fanal in Thüringen einen gefährlichen Rechtsrutsch vollzogen. [...] Allerdings ist das Prinzip der CDU, wonach keine politische Entscheidung von den Stimmen der AfD abhängig sein darf, unsinnig. Es blockiert die CDU und führt dazu, dass sie weiter nach links driftet. Die Partei braucht deshalb eine selbstbewusste, bürgerliche Figur an der Spitze, die die Zusammenarbeit mit der AfD nicht sucht, aber auch nicht panisch reagiert, wenn er oder sie ungebeten Schützenhilfe der AfD erhält. Maßstab der CDU sollte die eigene Politik sein und nicht eine Strategie der Abgrenzung zur AfD.“

Merkel versenkt Kramp-Karrenbauer

„Gazeta Wyborcza“ (Polen): „Annegret Kramp-Karrenbauer fehlte das Charisma und die Durchsetzungskraft, um Nachfolgerin von Angela Merkel zu werden. Als das nach dem Skandal um die Abstimmung der CDU in Thüringen Arm in Arm mit der AfD klar wurde, hat Merkel entschieden, sie zu versenken. [...] Nach zwei Jahren ist klar: Die Hoffnungen, die sich mit Kramp-Karrenbauer verbanden, waren vergeblich. Die neue Parteichefin schaffte es nicht, aus dem Schatten Merkels hervorzutreten.“

Zukunft von CDU und großer Koalition sind offen

„de Volkskrant“ (Niederlande): „Damit ist die Zukunft der größten Partei Deutschlands wieder offen, ebenso wie die Frage, ob die große Koalition unter Führung von Angela Merkel bis 2021 bestehen bleibt. [...] Ob die Regierung in Berlin die Wachablösung bei der CDU überlebt, hängt auch von der SPD ab. Je konservativer der neue Parteivorsitzende und Kanzlerkandidat, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die SPD die große Koalition platzen lässt. Das ist bei den jetzigen linken Vorsitzenden Esken und Walter-Borjans so gut wie sicher. “

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