Proteste im Dannenröder ForstErneut Aktivistin abgestürzt – Weitere Aktion am Sonntag

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Polizisten räumen ein großes Baumhaus im Dannenröder Forst.

Homberg/Ohm – Mit einer weiteren Blockadeaktion haben Aktivisten am Sonntag im Dannenröder Forst gegen die Rodungen für den umstrittenen Weiterbau der Autobahn 49 in Mittelhessen protestiert. Nach Angaben einer Sprecherin des Bündnisses „Ende Gelände“ zogen rund 250 teils in weiße Anzüge gekleidete Menschen am Morgen in das Waldstück, um dort die Räumunngs- und Rodungsarbeiten zu blockieren. Sie trugen ein Transparent bei sich mit dem Schriftzug „Mischwald statt Staatsgewalt“.

„Im Danni sehen wir die Realität schwarz-grüner Klimazerstörung“ erklärte Ende Gelände-Sprecherin Ronja Weil. Mit der Aktion schließe man sich dem Protest des Bündnisses „Wald statt Asphalt“ und der lokalen Initiative „Keine A49“ an. Bei der Polizei waren zunächst keine Angaben zu der Teilnehmerzahl zu erhalten.

Akvistin stürzte aus mehreren Metern Höhe

Bei den Protesten war am Samstagmorgen erneut eine Aktivistin aus mehreren Metern Höhe abgestürzt. Eine Frau sei im südlichen Bereich des Waldes von einer Plattform zwischen Bäumen aus vier bis sechs Metern Höhe zu Boden gestürzt, sagte ein Polizeisprecher. Rettungskräfte und ein Notarzt hätten sie versorgt. Die Aktivistin ist ins Krankenhaus gebracht worden. „Wir haben die Stelle abgesperrt“, ergänzte der Sprecher. Ermittlungen zur Klärung der Absturzsache seien eingeleitet worden. Augenzeugen sollten sich bei der Polizei melden.

Dannenröder Polizei

Einsatzkräfte im Dannenröder Forst in Mittelhessen

Eine Demonstrantin, die ihren Namen nicht nannte, sagte, mehrere Polizisten seien auf ein markiertes Sicherungsseil getreten. „Da stand drauf: „Achtung, wenn Sie hier drauftreten, fällt ein Mensch runter““, erklärte sie. „Die Polizei ließ das Seil los und dann ist es gerissen.“ Der Polizeisprecher bemerkte dazu, die Details seien zunächst nicht bekannt, sie müssten erst untersucht werden. Die Aktivisten haben der Polizei wiederholt vorgeworfen, bei den Räumungen Leben zu gefährden - vor allem, nachdem bereits am 15. November eine Aktivistin von einem hochbeinigen Gestell gestürzt war.

Vorwürfe gegen die Polizei

Verantwortlich dafür soll laut der Staatsanwaltschaft Gießen ein Polizist gewesen sein, der zuvor ein Seil durchtrennt habe, das mit dem Gestell verbunden gewesen sei. Die Verbindung soll für den Beamten nicht erkennbar gewesen sein. Gegen ihn wird der Staatsanwaltschaft zufolge wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Körperverletzung im Amt ermittelt. Den Ermittlern zufolge gibt es keine Hinweise auf ein vorsätzliches Handeln.

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In dem Waldstück nahe Homberg/Ohm im Vogelsbergkreis sollen auf einer Fläche von 27 Hektar Bäume für den Weiterbau der Autobahn 49 gerodet werden, die Arbeiten laufen längst. Umwelt- und Klimaschützer protestieren, weil sie das Projekt angesichts der Klimakrise für verfehlt halten. Befürworter versprechen sich von dem Autobahnbau weniger Verkehrs- und Lärmbelastung in den Dörfern und eine bessere Anbindung ans Straßennetz. Vor mehr als einem Jahr hatten Aktivisten den Dannenröder Forst besetzt. Sie richteten sich in mehreren Baumhaus-Camps ein und bauten zahlreiche Barrikaden. (dpa)

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