„Mitfahrt nicht garantiert“9-Euro-Ticket sorgt vor Pfingsten für rappelvolle Züge

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„Nicht einsteigen“ steht am Hauptbahnhof vor dem Pfingstwochenende an einem Zug vor dem Passagiere warten.

Wenige Tage nach der Einführung des 9-Euro-Tickets steht das lange Pfingstwochenende und damit die erste Belastungsprobe für die Deutsche Bahn an. Und schon ab Freitagmittag ist es an den Bahnhöfen in Deutschland und in den Zügen gerappelt voll: „Aktuell außergewöhnlich hohe Auslastung“, schreibt die Bahn unter anderem über den niedersächsischen RE1, der am Mittag von Hannover nach Norddeich-Mole abfuhr.

Er ist bei Weitem nicht der einzige prall gefüllte Zug. Vor allem Verbindungen auf den touristisch wichtigen Stecken, etwa in Richtung Nord- und Ostsee, Alpen oder an den Bodensee, sind bereits ab Freitagmittag gefragt. „Wir stellen uns darauf ein, dass vor allem aus den näheren Ballungsräumen wie München und Rosenheim viele Gäste das 9-Euro-Ticket für Tagesausflüge in unsere Region nutzen werden“, sagte etwa eine Sprecherin des Zweckverbands Bergerlebnis Berchtesgaden. Gleiches gelte rund um die Stadt Füssen nahe dem Schloss Neuschwanstein, auch für Strecken rund um Tegernsee und Ammernsee werde mit hohem Fahrgastaufkommen gerechnet.

Viel Betrieb herrscht auch auf den Strecken der Mittelrheinbahn in Rheinland-Pfalz, die für ihre schönen Aussichten bekannt sind. Regionalzüge verbinden dort linksrheinisch Mainz und Köln. In NRW seien vor allem die wichtigen Linien RE1 und RE6 (Hamm-Essen-Köln), RE13 (Düsseldorf-Venlo) oder RE48 (Wuppertal-Bonn) betroffen. Reisende sollten Geduld und Verständnis mitbringen, appellierten die Unternehmen.

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9-Euro-Ticket: Bilder zeigen überfüllte Züge

Bilder, die Menschen in den sozialen Medien posten, verdeutlichen, wie voll es in den Zügen wirklich ist: Zu sehen sind überfüllte Bahnsteige und Menschen, die dicht an dicht gedrängt in den Gängen der Bahnen stehen. Ein Mann habe in Singen beobachtet, so schreibt er bei Twitter, wie Personal am Zug „die Massen in die Türen drückt.“

Eine Frau schreibt auf der Plattform: „Für eine Strecke, die normalerweise 20 Minuten braucht, haben wir schon 50 Minuten benötigt und jetzt halten wir wieder. Zum Glück habe ich einen Sitzplatz, aber die Leute, die stehen, tun mir echt Leid.“

So wie sie werden nicht alle Fahrgäste an diesem Wochenende zur gewünschten Zeit ans Ziel kommen. „Mitfahrt kann nicht garantiert werden“, warnt die Bahn per DB-Navigator-App für einige Züge. Wird es in den Zügen zu voll, müssen Reisende am Bahnhof zurückgelassen werden. Unter anderem ist das bereits am Stuttgarter Hauptbahnhof passiert, dort haben Fahrgäste einen Zug wegen Überfüllung verlassen müssen.

Verkehrsverbünde erhöhen Anzahl der Bahnen

Zwar haben viele Verkehrsverbünde in ganz Deutschland angekündigt, die Anzahl der Bahnen zu erhöhen. „Was rollen kann, das rollt“, sagte am Freitag etwa eine Sprecherin des Eisenbahnunternehmens Vlexx aus Mainz. Auch das Personal sei entsprechend eingeplant.

Eine Garantie, dass der Ausflug oder die Reise am Wochenende wie geplant stattfinden wird, gibt es dennoch nicht. Doch wie können Reisende vermeiden, am Bahnhof zu stranden? Indem sie sich rechtzeitig über die gewünschte Verbindung informieren, sagte eine Bahnsprecherin der „HAZ“. „Im Regionalverkehr geben wir für einen Großteil der Züge an, sobald eine hohe Auslastung von mehr als 70 Prozent zu erwarten ist. Die Informationen sind in der Reiseauskunft auf bahn.de und im DB Navigator sowie in unserer App ‚DB Streckenagent‘ einsehbar.“ Im Zweifelsfall können Reisende dann auf eine andere Verbindung oder Uhrzeit ausweichen.

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Fahrgäste warten dicht gedrängt am Hauptbahnhof vor dem Pfingstwochenende auf eine Regionalbahn.

Fahrgastverband empfiehlt alternative Ziele

Der Fahrgastverband Pro Bahn rechnet mit bis zu 25 Prozent mehr Fahrgästen im Zeitraum bis Ende August, in dem das 9-Euro-Ticket gilt. Karl-Peter Naumann von Pro Bahn erwartet, dass die zusätzlich bereitgestellten Kapazitäten auf den stark nachgefragten Bahnstrecken nicht ausreichen werden. „Daher empfehlen wir den Fahrgästen, sich insbesondere im Freizeitverkehr gut zu überlegen, ob sie wirklich zu den Zielen fahren möchten, die touristisch bereits stark frequentiert sind, wie zum Beispiel die Insel Sylt und die Lübecker Bucht.“

Auch Britta Bunge, Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, hat einen Rat für Tagesausflüglerinnen und -ausflügler: Sie sollten möglichst flexibel sein und bewusst einmal woanders hinzufahren. Man könnte zum Beispiel die Regionen zwischen den Küsten ansteuern, durch einen Naturpark wandern, am Seeufer spazieren oder eine Bootsfahrt auf einem Seen unternehmen.

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