Amthor-AffäreDas Rätsel um die Firma Augustus Intelligence

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Philipp Amthor 1706

CDU-Politiker Philipp Amthor

New York – Das Unternehmen Augustus Intelligence, für das sich der CDU-Politiker Philipp Amthor engagiert hat, bleibt ein Rätsel. Was die Firma genau produziert und wie sie sich finanziert, ist nicht bekannt. Klar sei jedoch, dass Augustus Intelligence mit künstlicher Intelligenz handelt, berichtet die “Tagesschau”. In Stellenanzeigen heiße es, Augustus Intelligence arbeite an “sicheren KI-Tools, die die Frustration alltäglicher Entscheidungen für Menschen und Unternehmen überall beseitigen”.

Einem Bericht des “Spiegel” zufolge hat die Firma nach eigenen Angaben Datenzentren in den USA und bietet Software zur Erkennung von Gesichtern und Objekten an. Es gebe auch Pläne im Bereich der Spracherkennung, wie der 33-jährige Firmenchef Wolfgang Haupt laut “Handelsblatt” in einer E-Mail an den ehemaligen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg erwähnte. Ein Indiz für die Arbeit mit künstlicher Intelligenz ist auch die Abkürzung der Firma “AI”, das für “Artificial Intelligence” steht: künstliche Intelligenz.

Viele Ungereimtheiten bei Augustus Intelligence

Das Start-up Augustus Intelligence, das seinen Hauptsitz im One World Trade Center in Manhattan hat, gab im März an, 80 Mitarbeiter zu haben. Allerdings fand die “Tagesschau” bei Recherchen lediglich eine Angestellte auf dem Karrierenetzwerk Linkedin. Demnach lebt sie in Paris und arbeitet als “Chief Business Officer” bei dem Unternehmen. Alle weiteren 79 Mitarbeiter waren bei Linkedin nicht aufzufinden – eine Ungereimtheit bei einem Unternehmen, das mit künstlicher Intelligenz handelt. Auch die Adresse von Augustus Intelligence ist ungewöhnlich: Die Firma ist im US-Bundesstaat Delaware registriert. Delaware wird nach Angaben der “Tagesschau” von vielen Unternehmen nicht nur genutzt, um Steuern zu sparen, sondern auch, um sich eine Briefkastenadresse zuzulegen.

Zu Guttenberg wird mit Augustus Intelligence in Verbindung gebracht

Auffällig ist zudem, dass der ehemalige Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg mit seiner Beratungs- und Investmentfirma Spitzberg Partners vorübergehend auch im One World Trade Center sein Büro hatte. Guttenberg besitzt der “Tagesschau” zufolge nicht nur Anteile an Augstus Intelligence, sondern war im März auch auf der Website als Präsident des Start-ups aufgeführt.

Das Impressum wurde aber inzwischen gelöscht. Auch der ehemalige Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, taucht mehrmals im “Spiegel”-Bericht auf. Berichten zufolge will das Unternehmen, das sich aus Deutschen zusammensetzt, auch in Deutschland investieren.

Rechtsstreit mit ehemaligen Managern: Augustus Intelligence dementiert Vorwürfe

Augustus Intelligence liefert sich dem “Handelsblatt” zufolge derzeit einen Rechtsstreit mit zwei ehemaligen Managern. Die Firma trennte sich von Marco Pacelli und Ed Crump und warf ihnen laut Klageschrift vor, geistiges Eigentum der Firma gestohlen zu haben. Zudem hätten sie dem Unternehmen über ihre Nebentätigkeit im Unternehmen Quantum Intelligence Konkurrenz gemacht. Pacelli und Crump reichten daraufhin eine Gegenklage ein.

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Die Vorwürfe: Ihnen sei versichert worden, dass Augustus Intelligence bereits Gelder von Investoren in Höhe von 72 Millionen Dollar erhalten habe. Es gebe zudem bereits ein fertiges Produkt. Das Unternehmen bezeichnete das als Lüge. Es habe weder die Finanzierung noch ein Produkt – es habe nicht einmal Kunden oder Umsätze.

Augustus Intelligence: Existiert das Unternehmen überhaupt?

In den sozialen Medien wird indes die Frage diskutiert, ob die Firma überhaupt existiert – oder ob es sich um eine Briefkastenadresse handelt. Die ARD konnte Augustus Intelligence nicht erreichen, erhielt aber von einem ehemaligen Geschäftspartner die Info, dass es die Firma tatsächlich gebe. Er und seine Mitarbeiter seien mehrfach im One World Trade Center ein- und ausgegangen – es habe nicht nach einer Briefkastenfirma ausgesehen. Das Büro selbst sei belebt und stylisch und habe viele Tische mit großen Computern. “Das wäre sehr viel Aufwand für eine Mimikry gewesen”, sagte er.

Berührungspunkte mit vielen ehemaligen Verteidigungspolitikern und Geheimdienstleuten

Der 23-Jährige Mitgründer Pascal Weinberger gilt laut “Forbes” als “Wunderkind der künstlichen Intelligenz”. Er sei ein begnadeter Fundraiser, berichten viele, die ihn kennen. Weinberger ist nach “Tagesschau”-Informationen ein Ex­perte für Theoretische Neurowissenschaften und Maschinelles Lernen. Außerdem habe er bereits die KI-Forschung und -Entwicklung des Telekommunikationskonzerns Telefónica in Barcelona geleitet. Ein Investor sagte darüber hinaus der ARD, dass er ein dichtes Netzwerk von Investoren aufgebaut habe. “Pascal ist speziell in der Szene deutscher Familienunternehmen so gut verdrahtet, dass es ihm leichtfällt, ruckzuck hohe Summen zusammenzubekommen”, sagte er.

Mit dem Gebiet künstliche Intelligenz haben viele Ex-Verteidigungspolitiker und Geheimdienstler einige Berührungspunkte. Laut dem Insider aus Manhattan kenne sich die Gruppe um zu Guttenberg gut. “Vielleicht liegt darin die einfache Antwort auf die Frage: Was macht Augustus Intelligence so attraktiv für konservative deutsche Politiker?”, sagt er der ARD.

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