BundestagswahlDer Jubel auf der Wahlparty der Linken bleibt aus

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Gregor Gysi Election

Gregor Gysi auf der Wahlparty der Linken

Berlin – Kein Jubel, keine strahlenden Gesichter. Bange Blicke beim überwiegend jungen Publikum. „Gemeinsam machen wir das Land gerecht – Jetzt!“, steht an der Bühnenrückwand im Festsaal Kreuzberg in Berlin. Die in rotes Licht gehüllte Event-Location war schon 2017 Austragungsort der Wahlparty der Linken. Damals kamen noch 9,2 Prozent zusammen. So viel ist an diesem Sonntag nicht mehr drin.

Die Linke muss dieses Mal zittern, ob sie die Fünf-Prozent-Hürde noch überspringt, was nach den 18-Uhr-Prognosen keineswegs sicher ist. „Natürlich ist es so, dass wir gegenüber 2017 verloren haben“, räumt Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler ohne Umschweife ein. „Das Ergebnis ist ernüchternd, aber wir haben im Wahlkampf 1400 neue Mitglieder gewonnen“, versucht er den Genossinnen und Genossen im Saal Mut zu machen.

Auf Stimmenfang im Osten

Beim Wahlkampfendspurt spielte die Musik ganz klar im Osten der Republik. Zugpferd Gregor Gysi und auch die Spitzenkandidaten Janine Wissler und Dietmar Bartsch waren alle nochmals zwischen Kap Arkona auf der Insel Rügen und Fichtelberg im Erzgebirge unterwegs, um Unentschlossene zu mobilisieren. Und das hatte seinen Grund, denn trotz Westexpansion seit dem Zusammenschluss von WSAG (West) und PDS (Ost) zur Linken im Jahr 2007 stehen die stärksten Wählerbataillone der Partei nach wie vor im Osten.

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Zwar hatte Fraktionschef Bartsch als Ziel ein zweistelliges Ergebnis herausgegeben, aber in Umfragen lag die Linke nur zwischen sechs und sieben Prozent. Ein letzter am Samstag veröffentlichter Stimmungstest der Instituts für Demoskopie Allensbach sah die Partei nur noch bei fünf Prozent.

Lebensversicherung Direktmandat

Um so wichtiger ist jetzt die Frage, ob es die Linke schafft, mindestens drei Direktmandate zu holen, um den Sprung in den Bundestag trotzdem zu sichern, wie schon 1994, als sie nur 4,4 Prozent erreichte, aber durch vier Direktmandate mit 30 Abgeordneten ins Parlament einzog.

Bei den Direktmandaten, die parteiintern als „Lebensversicherung“ betrachtet werden, spielt Berlin die zentrale Rolle. Vor vier Jahren holte die Linke fünf Direktmandate – in den Berliner Wahlkreisen Treptow-Köpenick, Marzahn-Hellersdorf, Lichtenberg und Pankow sowie in Leipzig. Die größten Hoffnungen ruhen hier auf den erfahrenen Politikerinnen Gesine Lötzsch und Petra Pau sowie Linke-Urgstein Gregor Gysi.

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Bartsch mochte kurz vor der Wahl über die Direktmandate nicht viel reden, sondern setzte auf „Kampf bis zur letzten Sekunde“. Er selbst wollte am Samstagabend noch in seinem Wahlkreis Rostock/Landkreis Rostock II im Ostseestadion „mit Fans ins Gespräch kommen“. Auch hier ging es um Sieg oder Niederlage.

Traditionsclub Hansa kickte in der Zweiten Bundesliga gegen Schalke und verlor 0:2. Bartsch war vor dem Spiel schon bei der Regierungsbildung und der Frage: Kommt die Ampel mit rot, grün, gelb? Oder kommt Rot-Grün-Rot? Danach sah am frühen Abend eher nicht aus.

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