CoronaWieler warnt vor Feiern an Weihnachten, Lauterbach über vierte Impfung

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Gesundheitsminister Karl Lauterbach (r.) mit RKI-Präsident Lothar Wieler.

Berlin – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, haben über die Impfstoffversorgung für den Beginn des kommenden Jahres, über Corona-Schutzimpfungen für Kinder sowie über die Ausbreitung der Omikron-Variante informiert.

Lauterbach sagte am Donnerstagnachmittag in der Bundespressekonferenz in Berlin: „Wir haben einen ersten Erfolg zu vermelden: Wir sind im ersten Kontakt mit der Firma Moderna und haben verhandelt, dass wir gern 35 Millionen Dosen als vorgezogene Lieferung hätten.“ Dem habe auch die EU-Kommission zugestimmt, teilte der Gesundheitsminister mit.

Dabei werde man es aber nicht belassen, kündigte der SPD-Politiker an: „Wir werden weitermachen.“ Die sehr erfolgreiche Booster-Kampagne in Deutschland dürfe nicht durch Impfstoffmangel ausgebremst werden. „Daher verhandele ich derzeit mit anderen Ländern, um weiteren Impfstoff zu bekommen“, teilte Lauterbach mit und nannte dabei Rumänien, Polen, Bulgarien und Portugal.

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Lauterbach erläuterte außerdem, dass je nach Entwicklung der Omikron-Variante im Bezug auf die Fallzahlen auch eine vierte Impfung im kommenden Jahr nicht auszuschließen sei.

RKI-Präsident Lothar Wieler warnt vor Omikron

RKI-Chef Wieler sagte, dass man gemeinsam einen „leichten Rückgang der Fallzahlen erreicht“ habe. Dennoch hätte noch immer ein Fünftel der Landkreise eine Inzidenz von über 500. Der Rückgang sei zudem noch nicht in den Kliniken und den Intensivstationen angekommen, „viele davon sind seit Wochen am Limit“. Wieler warnte außerdem vor der Omikron-Variante des Coronavirus: „Im Moment dominiert noch Delta-Variante, es ist aber nur eine Frage der Zeit bis Omikron übernimmt. Omikron ist noch ansteckender als Delta und wird zu mehr Fällen führen.“

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„In einigen Ländern breitet sich Omikron bereits sehr schnell aus, etwa in Großbritannien und Dänemark“, sagte Wieler. Auch in Deutschland sähe man eine Zunahme der Verbreitung, es gebe Fälle in jedem Bundesland. Über Krankheitsschwere wisse man leider noch nicht viel. Aber: „Allein dadurch, dass Omikron extrem ansteckend ist, müssen wir mit einer hohen Zahl an schweren Verläufen rechnen“, betonte der RKI-Präsident.

Kindermediziner Dötsch: Schwerere Verläufe bei Kindern durch Omikron scheinen sich nicht zu bestätigen

Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Köln und Mitglied im Expertenrat zur Corona-Pandemie der Bundesregierung, saß ebenfalls mit in der Bundespressekonferenz. Er informierte über Covid-Erkrankungen bei Kindern sowie über Impfungen bei Fünf- bis Elfjährigen. Bezüglich der Annahme, dass Omikron zu schwereren Verläufen bei Kindern führen würde, gab Dötsch vorläufig eine Entwarnung: „Das scheint sich nicht zu bestätigen.“

Die verschiedenen Corona-Varianten hätten an Schulen nicht zu einer Erhöhung der Ansteckungsraten geführt, sagte Dötsch mit Blick auf die Debatte um Schulschließungen. In Familien sei die Rate aber durch ansteckendere Varianten angestiegen.

Dötsch sagte, dass man Zwölf- bis 17-Jährigen „uneingeschränkt“ die Corona-Schutzimpfung empfehle. „Das Nutzen-Risiko-Verhältnis ist eindeutig zugunsten der Impfung zu sehen.“ Bei jüngeren Kindern zwischen fünf und elf Jahren sollten diejenigen „unbedingt geimpft werden“, die an Vorerkrankungen leiden. Aber auch gesunde Kinder könnten geimpft werden, wenn die Eltern dies unbedingt wollten. Dötsch betonte: „Es handelt sich um einen in Deutschland und in Europa zugelassenen Impfstoff.“

Lauterbach äußert sich zu fehlendem Impfstoff

Die Debatte um die Impfstoffversorgung war entfacht worden, als Gesundheitsminister Lauterbach am vergangenen Dienstag seinen Amtskollegen in den Bundesländern mitteilte, dass der Bund zu wenig Impfstoff bestellt hätte. „Für das gesamte erste Quartal ist viel zu wenig Impfstoff gekauft worden. Die Mengen reichen nicht, um die Booster-Impfkampagne zu fahren“, sagte Lauterbach. Das habe sich nach einer Corona-Impfstoffinventur des Bundesgesundheitsministeriums ergeben.

Innerhalb der nächsten drei Wochen könnten in Deutschland etwa 3,2 Millionen Dosen Biontech ausgeliefert werden, sagte Lauterbach am Mittwochabend im ZDF. „Das ist aber viel weniger als das, was die Ärztinnen und Ärzte jede Woche abrufen.“ „Wir können in der nächsten Woche 1,2 Millionen Dosen Biontech für ganz Deutschland ausliefern, in der Woche darauf 800.000 Dosen und dann noch einmal 1,2 Millionen Dosen“, sagte der SPD-Politiker in der Sendung „Markus Lanz - Das Jahr 2021″. „Das sind schon Reserven. Wir schütten hier alles aus. Denn die Kampagne muss ja laufen so gut, wie sie kann.“

Bund stellt weitere 2,2 Milliarden Euro zur Impfstoffbeschaffung bereit Am Mittwoch wurde bekannt, dass der Bund nun 2,2 Milliarden Euro bereitstellt, um 92 Millionen Dosen des Vakzins von Biontech/Pfizer zu beschaffen. Davon sollen 80 Millionen Dosen von Biontech über EU-Verträge sowie 12 Millionen Dosen direkt beschafft werden, wie das Gesundheitsministerium nach Einverständnis des Bundestags-Haushaltsausschusses am Mittwoch mitteilte.

Aus EU-Kreisen hieß es bereits am frühen Donnerstagnachmittag, dass 10 Millionen Impfdosen noch auf Dezember vorgezogen werden können. Ins erste Quartal 2022 vorgezogen werden können demnach außerdem weitere 25 Millionen Dosen. Aus den insgesamt 35 Millionen Dosen könnten bis zu 70 Millionen Dosen für Auffrischimpfungen gezogen werden, da hierfür bei Moderna eine halbe Dosis verwendet wird.

Kinderimpfungen sind angelaufen

In dieser Woche sind die Impfungen für Kinder zwischen fünf und elf Jahren angelaufen. Neben Kinderarztpraxen sind auch in öffentlichen Impfzentren Kinderimpfungen vorgesehen, aber nicht überall. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Sonntag werden über 2,2 Millionen Dosen des Kinderimpfstoffs an die pharmazeutischen Großhandlungen verteilt. Zusätzlich gebe es noch Länderkontingente, die zur Verfügung gestellt werden. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte eine Impfung von Kindern von fünf bis elf Jahren empfohlen, die Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf oder Angehörige mit hohem Risiko haben.

Die Corona-Impfungen in Deutschland haben am Mittwoch einen Tagesrekord erreicht. Gespritzt wurden 1,496 Millionen Dosen, wie aus Meldedaten des Robert Koch-Instituts (RKI) von Donnerstag hervorgeht. Darunter waren fast 1,3 Millionen Auffrischimpfungen und 97.400 Erstimpfungen. Bisheriger Rekord-Impftag in der Pandemie war der 9. Juni mit 1,43 Millionen gespritzten Impfdosen. 58,2 Millionen Menschen in Deutschland haben mittlerweile den vollständigen Grundschutz, also in der Regel ihre Zweitimpfung, erhalten – damit ist nun auch die Marke von 70,0 Prozent aller Einwohner erreicht.

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