Die ReifeprüfungParteijugend von CDU und CSU ist das Verlieren nicht gewöhnt

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Ralph Brinkhaus, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, beim Deutschlandtag der Jungen Union in Münster.

Münster – Dieser stets frenetische Jubel, diese Party-Stimmung auf den Bundeskongressen der Jungen Union in den vergangenen Jahren ist beim “Deutschlandtag„ in Münster einer ungewohnten Ernsthaftigkeit gewichen. In gewisser Weise ist es ein Reifeprozess, den der politische Nachwuchs von CDU und CSU jetzt durchmacht. Es wird Zeit.

Man muss sich das bewusst machen: Die jungen Frauen und Männer kennen diese Situation gar nicht, sie wissen nicht, wie sich das anfühlt: verlieren. Denn 16 Jahre - über eine ganze Generation der JU, in der man nur bis zum 33. Lebensjahr Mitglied sein kann - gewann die Union mit Angela Merkel die Bundestagswahlen. Die Junge Union war immer auf der Sonnenseite. Bis jetzt. So oft sich die eher konservative Jugend über die Kanzlerin der Mitte aufgeregt hat, so sehr weiß sie nun, was sie an ihr hatte.

Die JU wirkte oft erfolgsverwöhnt, manchmal überheblich. Dieser Jugendverband ist immer auch die Möglichkeit zu einer persönlichen politischen Karriere. Das ist besonders attraktiv, wenn die Union die Regierung stellt. Denn das verbessert die Chancen, die Aussicht auf Posten, auf Macht.

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Söder duckt sich weg

Jetzt, in den absehbar schwierigen Zeiten der Opposition, wird sich zeigen, was die Junge Union drauf hat, die Partei selbst weiter zu entwickeln und aus der Krise mit herauszuholen.

Einen Anfang hat sie in Münster gemacht. Sie hat besser zugehört, wer was sagt. Zumindest hat sie nicht mehr wie früher einfach wild drauf losgeklatscht. Sie hat auch eine eigene, eine mutige Wahlanalyse vorgelegt, was warum wie schief gegangen ist. Sie hat den Verlierer Armin Laschet scharf attackiert, ihm dann aber für seine Rede mit der Verantwortungsübernahme der Wahlschlappe Respekt gezollt.

Sie sollte den Unterschied gemerkt haben zwischen Laschet und ihrem Idol Markus Söder, besser gesagt: ihrem vielleicht einstigen Vorbild. Laschet stellt sich der Aussprache. Erklärt, bittet um Zusammenhalt. Söder, für den sich die Junge Union mit großer Mehrheit als Kanzlerkandidat ausgesprochen hatte, duckt sich weg. Er sagt seinen Auftritt vor der Parteijugend ab - und meldet sich dann via Zeitungsinterview mit einem Appell an Zusammenhalt. Das sollte sich die JU gut merken.

Auch Junge Union muss sich in Selbstkritik üben

In Selbstkritik wird sie sich aber noch üben müssen. Es gefiel der JU nicht, dass Friedrich Merz auch ihr die Frage stellte, warum eigentlich so viele Erstwählerinnen und - Wähler zur FDP gegangen sind. Das ist aber eine sehr berechtigte Frage. Die Junge Union ist mit 100.000 Mitgliedern ein riesengroßer Jugendverband. Sie hat immerhin mehr Mitglieder als die FDP. Wäre sie für jungen Leute attraktiv gewesen, hätte sie vielleicht für die Prozentpunkte sorgen könne, die der Union zum Wahlsieg fehlten.

Merz hat sie auch aufgerufen, nicht zu fifty-fifty Arbeit und Party zu machen, sondern “70 Prozent Arbeit und 30 Prozent Feiern„. Man muss es dem 65-Jährigen einfach lassen, er scheut sich nicht vor Liebesentzug.

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Im Ringen um die nächste CDU-Führung wird die Junge vermutlich wieder einen Favoriten benennen. Bei ihrer Mitgliederbefragung vor einem Jahr zu den Kandidaten für den Parteivorsitz - Laschet, Merz und Norbert Röttgen. Merz gewann die Abstimmung. Aber inzwischen schaut die JU auf die Jüngeren in der ersten Reihe.

Spahn hat beim “Deutschlandtag„ so etwas wie eine Bewerbung abgeben. Er habe “Lust, die neue CDU zu gestalten„, sagt er. Da kann er noch so viel von Team reden. Er wird um die Parteiführung kämpfen, ob als Vorsitzender der CDU oder der Bundestagsfraktion. Linnemann checkt gerade seinen Rückhalt in der Partei. Die Junge Union will mitreden. Dann muss sie jetzt auch sagen, wen sie will.

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