Eine Woche KlimastreikExtinction Rebellion will Autoverkehr in Berlin lahmlegen

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Die Gruppe Extinction Rebellion ruft zu friedlichen und gewaltfreien Protesten auf.

Die Gruppe Extinction Rebellion ruft zu friedlichen und gewaltfreien Protesten auf.

Berlin – London soll in der kommenden Woche das Vorbild sein. So wie in der britischen Hauptstadt Anfang April will die deutsche Gruppe von Extinction Rebellion („Aufstand gegen das Aussterben“) in Berlin den Verkehr an Knotenpunkten blockieren und so die Regierung in Sachen Klimapolitik unter Druck setzen.

Proteste gegen Klimapolitik starten am Potsdamer Platz

Carola Rackete

Die Sea-Watch 3 Kapitänin Carola Rackete wird an der Eröffnung des Streiks teilnehmen.

Tausende Menschen wollen nach Angaben der Organisatoren nach Berlin kommen - aus ganz Deutschland, Polen, Dänemark und Schweden. „Wir sehen kein anderes Mittel, um die Katastrophe aufzuhalten“, sagte eine Sprecherin am Freitag in Berlin. Die Blockaden sollen demnach mindestens eine Woche dauern. Extinction Rebellion will die Proteste gegen die Klimapolitik der Bundesregierung am Montagmittag mit einer Aktion am Potsdamer Platz beginnen. Zugleich soll eine „pinke Arche“ im Regierungsviertel von der ehemaligen Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete eröffnet werden.

„Wir empfehlen Autofahrern, ihr Fahrzeug stehen zu lassen“, sagte eine Sprecherin. Der öffentliche Nahverkehr sei von den Blockaden nicht betroffen. Ob auch die beiden Berliner Flughafen Ziel von Aktionen sein soll, wollte die Gruppe nicht verraten. „Der Protest ist nicht gegen die Menschen gerichtet“. Dass es dabei zu Konflikten mit der Polizei und Autofahrern kommen könne, sei der Gruppe bewusst. „Der Protest ist aber nicht gegen die Menschen gerichtet, sondern für alle“, sagte einer der Organisatoren. Dafür störten sie die gewöhnlichen Abläufe. Die Gruppe hat allerdings ein kooperatives und gewaltfreies Verhalten angekündigt und im Falle von Spannungen ein Deeskalationsteam gebildet.

Gruppe organisiert Blockaden über Messenger

Die Gewerkschaft der Polizei warnt in ihrem Magazin derweil davor, dass sich gewaltbereite Linksextremisten zunehmend an die Proteste hängen würden und von der gesamtgesellschaftlichen Popularität der Bewegung profitieren wollten. Details zu Treffpunkten und Blockadestellen hält Extinction Rebellion derzeit noch zurück. Sie sollen erst kurz vorher über Messenger-Dienste bekanntgegeben werden. Die angekündigten Blockaden würden von Ortsgruppen dezentral organisiert. Es könnte die bislang größte Aktion der Aktivisten werden. Bislang traten sie eher vereinzelt in Erscheinung.

Im April blockierte die Gruppe die Oberbaumbrücke in Berlin, im Juni ketteten sich 30 Menschen an den Zaun vor dem Kanzleramt, und am vergangenen Montag besetzten sie symbolisch die Parteizentrale der Linken. Bei einem sogenannten Klimacamp vor dem Bundeskanzleramt werden die Aktivisten ab Samstag über ihre Forderung einer Bürgerversammlung für Deutschland informieren. Bei diesem Konzept diskutieren und entscheiden zufällig ausgewählte Bürger darüber, wie die von der Gruppe formulierten Klimaziele erreicht werden können.

Fridays for Future: "Klimapaket ist lächerlich"

Fridays for Future

Die Bundesregierung sei im "politischen Tiefschlaf", kritisiert Fridays for Future.

Unterdessen hat auch die Fridays-for-Future-Bewegung einen weiteren weltweiten Protest-Tag für den Klimaschutz angekündigt. Am 29. November, kurz vor dem Weltklimakonferenz in Chile, wollen sie wieder orchestriert auf die Straßen gehen. In einem offenen Brief fordert die Bewegung zudem die Mitglieder des Klimakabinetts und die Parteispitzen der Koalition dazu auf, das Klimapaket grundlegend zu überarbeiten. „Zwar behaupten Sie inzwischen, Fridays for Future hätte Sie aufgerüttelt, doch angesichts dieses lächerlichen Maßnahmenpakets befinden Sie sich offenbar weiterhin im politischen Tiefschlaf“, heißt es im Brief. Die Regierung würde den Wunsch hunderttausender junger menschen sowie die Weckrufe der Wissenschaft ignorieren.

Prominente unterstützen Klimaaktivisten

Extinction Rebellion wolle sich daran voraussichtlich auch wieder beteiligen, sagte eine der Organisatorinnen dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Ihr Fokus gelte aber aktuell den eigenen Aktionen ab dem 7. Oktober. 90 Prominente aus der Kunst- und Kulturszene haben die Bundesregierung ebenfalls in einem offenen Brief zum Handeln aufgefordert. „Wir fordern Sie auf, sofort drastische Maßnahmen gegen die sich verschärfende ökologische Krise zu ergreifen“, heißt es darin. Die Handlungen der Regierung würden gegen Artikel 20a des Grundgesetzes verstoßen, heißt es im Brief. Die Prominenten unterstützen explizit die Forderungen von Extinction Rebellion sowie die Aktionen kommende Woche. (RND)

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