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Einzug in Landtage verpasstBittere Ernüchterung bei der FDP

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Lindner neu dpa

FDP-Bundesvorsitzender Christian Lindner

Berlin – Hans-Dietrich-Genscher-Haus, 18 Uhr. Als die ersten Zahlen zu Sachsen über den Bildschirm flimmern, herrscht Stille – nur ein leises Stöhnen ist zu hören. Das Stöhnen wird etwas lauter, nachdem die Zahlen zu Brandenburg dazu gekommen sind. Den Einzug in beide Landtage verpasst? Kann das sein? Ernüchterung im Saal.

Sicher, die Ergebnisse bei den Landtagswahlen vor fünf Jahren waren noch schlechter – aber was wären Werte aus der Zeit des Höhepunkts der Krise der FDP für ein Maßstab?

Aktuelle Ergebnisse kommen ungünstig für Christian Lindner

FDP-Chef Christian Lindner verweist etwas mehr als eine halbe Stunde später darauf, dass die Landesverbände gut gekämpft hätten. Und dass die Polarisierung zwischen den regierenden Parteien in Auseinandersetzung es der FDP schwer gemacht habe. Er gehe davon aus, dass sehr viele „aus taktischen Gründen trotz Sympathien für die FDP anders gewählt haben“.

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Klar ist, die aktuellen Ergebnisse kommen ungünstig für Lindner. Er war mal der Superstar, der die Partei in der außerparlamentarischen Opposition am Leben gehalten und zurück in den Bundestag gebracht hat. Im Gegenzug war die Partei dankbar und gehorsam – auch als Lindner die Jamaika-Verhandlungen im Bund platzen ließ.

Lindners Allmacht bröckelt

Doch spätestens seit dem enttäuschenden Europawahlergebnis von 5,4 Prozent wurde langsam deutlich: Lindners Allmacht in der Partei bröckelt. Der FDP-Chef hat intern einigen Kredit verbraucht. Alle in der FDPmussten sehen, dass der Abstand zu den Grünen und ihrem erfolgsverwöhnten Führungsduo aus Robert Habeck und Annalena Baerbock uneinholbar groß geworden ist. Union und SPD schwächeln, die FDP profitiert nicht.

Längst nicht nur die Jungen Liberalen in der Partei waren wenig begeistert, als Lindner im März in einem Interview zu den „Fridays for Future“-Protesten sagte: „Von Kindern und Jugendlichen kann man nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen. Das ist eine Sache für Profis.“

Thema Klima kann FDP nicht richtig fassen

Lindner gibt mittlerweile zu, dass die Äußerung eine Dummheit war. Aber: Er hat einige Zeit gebraucht, bis er zu dieser Klarheit gefunden hat. Und: Der FDP gelingt es bislang nicht, beim Thema Klima in der öffentlichen Wahrnehmung hinreichend an Kompetenz zuzulegen.

In der ohnehin nicht ganz einfachen Lage der FDP hatte Lindner im Frühjahr mit der Entscheidung für Linda Teuteberg als neuer Generalsekretärin aus Sicht vieler in der Partei mit Blick auf die Landtagwahlen im Osten eine gute Entscheidung getroffen. Doch offenbar konnte die FDP dort nicht hinreichend vom Einsatz der 38-jährigen Brandenburgerin profitieren.

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