Eskalation beim EM-FinaleGroße Bestürzung über Rassismus, Gewalt und fehlende Masken

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Eine Straße in London nach dem EM-Finale

Das Finale der Fußball-Europameisterschaft in London am Sonntagabend wurde durch gewalttätige Fans der englischen Mannschaft und rassistische Anfeindungen englischer Spieler überschattet. Die Attacken englischer Fans in den sozialen Medien richteten sich gegen die Schwarzen Spieler Marcus Rashford, Jadon Sancho und Bukayo Saka, die beim Elfmeterschießen ohne Erfolg blieben.

Der englische Fußballverband und der britische Premierminister Boris Johnson verurteilten die rassistischen Angriffe und auch aus der deutschen und europäischen Politik folgten bestürzte Reaktionen. „Der ungezügelte rassistische Hass gegen Schwarze englische Spieler ist erschreckend und beschämend“, sagte die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley (SPD) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Die EM habe die Vielfalt Europas gefeiert und sei „doch allzu oft in Ressentiments, Hass und Ausgrenzung gekippt“. Der Grünen-Europaabgeordnete Sven Giegold sagte dem RND, die rassistische Hetze zeige, „wie dünn das Eis der Zivilisation ist“. Die Sündenbock-Suche nach Niederlagen sei ein typischer rassistischer Mechanismus. „Europas Solidarität gehört den britischen Spielern, die diesen rassistischen Angriffen ausgesetzt sind.“

Die Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, Dagmar Freitag (SPD), erklärte, rassistische Ausfälle seien kein Alleinstellungsmerkmal britischer Fans. „Bedauerlicherweise erleben wir solche Szenen auch in unserem Land bis in die unteren Spielklassen“, sagte sie. Selbst Spiele von Kindern und Jugendlichen seien davor nicht sicher.

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Bereits vor Beginn des Finalspiels sorgten englische Fans für Aufsehen, die versuchten, ohne Tickets in das Wembley-Stadion zu stürmen. Dabei kam es zu teilweise gewaltsamen Szenen. Auch in der Londoner Innenstadt kam es neben friedlichen Zusammenkünften zehntausender Fans zu Randale, die Polizei meldete rund zwei Dutzend verletzte Beamte. Ihre Freude über die gesamte EM sei bereits durch die Entscheidung der UEFA getrübt worden, sie in Zeiten einer Pandemie derart durchzuziehen, sagte Dagmar Freitag. Sie beklagte „teilweise vollbesetzte Ränge, ohne Abstand, ohne Masken - also ein Hygienekonzept, das nur auf dem Papier stand.“ Die Bilder aus den Pubs und den Straßen Londons hätten den Eindruck völliger Verantwortungslosigkeit aller daran Beteiligten noch verstärkt, sagte die Vorsitzende des Sportausschusses.

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