Instagram-SkandalBundeswehr postet „retro“ Hakenkreuzuniform

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (2)

Die Bundeswehr zeigte in ihrer Instagram-Story eine Uniform mit einem Hakenkreuz. 

Als hätte es bei der Bundeswehr in den vergangenen Jahren nicht genug Nazi-Skandale gegeben, sorgt nun die Social-Media-Abteilung der Truppe für Aufregung. In einer Instagram-Story des offiziellen Bundeswehr-Accounts wurde am Dienstag ein Foto einer Wehrmachtsuniform samt Hakenkreuzabzeichen veröffentlicht.

Im begleitenden Text hieß es: „Auch #Mode ist ein Aspekt. Bis heute halten sich militärische Stilelemente in der Haute Couture.“ Zwischen dem Eisernen Kreuz und einem Hakenkreuz-Abzeichen auf der Brusttasche und der Schulterklappe der Uniform blinkte der Schriftzug „Retro“, wie die „Bild“-Zeitung berichtet.

Bundeswehr entschuldigt sich für Instagram-Foto

Bundeswehr und Verteidigungsministerium entschuldigten sich und erklärten, es habe sich um ein Versehen gehandelt. „Uns ist gestern ein inakzeptabler Fehler unterlaufen“, twitterte die Bundeswehr auf ihrem Account am Mittwoch.

Das Bild sei umgehend vom Account genommen worden, sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Man entschuldige „sich jetzt in aller Form“ dafür. Bei der Anfertigung der Instagram-Story über das Militärhistorische Museum in Dresden sei etwas „durcheinandergeraten“. Die Beschriftung sei für ein anderes Bild bestimmt gewesen, sagte die Sprecherin.

Das Foto der Wehrmachtsuniform sei dann in der Story zum jahrhundertelangen Einfluss von Uniformen auf die Mode fälschlicherweise veröffentlicht worden, schrieb die Bundeswehr auf Twitter. Sie betonte: „Extremismus jeder Art ist bei der Bundeswehr ein absolutes No-Go“. 

Wehrmacht nicht traditionswürdig

Eine Wehrmachts-Uniform als modischer Retro-Schick? Das ist mehr als nur geschmacklos, steht die Wehrmacht doch für den zweiten Weltkrieg, für Kriegsverbrechen und Massenmord. Auch der Traditionserlass der Bundeswehr in seiner aktuellen Fassung aus dem Jahr 2018 stellt klar: „Der verbrecherische NS-Staat kann Tradition nicht begründen. Für die Streitkräfte eines demokratischen Rechtsstaates ist die Wehrmacht als Institution nicht traditionswürdig.“

Wie konnte es also zu dem „Retro“-Post kommen? Der Post wurde schon am Dienstag wieder gelöscht, ein Sprecher des Verteidigungsministeriums räumte gegenüber „Bild“ Fehler ein und kündigte Konsequenzen an. Der Text zum Bild sei missverständlich, die Instagram-Story „gedankenlos bzw. unsensibel“ zitiert das Blatt den Ministeriumssprecher. Auf Twitter teilte die Bundeswehr am Mittwoch mit, das Bild sei „Teil eines Posts über die Ausstellung im Militärhistorischen Museum in Dresden“ gewesen. Die Verwendung des Bildes mit der Bezeichnung als „retro“ sei jedoch „unsensibel, gedankenlos und inakzeptabel. Dafür entschuldigen wir uns in aller Form.“

Neue Social-Media-Leitlinien

Genau eine Woche zuvor hatte sich der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, sich mit einem „Tagesbefehl“ an die Mitarbeiter der Truppe gewandt und sie aufgefordert, sich in den Sozialen Medien dazu beizutragen, „das Bild des Arbeitgebers Bundeswehr weiter zu verbessern und dessen Einbindung in die Gesellschaft zu fördern“.

Inhalte aus zweifelhaften Quellen sollten demnach lieber nicht gepostet oder geteilt werden, gerne gesehen seien Verlinkungen auf offizielle Kanäle der Bundeswehr. Nur sieben Tage später ist es ausgerechnet einer dieser Kanäle, der die eigenen Leitlinien nicht beachtet. (rnd/dpa)

KStA abonnieren