Kommentar zu BayernUnter „Katastrophenfall" geht es bei Söder nicht

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Markus Söder 0712.20

Markus Söder zu Beginn einer Kabinettssitzung in der Bayerischen Staatskanzle

  • Bayern hat eine Verschärfung seiner Corona-Regeln verkündet.
  • Einiges klinge sehr viel dramatischer, als es ist, manches wirke wie Satire. Ein Kommentar.

Manchmal haben Corona-Regeln eine satirische Note: Eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr soll es nun in Bayern geben, und Ausgangsbeschränkungen für den Rest des Tages. Das klingt wuchtig, genauso eben, wie Ministerpräsident Markus Söder gerne rüberkommt. Aber dann sind da die Ausnahmen, das Kleingedruckte sozusagen: Sperre und Beschränkungen gelten demnach nicht, sofern „triftige Gründe” einen Ausflug rechtfertigen. Und triftig sind, neben Joggen, Arztbesuchen und Schul- oder Arbeitsweg, auch – natürlich – Weihnachtseinkäufe.

Die Logik ist bestechend: Wenn man schon gnadenvoll ein Weihnachtsfest mit zehn Personen zulässt, dann müssen die schließlich auch mit Plätzchen, Braten und vor allem Geschenken versorgt werden.

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Überraschend kommt der bayerische Vorstoß nicht. Der Anstieg der Infektionszahlen ist zwar gebremst, aber das Niveau liegt nach wie vor weit über dem Punkt, ab dem Bund und Land die Lage als beherrschbar einstufen. Und Bayern ist nicht das einzige Bundesland, das seinen Kurs verschärft. Auch Baden-Württemberg hat schon weitere Beschränkungen verfügt, in Sachsen sind sie in Aussicht gestellt, andere dürften folgen. Berlin lockert anders als die meisten anderen Bundesländer noch nicht einmal über Weihnachten.

Söder inszeniert seine Entscheidungen

Söder inszeniert seine Entscheidungen nur eindrucksvoller: mit Kabinettssitzungen am Adventssonntag – da ist gleich viel mehr Drama dabei. Katastrophenfall, drunter geht es nicht. Die Einschränkung des Schulunterrichts gilt dabei für zehn Tage, dann sind ohnehin erst mal wieder Ferien.

Bedauerlich an Söders Auftritt ist, dass er den Eindruck vom Stückwerk verstärkt. Dabei ist es durchaus logisch, dass die Strategie immer wieder angepasst werden muss. Die Virusentwicklung ist schwer kalkulierbar und lässt keine detaillierte Langfristplanung zu – so wünschenswert das auch wäre. Ein bisschen weniger Inszenierung allerdings täte der Glaubwürdigkeit gut.

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