Kommentar zu Greenpeace-Chefin MorganDer große Coup von Annalena Baerbock

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Morgan Baerbock DPA 090222

Jennifer Morgan (l.) wird Klimaschutzsonderbeauftragte unter Annalena Baerbock.

Berlin – Annalena Baerbock hat einen Coup gelandet: Die Chefin von Greenpeace International, Jennifer Morgan, wechselt als Klimaschutzsonderbeauftragte ins Auswärtige Amt. Der Posten im Ministerium, den Baerbock mit ihrem wichtigsten Thema verbindet, geht also an eine öffentlich bekannte und in Klimaschutzfragen profilierte Expertin.

Das hat hohe Symbolkraft: Leisetreterei in Klimaschutzfragen, zu große Kompromissbereitschaft durch den Wechsel von der Opposition in die Regierung wird man Baerbock nun zunächst mal nicht mehr so einfach vorwerfen können. Und falls es in der Regierung doch etwas mehr Konkurrenz um das Thema gibt als die öffentlich beteuerte Gemeinsamkeit suggeriert – das Auswärtige Amt dürfte nun gewappnet sein.

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Dass Morgan Kampagnenerfahrung mitbringt, wird nicht schaden – auch wenn kaum zu erwarten ist, dass Diplomaten sich künftig in waghalsigen Aktionen à la Greenpeace von Dächern abseilen, um ihre Ziele zu erreichen. Einen wunden Punkt aber hat die Personalentscheidung: Als Greenpeace-Aktivistin war Morgan klar Partei.

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Von Greenpeace in die Politik: Der Wechsel muss sauber laufen

Der Wechsel von Fachleuten in die Regierung muss möglich sein, aber der Rollenwechsel muss sauber laufen: Es kann nicht sein, dass die Verbandsarbeit künftig vom Ministeriumsschreibtisch aus erledigt wird. Das gilt allerdings auch ganz unabhängig von Personalentscheidungen für alle Ministerien, zum Beispiel für den kritischen Umgang mit Verbandsstellungnahmen.

Und die problematischsten Wechsel sind bislang meist die gewesen, in denen Politikerinnen und Politiker sich ihre Kontakte und ihr Wissen durch anschließende Lobbytätigkeit versilbern ließen.

Morgan hat nun eine Megaaufgabe vor sich: Statt von außen zu kritisieren und zu beraten, kann sie entscheiden. Und sie muss versuchen, andere Staaten von einem Weg zu überzeugen, der bisher vielerorts als etwas überambitionierter deutscher Sonderweg gilt.

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