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Kommentar zum Grünen-ParteitagVieles hat funktioniert, doch es hat auch etwas gefehlt

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Sparen nicht an der Kulisse: Robert Habeck und Annalena Baerbock

Es ist wenig schief, dafür aber ziemlich viel gut gegangen auf dem Grünen-Parteitag. Und das ist für die Grünen schon mal eine gute Nachricht, zumindest nach diesen Wochen des Missvergnügens mit Lebenslauf-Korrekturen der Kanzlerkandidatin, Kommunikationsproblemen in der Benzinpreisdebatte und sinkenden Umfragewerten.

Die Delegierten verzichteten auf Aufsässigkeit und ließen Annalena Baerbock ihr Wahlprogramm, von kleineren Ausnahmen abgesehen. Vielleicht half der Ärger im Vorfeld bei der Disziplinierung. Wären noch höhere CO2-Preise, eine Enteignung von Wohnungsbauunternehmen, die Streichung der Schuldenbremse ins Programm gestimmt worden – die Themen der nächsten Wochen wären gesetzt gewesen, die Grünen wären immer tiefer in die Defensive gerutscht. Und Baerbock wäre gefragt worden, wie sie sich als Kanzlerin gegen die Putins und Bidens dieser Welt durchsetzen will, wenn sie schon ihre eigenen Delegierten nicht in den Griff bekommt.

Kein strahlender Auftritt

Zu einem strahlenden Aufschlag hat dennoch ein Stück gefehlt. Und das lag vor allem an der Chefin. Baerbock hielt eine ordentliche, aber eben keine funkelnde Rede. Sie ist keine Frau für Effekte, die Anspannung wird ihr Übriges getan haben. Und die richtig eingängigen Sätze lieferten andere: ihr Co-Chef Robert Habeck und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfrid Kretschmann. Auch Baerbocks Gegner Armin Laschet und Olaf Scholz sind keine strahlenden Redner, so gesehen herrscht im Wahlkampf Waffengleichheit.

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Aber ein bisschen funkeln muss man schon, wenn es Platz 1 sein soll und die eigene Partei keine seit Jahren gepflegte strukturelle Mehrheit hat. Die Grünen müssen darauf setzen, mitzureißen und zu begeistern. Sie müssen Lust auf Neues machen, wenn sie gewinnen wollen. Nur mit dem Hinweis auf harte Arbeit wird es nicht getan sein.

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