Abo

Kommentar zum US-WahlkampfTrump schießt sich mit Duell-Absage ein Eigentor

Lesezeit 2 Minuten
Trump 081020

US-Präsident Donald Trump

  • Wegen der Corona-Ansteckungsgefahr soll die nächste US-Präsidentschaftskampagne nur virtuell stattfinden.
  • Doch Präsident Donald Trump wütet und kündigt einen Boykott an.
  • Weder die Zuschauer noch Herausforderer Joe Biden würden aber etwas verpassen. Der Verlierer ist jemand anderes.

Die Fliege war ein Zeichen. Ungehindert konnte sie sich bei der Debatte zwischen Vizepräsident Mike Pence und seiner Herausforderin Kamala Harris durch den Raum bewegen und auf dem weißen Haar des Trump-Stellvertreters landen. Genauso leicht könnten in umgekehrte Richtung wohl Viren durch die Luft fliegen.

Völlig zurecht hat die Kommission für Präsidentschaftsdebatten das nächste TV-Duell zwischen Trump und seinem Kontrahenten Joe Biden in den virtuellen Raum verlagert. Immerhin ist der Präsident an Covid-19 erkrankt, und es gibt keinerlei verlässliche Informationen über seinen tatsächlichen Gesundheitszustand. Er hat überdeutlich gemacht, dass er keinerlei Spielregeln beachtet. Was wäre, wenn er einfach sein Pult verließe und auf Biden zuginge, um diesen vor laufenden Kameras entweder physisch in die Flucht zu schlagen oder zu infizieren? 

Dem Mann, der das Weiße Haus in einen Corona-Hotspot verwandelt hat, ist alles zuzutrauen. Dieses Risiko kann niemand verantworten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Wenn der Präsident die Debatte nun platzen lässt, ist der Schaden überschaubar. Für die Zuschauer war der Informationsgehalt der bisherigen Veranstaltungen, die den Moderatoren komplett entglitten, ohnehin gering. Kaum eine Frage wurde beantwortet.

Joe Biden liegt in allen Umfragen deutlich vorne. Er ist kein großer Redner. Er könnte mit einem weiteren Auftritt wenig gewinnen, durch einen Patzer aber viel verlieren. So schadet Trump mit seinem Boykott nur einem – sich selbst. Je lauter er poltert, desto deutlicher scheint er das zu ahnen. 

KStA abonnieren