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Kommentar zur Eskalation in AmerikaDonald Trumps brutales Finale

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Trump-Anhänger versuchen ins Kapitol zu gelangen.

In den verbleibenden 14 Tagen seiner Amtszeit wird Donald Trump noch wilder wüten denn je zuvor. Er wird wahnwitzige Verschwörungslügen verbreiten, seine Anhänger zu Hass und möglicherweise auch Gewalt aufrufen und so viel verbrannte Erde wie möglich hinterlassen. Trump, gezeichnet vom Stigma des jämmerlichen Verlierers, der vier Jahre lang die USA in dunkle Depression, zynische Demokratieverachtung und ein vergiftetes Gegeneinander getrieben hat. Dieses Szenario hatte man befürchtet.

Doch was sich am Mittwoch in Washington in und vor dem Kapitol abgespielt hat, befeuert von einem Aufruf Trumps an seine Anhänger, hat die schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen: Dass Demonstranten gewaltsam ins Kapitol eingedrungen sind und Nationalgardisten in die Hauptstadt entsendet werden mussten, um einen gewaltsamen Mob in Schach zu bringen, überschattet das ohnehin schon dunkle Finale eines Präsidenten, der besser niemals gewählt worden wäre. 

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Einziger Lichtblick dieses die Welt schockierenden Aufbäumens: Der Spuk ist hoffentlich bald vorbei. Denn Ziel der gewaltsamen Proteste war die Bestätigung der US-Wahlergebnisse am Sitz des amerikanischen Kongresses. 

Elf quälende Wochen dauert die Übergangszeit von der amerikanischen Wahl bis zur Vereidigung des neuen Präsidenten. Dieses absurd lange Intermezzo hatte den USA bereits vor den jüngsten dramatischen Ereignissen einige der dunkelsten Entwicklungen seiner Geschichte beschert: Einen demokratisch gewählten Regierungschef, der sich zum autoritären Alleinherrscher aufschwingen will, eine einstmals stolze konservative Partei, die zur politischen Sturmtruppe eines Putschversuches verkommt und Millionen Bürger, die sich in die Scheinrealität einer Verschwörungswelt verabschieden. 

Republikaner stehen vor einem rauchenden Trümmerhaufen

Nach dem Sieg von Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl hatten viele Beobachter befürchtet, dass die Bürger im konservativen Bundesstaat Georgia aus Angst vor einem Durchmarsch der Demokraten die Blockademehrheit im Senat bestätigen. Doch es ist anders gekommen. Joe Biden hat bei der Präsidentschaftswahl am 3. November gewonnen. Mit der Senatsstichwahl in Georgia am 5. Januar hat er wirklich gesiegt. Ohne Mehrheit in der zweiten Kammer wäre der 78-Jährige ein König ohne Truppen gewesen, der keines seiner großen Versprechen von der Energiewende über höhere Unternehmensteuern bis zum Ausbau der Krankenversicherung Obamacare hätte umsetzen können.

Joe Biden hat in Georgia einen Triumph errungen, den viele vor noch ein paar Wochen für unmöglich gehalten hätten. Wie zu Beginn der Amtszeit von Barack Obama dürften die Demokraten nun für die kommenden zwei Jahre das Weiße Haus, das Repräsentantenhaus und den Senat beherrschen. Die Republikaner aber stehen vor einem rauchenden Trümmerhaufen.

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