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Kommentar zur HungernotWeltgemeinschaft muss Klimakrise ernster nehmen

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Kinder im Süden Madagaskars. Die schlimmste Dürre seit 40 Jahren gefährdet in dem Inselstaat Madagaskar das Leben hunderttausender Menschen. 

Der neue Bericht der Welthungerhilfe ist dramatisch. Rund 811 Millionen Menschen hungern. 41 Millionen stehen kurz vor einer Hungersnot. Die Ursachen für Nahrungsmittelknappheit sind vielfältig: Konflikte, Kriege, Klimawandel, Konjunktureinbrüche und Corona. Betroffen sind vor allem Entwicklungsländer und der globale Süden. Die westliche Wertegemeinschaft muss diese Krisen jetzt angehen, sonst wird die Lage weiter eskalieren - und früher oder später auch Europa erreichen.

Der Hunger ist bei all den aufgezählten Problemen nur das Symptom - aber ein deutlicher Hinweis darauf, dass etwas gewaltig schief läuft. Kriege zerstören auch Ernten und Felder. Menschen können Nahrungsmittel nicht mehr anbauen und nicht mehr verkaufen - brutale Verteilungskämpfe beginnen.

Klimakrise verschärft Hungernöte

Die Klimakrise wird die Hungersnöte in der Welt verschärfen. Schon jetzt bedrohen Dürren und steigende Wasserspiegel die Menschheit, weil sich die Erde erwärmt. Madagaskar etwa erlebt aktuell die schlimmste Dürreperiode seit 30 Jahren. Vier lange Jahre hat es auf dem Inselstaat vor der Ostküste Mosambiks nicht mehr geregnet. Bauernfamilien nehmen Samen zu sich, statt sie anzubauen, an die Zukunft denkt dort keiner mehr. Es geht um das Überleben im Hier und Jetzt.

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Die westliche Welt muss die Krisengebieten umfassend unterstützen. Deutschland gilt als globaler Big Player und könnte Vorbild sein. Die Bundesregierung muss unkompliziert und schnell helfen. Andere Staaten könnten dann leichter folgen.

Ein Bündel von Maßnahmen ist nötig: Entwicklungsunterstützung und humanitäre Hilfe, die ruinierte Infrastruktur in den von Nahrungskrisen geplagten Regionen sollte schnellstmöglich aufgebaut und modernisiert werden. Zudem brauchen die Betroffenen Lebensmittel, Geldspenden und medizinische Versorgung - für physische und psychische Erkrankungen, die in den Konflikten entstehen.

Krise muss an der Wurzel gepackt werden

Das ist aber nur die Symptombehandlung. Zugleich müssen die Ursachen bekämpft werden, das Problem muss an der Wurzel angepackt werden. Die Krisen müssen gelöst werden. Dazu gehört vor allem die Erderhitzung. Schon im Pariser Klimaabkommen von 2015 haben sich die Vertragspartner dazu verpflichtet, die globalen Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen - und dann haben sich alle erst einmal Zeit gelassen mit ihren Bemühungen.

Der diesjährige IPCC-Bericht zeigt: Der Klimawandel verläuft rasanter als bisher angenommen. Deshalb sollten auch die Ziele angepasst werden. Konkret heißt das: Höchstens 1,5 Grad Erderwärmung muss das Ziel sein. Die nächste Bundesregierung - gleich welcher Couleur - muss die Klimakrise zu einem ihrer Hauptthemen machen. Auch dabei muss sich Deutschland seiner Rolle in der Welt bewusst sein.

Fluchtbewegungen und Nahrungsmittelknappheit hängen zusammen

Seit Jahren mahnen Hilfsorganisationen, dass Fluchtbewegungen und Nahrungsmittelknappheit eng zusammengehören. Hunger ist nicht nur ein Fluchtgrund, sondern oftmals auch Auslöser von Konflikten. Diese führen wiederum zur Flucht - ein Teufelskreis. Der Westen hingegen wird immer Wege finden, der Nahrungsmittelknappheit in den eigenen Ländern entgegen zu treten. Dafür sind die finanziellen Mittel da.

Man darf sich also nichts vormachen: Der Westen bleibt auch deshalb ein Sehnsuchtsort, viele Menschen werden sich dorthin auf den Weg machen, wenn sie nichts zu essen und zu trinken haben - wenn die Gefahr, zu verhungern oder zu verdursten, großer erscheint, als auf der Flucht davor zu sterben.

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