Kommentar zur PreisverleihungFriedensnobelpreis für Greta Thunberg? Bitte nicht!

Lesezeit 2 Minuten
Greta Thunberg 081019

Greta Thunberg

Berlin – Wenn am Freitag um 11 Uhr (ab 10 Uhr im Liveblog) in Oslo die Türen des Nobel-Institutes geöffnet werden, sind die Erwartungen ungewöhnlich hoch. Zumindest nach Ansicht der Buchmacher soll kein Staatschef den prestigeträchtigen Preis bekommen und auch kein Gründer einer friedensstiftenden Organisation, sondern die 16-jährige Greta Thunberg. Die Klimaaktivistin aus Schweden wird bei Wettanbietern seit Monaten als haushohe Favoritin auf den Friedensnobelpreis gehandelt.

Tatsächlich hat in diesem Jahr kaum jemand die Welt derart bewegt, wie die Initiatorin der mittlerweile weltweiten Fridays-for-Future-Proteste. Dass die Auswirkungen des Klimawandels schnell auch zu einer Frage von Krieg und Frieden werden können, lässt sich auch kaum bestreiten. Und doch kann man dem Nobel-Institut und auch Greta Thunberg nur wünschen, dass sich das Komitee noch eines Besseren besinnt.

Nobelpreis würde Erwartungen an Thunberg ins Ungesunde steigern

Der Friedensnobelpreis ist keine Auszeichnung für gute Absichten, sondern für gute Taten, für Erreichtes. Nelson Mandela hat ihn bekommen, weil er entscheidend dazu beigetragen hat, die Apartheid in Südafrika zu beenden. Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen hat ihn bekommen, weil sie mit ihrer jahrelangen Arbeit die Welt sicherer gemacht haben.

Das könnte Sie auch interessieren:

Greta hat einen weltweiten Protest für das Klima ins Leben gerufen. Aber der ist noch lange nicht beendet. Im Gegenteil: Wenn er erfolgreich sein will, fängt er gerade erst an. Die Medaille mit dem Konterfei von Alfred Nobel um den Hals wiegt da unnötig schwer. Sie würde die eh schon viel zu hohen Erwartungen an Greta Thunberg ins Ungesunde steigern.

Für den Friedensnobelpreis bleibt noch Zeit

Als Vertrauensvorschuss oder Ermunterung taugt der Preis eh nicht sonderlich. Barack Obama musste das feststellen, als er 2009 den Friedensnobelpreis bekam, weil er angekündigt hatte, das US-Gefangenenlager Guantanamo zu schließen. Heute heißt der US-Präsident Donald Trump. Guantanamo existiert immer noch. Der Spott darüber hallt immer noch nach.

Wer Greta Thunberg helfen oder beistehen will, sollte sich mit ihren Forderungen auseinandersetzen oder zu den Freitagsdemonstrationen gehen und sie nicht mit irgendwelchen Ehrungen überhäufen. Für den Friedensnobelpreis bleibt auch in ein paar Jahren noch Zeit. Zumal, wenn man dann später einmal tatsächlich in einer Laudatio die unglaubliche Geschichte hören könnte, wie damals ein kleines Mädchen mit einem Schulstreik-Schild in der Hand die ganze Welt halbwegs erfolgreich vor den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels bewahrt hat.

KStA abonnieren