„Können die nachher immer noch vergasen“AfD entlässt früheren Sprecher fristlos

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Christian Lüth, langjähriger Partei- und Fraktionspressesprecher der AfD.

Berlin – Ein hochrangiger AfD-Vertreter trifft sich mit einer rechtslastigen Youtuberin in einer Bar. Was er nicht weiß: Die junge Frau ist ein Lockvogel, sie will sich von der Szene distanzieren. Unauffällig um sie herum platziert ist ein Kamerateam des Senders ProSieben. Die Youtuberin, ihr Künstlername ist Lisa Licentia, und die Fernsehleute fertigen hinterher Gesprächsprotokolle des Gehörten an. Und das hat es in sich.

„Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD“, sagt der Mann in dem vermeintlich vertraulichen Gespräch. „Das ist natürlich scheiße, auch für unsere Kinder. Aber wahrscheinlich erhält uns das.“ Licentia fragt: „Vor allem klingt das so, als ob es in deinem Interesse wäre, dass noch mehr Migranten kommen.“ Der AfD-Funktionär antwortet: „Ja, weil dann geht es der AfD besser. Wir können die nachher immer noch alle erschießen. Das ist überhaupt kein Thema. Oder vergasen, oder wie du willst. Mir egal!“

AfD-Bundestagsfraktion in höchster Unruhe

So ist es in der ProSieben-Dokumentation „Rechts. Deutsch. Radikal“ zu hören, die am Montagabend um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird. Der Name des AfD-Funktionärs wird in dem Beitrag nicht genannt. Die „Zeit“ schreibt, es handele sich um den langjährigen Pressesprecher Christian Lüth.

Die AfD-Bundestagsfraktion ist in höchster Unruhe. Die Angaben der „Zeit“ wurden Fraktionskollegen von anderer Seite bestätigt. Bei der Fraktionssitzung am Montagnachmittag wurde Lüth nun endgültig gefeuert. Er musste gerade erst wieder eingestellt werden, weil der Fraktionsvorstand um Alexander Gauland versäumt hatte, ihn nach einer Freistellung fristgerecht zu entlassen.

Christian Lüth ist ein Wiederholungstäter

Denn Lüth war im Frühjahr bereits über einen ähnlichen Skandal gestolpert. Er soll einer anderen jungen Frau anzügliche Nachrichten geschrieben haben. Darin sei es unter anderem um ein „arisches“ Geschlechtsteil gegangen – und um das stolze Bekenntnis, „Faschist“ zu sein.

Das Treffen mit Lisa Licentia liegt zeitlich vor seiner Freistellung, es ist der 23. Februar 2020, der Abend der Bürgerschaftswahl in Hamburg. Ein dramatischer Abend für die AfD – nach den ersten Hochrechnungen fliegt sie aus dem Parlament der Hansestadt, am Ende hat sie knapp den Wiedereinzug geschafft. Während des Gesprächs klingelt immer wieder das Telefon. AfD-Fraktionschef Gauland meldet sich mehrfach, auch Fraktionsvize Beatrix von Storch.

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Lüth sagt laut Gedächtnisprotokoll, die strategischen Überlegungen („Wie schlimm kann es Deutschland gehen? Und: Wie viel können wir provozieren?“) habe er „lange“ mit Gauland besprochen. Nach Informationen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) aus dem Fraktionsvorstand hat sich Gauland intern von diesen Zuschreibungen distanziert. (rnd)

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