Lob für MerkelUS-Medien: Weibliche Regierungschefs regeln die Krise besser

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Angela Merkel Krisen-Management

Angela Merkel wird für ihre ehrliche und ruhige Kommunikation gelobt.

Washington/Hannover – Angesichts des Versagens des US-Präsidenten und vieler autoritärer Herrscher im Kampf gegen die Corona-Pandemie stellt die Online-Ausgabe des „Forbes“-Magazins eine bemerkenswerte These auf.

„Suchen Sie Beispiele für echte Führung in einer Krise?“, beginnt die Autorin Avivah Wittenberg-Cox ihren Artikel. Um anschließend die Frage zu beantworten: „Von Island bis Taiwan und von Deutschland bis Neuseeland zeigen Frauen der Welt, wie man einer chaotischen Herausforderung für unsere menschliche Familie meistert.“

Taiwan: Frühe und effiziente Maßnahmen

In all den genannten Ländern stehen Frauen an der Spitze der Regierung. Die kleine Inselrepublik Taiwan wird genannt, wo es Präsidentin Tsai Ing-wen geschafft hat, durch sehr frühe und effiziente Maßnahmen die Zahl an Infizierten und Todesopfern minimal zu halten. Und das trotz der geographischen Nähe zu China ohne kompletten Shutdown des Landes und ohne Unterstützung durch die WHO, weil Taiwan dort auf Druck Pekings nicht einmal mehr als Beobachter zugelassen ist.

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„Tsai hat es laut CNN unter die am besten geführten Staaten der Welt geschafft, man hielt die Epidemie unter Kontrolle und hat bis heute nur sechs Todesfälle gemeldet“, heißt es im Artikel.

Jacinda Ardern verzichtet auf Teil ihres Gehalts

Auch die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern taucht im “Forbes”-Artikel auf. Sie hat jetzt auf einen Teil ihres Gehaltes verzichtet und sehr früh und sehr konsequent auf die Pandemie reagierte. Bislang haben sich nur 1386 der fünf Millionen Neuseeländer mit Covid-19 infiziert.

“Forbes” listet außerdem die finnische Premierministerin Sanna Marin, die norwegische Regierungschefin Erna Solberg, die Isländerin Katrin Jakobsdottir und die Dänin Mette Frederiksen auf.

Merkel wird für ehrliche und ruhige Kommunikation gelobt

Angela Merkel wird im Artikel vor allem für ihre ehrlich, ruhige und sachliche Kommunikation gelobt. „Von Anfang an wurde in Deutschland viel getestet, und es gab nicht dieses Leugnen, diese Wut und diese Unaufrichtigkeit, die wir aus anderen Ländern kennen,“ schreibt Wittenberg-Cox.

„Die Zahlen des Landes liegen weit unter denen europäischer Nachbarn, und es gibt Anzeichen dafür, dass sie möglicherweise relativ bald damit beginnen können, die Beschränkungen zu lockern.“

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Für ihre Analyse werden im Artikel verschiedene „Parameter“ angelegt: Ehrlichkeit, Entschlossenheit, Technik, also Umsetzung, und Liebe, womit vor allem die Fähigkeit einer empathischen Kommunikation gemeint ist. So organisierte die norwegische Premierministerin Solberg eine Pressekonferenz, auf der nur Kinder zugelassen waren und wo auch nur Fragen von Kindern zu Corona beantwortet wurden.

Sie nahm sich dabei Zeit, Kindern aus dem ganzen Land die eingeleiteten Maßnahmen zu erklären und sie darin zu bestärken, dass es auch in Ordnung sein kann, Angst zu haben. „Die Originalität der Idee nimmt einem den Atem“, schrieb die Autorin – und war in diesem Moment vermutlich nicht die einzige, die an die infantilen, schrillen, peinlichen Auftritte des US-Präsidenten dachte.

Auch CNN beschäftigt sich mit den weiblichen Regierungschefs

Am Tag nach Erscheinen des Artikels schlug der amerikanische Sender CNN auf seiner Website in die gleiche Kerbe. „Frauen in Führungspositionen leisten einen unverhältnismäßig guten Job im Umgang mit der Pandemie. Warum gibt es nicht mehr davon?“, steht da über einem Artikel ähnlichen Inhalts. Wieder werden die sieben “Führerinnen” aufgezählt, deren Länder vergleichsweise glimpflich die Corona-Krise meistern.

Fazit am Ende des CNN-Artikels: „Die überproportional hohe Anzahl weiblicher Führungskräfte, die diese Pandemie bisher erfolgreich bekämpfen konnten, zeigt, dass die Gleichstellung der Geschlechter für die globale öffentliche Gesundheit und die internationale Sicherheit von entscheidender Bedeutung ist.“

Und fast scheint es, als verspüre Amerika fast vier Jahre nach dem Scheitern Hillary Clintons gegen Donald Trump so etwas wie eine heimliche Sehnsucht nach weiblicher Führung.

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