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Messer-AttackeWie AfD und rechte Gruppen die Tat in Würzburg instrumentalisieren

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Drei Menschen starben nach dem Messer-Angriff eines Somaliers in Würzburg, weitere wurden verletzt.

Würzburg – Drei Menschen wurden niedergestochen in Würzburg – und für AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel war bereits am frühen Freitagabend alles klar.

„Man weiß nichts über den augenscheinlich nicht aus Deutschland stammenden Täter, dass er psychisch krank ist, wissen die Medien aber schon jetzt...“, schrieb Weidel auf Twitter, nachdem sie kurz davor den Verletzen und Hinterbliebenen ihr Mitgefühl ausgesprochen hatte.

Der Subtext dieser Aussage war ein doppelter: Ein schwarzer Täter - das kann nur ein Geflüchteter sein. Im Würzburger Fall bestätigte sich das, rassistisch war Weidels Tweet dennoch. Und der Verweis auf psychische Probleme sei nur eine Ablenkung der Medien, um ein anderes Motiv - Terrorismus - zu verbergen.

Behörden haben noch kein eindeutiges Motiv benannt

Doch auch zwei Tage später können die Behörden nichts Eindeutiges über das Motiv mitteilen. In der Unterkunft des Täters gefundene Unterlagen seien auf Somalisch und müssten erst übersetzt werden, teilte die Polizei mit. Daher sei es auch noch zu früh, etwa von Hassbotschaften zu sprechen. Der Generalbundesanwalt, zuständig bei Terrortaten, stehe in engem Kontakt mit den Ermittlern vor Ort. Eine Entscheidung, ob er den Fall übernimmt, ist noch nicht gefallen. Für die AfD ist die Tat des 2015 nach Deutschland gekommenen Mannes Wasser auf die Mühlen ihrer Politik.

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„Diese drei Menschen könnten ohne Merkels unverantwortliche Politik der offenen Grenzen noch leben“, sagt Bundestags-Fraktionschef Alexander Gauland. Der rechtsextreme Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke schreibt in einer Reihe von Beiträgen in den sozialen Netzwerken unter anderem: „Es interessiert mich nicht, ob der Anschlag islamistisch motiviert war oder ob der Täter psychisch krank war. Jedenfalls war er schon vorher gewaltauffällig und damit eine Gefahr für unsere Gesellschaft.“ Die Tat sei ein Beleg dafür „dass nicht alle Kulturen miteinander kompatibel“ seien.

Der bayerische AfD-Vertreter Peter Gebhardt forderte via Facebook: „Die Terrorangriffe auf uns sollen aufhören! Und wenn wir dazu Internierungslager brauchen - dann ist das eben ultima ratio“, also das letzte Mittel. Wer genau in welche At von „Lagern“ gesperrt werden soll, überlässt der AfD-Mann dem Leser.

Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) wehrt sich in einem Offenen Brief gegen die Vereinnahmung des Verbrechens in seiner Stadt: „Die Verbrechen Einzelner sind niemals auf Bevölkerungsgruppen, Religionen, Staatsangehörigkeiten zurückzuführen“ schreibt er. „Dieses Schubladendenken muss ein Ende haben. Und gleichzeitig wird es kein Ende haben.“

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