Mitgliedschaft bei der SPDGenosse Böhmermann darf als Neumitglied Plakate kleben

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Böhmermann SPD 021019

Jan Böhmermann ist SPD-Mitglied, aber noch kein Parteivorsitzender.

Berlin – Jan Böhmermann hat es geschafft – er ist nun ganz offiziell SPD-Mitglied. Obwohl in Köln wohnhaft, haben ihn die Sozialdemokraten im sachsen-anhaltinischen Köthen in ihre Reihen aufgenommen. Die für den ZDF-Satiriker frohe Kunde hatte der SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil am Dienstagabend auf Twitter überbracht. SPD-Politiker und "einfache Bürger" reagierten im selbigen sozialen Netzwerk ganz unterschiedlich auf Böhmermanns neue Parteilichkeit. Aus der SPD erhielt Böhmermann gleich mehrere "Angebote".

Den Parteivorsitz zu übernehmen war jedoch keines davon. Das war schließlich das erklärte Ziel und der eigentliche Grund, für den Parteibuch-Wunsch des Satirikers. Die Sozialdemokraten suchen eine neue Spitze, Jan Böhmermann ist selten um überlebensgroße Aktionen verlegen – und der "Neustart" der SPD wäre nun wirklich keine kleine Aufgabe. Seitdem Böhmermann seine Pläne verkündet hat, sind sich die Diskutanten im Analogen wie auf Twitter uneins: Will der "blasse dünne Junge" bloß einen besonders reichweitenstarken Witz auf Kosten der angeschlagenen Partei machen, oder meint er es zumindest mit seiner Sympathie für und Sorge um die SPD ernst?

Generalsekretär Lars Klingbeil umarmte Böhmermann mit seinem Begrüßungs-Tweet geradezu. Von einem möglichen Spitzenposten für das Neumitglied war dabei jedoch nicht die Rede. Stattdessen: "Infostände, Hausbesuche, Bürgergespräche, Plakate kleben. Wir freuen uns sehr, dass du jetzt an unserer Seite für eine starke Sozialdemokratie kämpfst!"

Karl Lauterbach, SPD-Bundestagsabgeodneter und Kandidat für den Parteivorsitz, bot Jan Böhmermann immerhin einen attraktiveren Posten als den des Wahlkampf-Plakatierers an. Er und seine Mitbewerberin für die Parteispitze, Nina Scheer, suchten noch "Spitzenpersonal im Kampf gegen AfD-Nazis, und da wüssten wir keinen besseren", twitterte Lauterbach.

Der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert hat zwar offenbar keinen Posten an Böhmermann zu vergeben – für eine Mitgliedschaft bei den Jusos ist der Satiriker mit seinen 38 jahren auch bereits drei Jahre zu alt. In seiner Funktion als Teil der Doppelspitze des SPD-Ortsvereins Lichtenrade-Marienfelde in Berlin lud Kühnert das prominente SPD-Neumitglied jedoch in die Hauptstadt ein – um sich den Mitgliedern des Ortsvereins vorzustellen. Die könnten sich immerhin die zehn Euro Eintrittsgebühren des "Neo Magazin Royal" und die Fahrtkosten nach Köln sparen, um den Satiriker einmal live zu erleben.

Apropos Posten: Auch der SPD-Landesverband Sachsen-Anhalt soll eine Doppelspitze bekommen. Der Landesverband erklärte allerdings, dass Böhmermann auch auf der Landesebene erstmal keine Chance auf ein Spitzenamt hat. Denn auch dort sei die Kandidatenliste längst geschlossen. Außerdem erklärte die Landespartei: "Für einen 'Trostpreis' sind wir viel zu widerborstig."

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Meint der das wirklich ernst?

Viele Twitternutzer bezweifelten weiterhin vor allem die Ernsthaftigkeit von Jan Böhmermanns Anliegen. Sein Aufnahmebegehren sei angesichts des Klamauks, den er darum veranstalte, unseriös und nicht glaubwürdig, schrieb ein hessisches SPD-Mitglied.

Andere stellten vor allem infrage, ob sich Böhmermann wirklich zu den von Lars Klingbeil angeregten Infoständen, Hausbesuchen, Bürgergesprächen und zur Plakatekleberei motivieren lasse.

Wieder andere zielten auf den derzeitigen Zustand der SPD ab und bezweifelten, dass Böhmermanns Engagement die Probleme der Partei zu lösen vermöge. Ein Nutzer verglich die SPD gar mit der Titanic.

(RND)

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