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Nach AKK-RücktrittUnd wenn Angela Merkel einfach bleibt?

Lesezeit 3 Minuten
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Bundeskanzlerin Angela Merkel schaut mit Gelassenheit auf den Machtkampf in der CDU.

Berlin – Das Sphinxhafte an Angela Merkel hat Freunde und Feinde schon oft irritiert. In diesen Tagen ist wieder eine dieser Phasen. Die Kanzlerin arbeitet viel und sagt wenig. Doch gerade darin liegt ihre Botschaft.

Einmal mehr greift Merkel jetzt auf ihr in allen Krisen seit dem Jahr 2005 erprobtes Patentrezept zurück. Einfach ganz ruhig weiterregieren.

Ist das alles Taktik? Oder ist es einfach der protestantische Pflichtmensch, der da durchkommt, das Naturell der fleißigen Pastorentochter aus der Uckermark?

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Letzten Freitag etwa empfing Merkel im Kanzleramt erstmal den Ministerpräsidenten von Brandenburg, Dietmar Woidke; es war dessen Antrittsbesuch als derzeit amtierender Präsident des Bundesrates. Der nächste Gast war Abdalla Hamdok, Premierminister des Sudan. Zwischendrin fand die Regierungschefin auch noch Zeit für die „Präsentation der 2-Euro-Sondermünze 2020 ,Brandenburg’“.

Krisenhaft wirkte da gar nichts. Und das sollte es auch nicht. Denn das Maß an Irrungen und Wirrungen in der deutschen Politik, speziell in ihrer CDU, ist aus Merkels Sicht längst voll.

Merkel sorgt sich weniger um sich selbst als um die deutsche Demokratie

Rücktritt? Natürlich wäre das für Merkel persönlich eine schöne Lösung. 15 Jahre sind genug, es müssen nicht 16 sein. So oder so wird die Nachwelt nicht zögern, eines Tages Straße und Plätze nach ihr zu benennen, nicht nur in Deutschland.

Wohlmeinende rieten Merkel dieser Tage, sie solle lieber gehen, solange die Stimmen aus ihrer Partei, die ihr dies nahelegen, noch ganz leise sind. Der Schritt in einen leicht vorgezogenen Ruhestand behalte dann etwas Erhabenes, fast Elegantes.

Merkel aber tickt nicht so. Sie sorgt sich derzeit weniger um sich selbst als um die deutsche Demokratie. Aus Merkels Umfeld heißt es, der Kanzlerin habe bereist die Verunsicherung missfallen, die Annegret Kramp-Karrenbauer mit ihren überraschenden Verzichtserklärungen ausgelöst habe. Damit seien Schwingungen und Wellen verstärkt worden, die ihren Ursprungsort bei der AfD hätten und deren trickreichem Vorgehen in Thüringen. Von einer „Finte“ sprach Merkel dieser Tage bei einem nichtöffentlichen Treffen mit Unionsabgeordneten – und ließ durchblicken: Noch entsetzlicher als das Manöver der AfD findet sie die Tatsache, dass andere es nicht durchschauten.

Das Kanzleramt als feste Burg

Wenn in solchen Runden dann auch noch über die Motive der Beteiligten etwa in Thüringen gesprochen wird, wird alles am Ende so bedrückend, dass ein Teil der Teilnehmer nur noch stumm auf die Tischplatte guckt. Denn es bleiben ja nur provinzielles Machtstreben plus Einfalt, in individuell veränderlichen Anteilen.

Merkel will nicht, dass aus dieser unschönen Mixtur nun Vibrationen entstehen, die die gesamte Republik ins Wanken bringen. Schon deshalb macht sie jetzt erstmal dicht. Eine feste Burg ist unser Kanzleramt: So lässt sich, in Anlehnung an Luther, die gegenwärtige Stimmung in Deutschlands Regierungszentrale beschreiben.

Im Oktober 2018, als Merkel ihren Verzicht auf weitere Kandidaturen verkündete, fügte sie hinzu: „Ich habe mir vorgenommen, meine Ämter in Würde zu tragen und sie auch eines Tages in Würde zu verlassen.“ Erfordert die Wahrung dieser Würde einen letzten Machtkampf? Merkels Getreue haben davor jedenfalls keine Angst;. Sie blicken, um bei Luther zu bleiben, auf „eine gute Wehr und Waffen“. Tatsächlich würde jeder Angreifer aus der CDU auf fünf Hürden stoßen.

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