Neue Virus-MutationCorona-Variante verunsichert Südafrika

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Nur etwa ein Viertel aller Menschen in Südafrika ist gegen das Coronavirus geimpft.

Jahrmärkte, Studentenpartys und endlich wieder Touristen in den Straßen Kapstadts: Offenbar war Südafrikas Vorfreude auf einen unbeschwerten Corona-Sommer zu groß. Vor einer Woche noch hatte die Kap-Republik nur etwas mehr als 500 Neuinfektionen pro Tag verzeichnet. Nun stieg die Zahl vor dem Wochenende auf das Vierfache an. Experten hatten zwar mit einer vierten Welle gerechnet, jedoch noch nicht vor Weihnachten.

Seit der Entdeckung der neuen, aggressiven Corona-Variante B.1.1.529 herrscht Verunsicherung. Doch inwieweit diese allein für den plötzlichen Anstieg verantwortlich ist, ist noch unklar. Vor allem unter Studenten in Pretoria habe sich B.1.1.529 zuletzt ausgebreitet, berichtet Gesundheitsminister Joe Phaahla. 90 Prozent der Fälle wurden im Wirtschaftszentrum Gauteng nachgewiesen.

Südafrika nicht als Sündenbock

Tulio de Oliveira, Direktor der KwaZulu-Natal Research Innovation and Sequencing Platform (Krisp), warnt davor, Südafrika zum Sündenbock für die neue Variante zu erklären: „Die Tatsache, dass wir sie hier entdeckt haben, bedeutet nicht, dass diese Variante in Südafrika entstanden ist.“ Das Land verfügt über eines der fortschrittlichsten Systeme zur Erfassung und Sequenzierung von Viren auf dem afrikanischen Kontinent.

Entsprechend fragen sich viele, in wie vielen Ländern B.1.1.529 bisher unentdeckt blieb. Südafrika ist gut mit Impfstoffen versorgt. Aber es ist auch das erste afrikanische Land, in dem das Impfangebot die Nachfrage nach Vakzinen übersteigt: Diese Woche bat die Regierung von Präsident Cyril Ramaphosa die Pharmaunternehmen Pfizer und Johnson & Johnson, Lieferungen einstweilen zu stoppen.

Rund ein Viertel vollständig geimpft

Nur rund 24 Prozent der Südafrikaner sind vollständig gegen Covid-19 geimpft. Experten machen eine Mischung aus Angst, Apathie und ein zu geringes Impfangebot vor allem in ländlichen Regionen dafür verantwortlich. Am Kap ist die Stimmung über die Covid-Politik schon länger aufgeheizt. Zunächst durch fehlende Impfstoffe, später durch millionenteure Korruptionsskandale rund um Covid-Schutzausrüstung und über all dem durch die eingebrochene Wirtschaft.

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Südafrika gilt als Land mit der ungerechtesten Einkommensverteilung weltweit. Während der Pandemie verloren zwei Millionen weitere Südafrikaner ihre Jobs. All das führte zu Skepsis und Ernüchterung. „Eure Impfungen funktionieren nicht“ und „Es ist zu spät, wir werden uns wehren“ waren nur einige Reaktionen auf einen Online-Impfaufruf der Regierung am Freitag. Unterdessen steigt die Furcht vor einem erneuten Lockdown. Am Sonntag soll Präsident Ramaphosa mit dem Krisenstab beraten.

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