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Pressestimmen zur Ansprache der Kanzlerin„Merkel packt rhetorisch die Bazooka aus“

Lesezeit 4 Minuten
Angela_Merkel

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)

Berlin – Angela Merkel hat sich in den Zeiten von Corona in einer emotionalen Rede an die Bürger gewandt. Sie erklärt, ermutigt und zeigt Verständnis. In der deutschen Presse hat ihre Ansprache für ein großes Echo gesorgt.

Die Nürnberger Nachrichten lesen in Angela Merkels Ansprache eine klare Aussage: „'Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst': Das waren die Schlüsselsätze aus Angela Merkels Rede an die Nation. Ein vielleicht letzter, im Ton beschwörender bis flehentlicher Appell an die Vernunft der Menschen in Deutschland: Reißt Euch zusammen, auch wenn es schwerfällt - so lässt sich zusammenfassen, was die Kanzlerin anmahnt. Und so vielleicht den nächsten, den drastischsten von vielen schon sehr drastischen Schritten zu intonieren – die Ausgangssperre.”

Bielefelder Westfalen-Blatt: „Schier unmöglicher Spagat zwischen Zuspruch und letzter Warnung“

Das Bielefelder Westfalen-Blatt beschreibt Merkels Rede als einen Spagat: „Diese Rede an die Nation hat es in sich. In einem beispiellosen Akt versucht die Bundeskanzlerin den schier unmöglichen Spagat zwischen Zuspruch und letzter Warnung, zwischen Lob und unmissverständlichem Tadel. Angela Merkel nimmt dabei das ganze Land wie jeden Einzelnen in die Pflicht: „Niemand ist verzichtbar. Es kommt auf jeden an!“ Ausgangssperren gibt es nicht – noch nicht. Die Politik folgt weiter einem Stufenplan, der choreografiert scheint und doch langsam, aber sicher an sein Ende kommen könnte. So macht die Kanzlerin erst gar keinen Hehl mehr daraus, dass uns die nächsten Wochen große Opfer abverlangen werden. Was zu tun ist, sollte längst jeder wissen. Abstand voneinander halten und doch zusammenstehen. Ein Kraftakt gewiss, aber kein Vergleich zu dem, was andernfalls droht. Die Situation ist historisch, die Lage dramatisch.”

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Der Münchner Merkur schreibt derweil: „Auch Deutschland muss lernen, dass ungewöhnliche Zeiten ungewöhnliche Maßnahmen erfordern. Die Kanzlerin hat Recht: Unser Land steht vor der größten Herausforderung seit dem Krieg. Jetzt muss sie aber auch entsprechend handeln.”

Rhein-Neckar-Zeitung: „Mehr Versprechen ist unmöglich“

Lobende Worte für Merkels Rede findet auch die Rhein-Neckar-Zeitung: „Angela Merkel packte am Mittwoch zumindest rhetorisch die Bazooka aus. Denn mehr Versprechen - kein Arbeitsplatz, kein Unternehmen soll verloren gehen - ist unmöglich. Und die Mahnung an die Bürger, sich doch gefälligst an Abstands-, Anstands- und Hygiene-Regeln zu halten, überträgt die Verantwortung genau an die richtige Adresse: Etwas Verzicht über ein paar Wochen hinweg rettet Menschenleben und den eigenen Job. Ist das zuviel verlangt?”

Die Ludwigsburger Kreiszeitung sieht in der Ansprache der Bundeskanzlerin die letzte Warnung: „Angela Merkel hat in ihrer ungewöhnlichen Fernsehansprache erneut auf die Dramatik hingewiesen und alle aufgefordert, auf jeden vermeidbaren sozialen Kontakt zu verzichten. Deutschland steht unmittelbar vor der entscheidenden Phase der Krise. Nicht irgendwann. Sondern jetzt. Es wäre ein Wunder, wenn Deutschland angesichts der bisherigen Leichtfertigkeit eines Teils seiner Bevölkerung um den großen Hammer herumkäme, der in Europa schon über Italien, Frankreich, Österreich und Spanien niedergegangen ist: Ausgangssperre. Der totale Shutdown. Merkels Rede ist so etwas wie eine letzte Warnung. Jetzt ist wirklich Disziplin gefragt. Von allen.”

Schwäbische Zeitung: „Besonnener Auftritt einer Frau, die Krisen kann“

Laut der Nordwest-Zeitung hat Merkel die richtigen Worte gefunden. „Bislang tragen die meisten Menschen die Einschnitte mit und ertragen ihre Folgen. Es gibt keine Panik – trotz einer Situation, die wie ein Albtraum ist, aus dem man nicht erwacht. Um die Krise durchzustehen, sind Vertrauen und Transparenz wichtig. Die Bundeskanzlerin hat um dieses Vertrauen geworben und die richtigen Worte gefunden. Nun müssen weitere besonnene Taten folgen. Taten, die die Epidemie eindämmen und die drastischen Auswirkungen abmildern: klare Kommunikation aller Schritte und ihrer Gründe, weniger Bürokratie für finanzielle Hilfen, tatkräftige Unterstützung für Menschen in Not und für Menschen, die in der Not helfen”, berichtet das Blatt.

Die Schwäbische Zeitung schreibt: „Es war der besonnene Auftritt einer Frau, die Krisen kann. Der Appell der Kanzlerin an alle Einwohner der Bundesrepublik war eindringlich und eindeutig. Schnörkellos machte Angela Merkel aber auch klar, dass sie weitere Maßnahmen in der Hinterhand hält, sollte die Bevölkerung nicht den Ernst der Lage im Zuge der Corona-Pandemie verstehen. Noch versucht es die Regierungschefin mit einem Mahnruf an die Vernunft und an die Intelligenz. Sollte dieser verpuffen, wird die Bewegungsfreiheit noch deutlicher eingeschränkt, was wiederum die Volkswirtschaft noch härter treffen dürfte. Die Neunmalklugen, die einem vermeintlichen Mainstream nicht vertrauen wollen, wittern Verschwörung hier und dort. Kanzlerin Merkel hat auch hier die richtigen Worte gefunden.”

Die Zeitung Rheinpfalz sieht in Merkels Rede einen Paukenschlag: „Spätestens seit Mittwochabend muss jeder und jedem in diesem Land klar sein, was die Stunde geschlagen hat. Schon allein die Tatsache, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel sich in einem bislang einmaligen Akt – von den Neujahrsansprachen abgesehen – per Fernsehen direkt ans Volk wendet, zeigt: Die Lage ist ernst, sehr ernst. Wenn das Robert-Koch-Institut jetzt vor bis zu zehn Millionen Corona-Erkrankten warnt, ist klar: Es geht in den nächsten Tagen und Wochen um nichts weniger als den Fortbestand des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Systems, wie wir es kennen.” (rnd)

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