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ImpfstoffeAstrazeneca kurz vor Zulassung – Russland kündigt weiteres Mittel an

Lesezeit 3 Minuten
Impfstoff Symbolbild

Eine Mitarbeiterin des Gesundheitswesen zeigt eine Ampulle mit dem Oxford-Astrazeneca Impfstoff.

  • Am Freitag oder Montag wird die Genehmigung für den Impfstoff von Astrazeneca auf dem deutschen Markt erwartet.
  • Russland kündigt derweil für Februar einen zweiten Impfstoff an.

Berlin – Nach den Präparaten der Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna wird die Europäische Kommission wahrscheinlich am Freitag oder am Montag auch dem schwedisch-britischen Hersteller Astra-Zeneca die Zulassung erteilen. Dann sind in Europa drei Anbieter mit ihren Vakzinen am Start, deren Wirksamkeit nach eigenen Angaben zwischen 94 (Biontech, Moderna) und 70 Prozent (AstraZeneca) schwankt. Auch die Lagermodalitäten sind unterschiedlich.

Während der Impfstoff von Biontech bei minus 70 Grad aufbewahrt werden muss, sind bei Astra-Zeneca nur zwei bis acht Grad für die Haltbarkeit nötig. Allerdings hat das Robert-Koch-Institut am Donnerstag in letzter Minute eine Empfehlung abgegeben, wonach der Impfstoff nur Menschen unter 65 Jahren verabreicht werden soll. Offenbar gibt es Bedenken wegen der Wirksamkeit bei Risikogruppen.

CureVac und Johnson & Johnson in den Startlöchern

Neben diesen drei Anbietern sind nach Angaben des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller weltweit 247 Impfstoffprojekte im Zusammenhang mit Covid-19 angelaufen. Dicht dran im komplizierten Europäischen Zulassungsverfahren sind mit den sogenannten „Phase-III-Studien„ die Anbieter CureVac (Tübingen) und Johnson&Johnson (USA) mit einem Werk in den Niederlanden. Die Hersteller müssen bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA mit Sitz in Amsterdam Teststudien in drei Phasen durchlaufen, bevor sie die Zulassung beantragen können.

Alles zum Thema Robert-Koch-Institut

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci kündigte am Donnerstag an, man arbeite mit dem private Pharmaunternehmen Berlin-Chemie daran, in der Hauptstadt eine Impfstoff-Produktion aufzubauen. Das Berliner Traditionsunternehmen prüfe gemeinsam mit der Gesundheitsverwaltung den Aufbau von Produktions-Kapazitätzen, so die Gesundheitssenatorin. Um welches Präparat es gehen soll, blieb unklar.

Russland kündigt für Februar zweiten Impfstoff an

In China sind drei Impfstoffe der Firmen Sinopharm, Sinovac Biotech und CanSino in der Entwicklung weit vorn. Das Präparat von Sinopharm (Wuhan) wurd am 30. Dezember zugelassen, nachdem zuvor bereits über eine Million Menschen im Wege von Notfallzulassungen damit geimpft worden waren.

Russland hat mit Sputnik V ebenfalls einen eigenen Impfstoff im Einsatz, der seit 5. Dezember zu gelassen ist. Und im Februar soll die Massenproduktion eines zweiten Impfstoffs beginnen, wie Premierminister Michail Mischustin diese Woche bekanntgab. Er sagte, die russische Regierung werde dafür 2 Milliarden Rubel (umgerechnet etwa 22 Millionen Euro) zur Verfügung stellen. Der Impfstoff mit dem Namen EpiVacCorona wurde nach Angaben der französische Nachrichtenagentur AFP in der Region Nowosibirsk entwickelt, in einem Labor, das zu Sowjetzeiten an biologischen Kampfstoffen geforscht hatte.

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Vor einer Woche sagte Bundeskanzlerin Angeal Merkel vor Journalisten in Berlin, man könne mit Russland „über alle politischen Differenzen hinweg in einer Pandemie im humanitären Bereich„ zusammenarbeiten. Voraussetzung sei, dass der russische Impfstoff von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zugelassen werde. Merkel sagte weiter, dass dabei das deutsche Paul-Ehrlich-Institut unterstützen könne, aber dort zog man sich auf Nachfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) auf die Antwort zurück, „Zulassungen von Covid-19-Impfstoffen erteilt im Europäischen Wirtschaftsraum die EU-Kommission nach einem Verfahren bei der EMA„. Das stimmt, aber nicht voll umfänglich, denn Ungarn hat als erstes EU-Mitgliedsland Sputnik V eingekauft und mit Impfungen begonnen und zwar im Wege einer Notzulassung. Das wiederum dürfte nach Angaben aus Brüssler Parlamentarierkreisen auch das hiesige Bundesinstitut „Paul Ehrlich„, wenn der politische Wille da wäre.

Montgomery zuversichtlich für Sputnik V

Das heißt wohl, so schnell wie Sputnik 1 im Jahr 1957 als weltweit erster künstlicher Erdsatellit die Umlaufbahn erreichte, wird Sputnik V nicht den Weg in deutsche Blutbahnen finden. Welt-Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery, hält es dennoch für gut möglich, dass der russische Impfstoff noch die Zulassung in Europa schafft. „Russland hat sehr große Erfahrung im Herstellen hochwertiger Impfstoffe„, sagte er dem RND. Nur bislang erfülle der russische Impfstoff nicht die europäischen Kriterien, was seine Zulassungsvoraussetzungen angehe. 

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