UmweltschutzImmer noch Ausnahmen trotz Plastiktüten-Verbot ab 1. Januar

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Bislang werden noch zu viele Plastiktüten ausgegeben.

Vom 1. Januar an dürfen Geschäfte keine Plastiktüten mehr an ihre Kunden herausgeben. Schon seit 2016 gilt eine freiwillige Vereinbarung mit dem Handel, dass die Tüten aus Kunststoff nur noch gegen Bezahlung abgegeben werden dürfen. Dadurch konnte der Verbrauch laut Bundesumweltministerium bereits um zwei Drittel gesenkt werden.

Allerdings haben sich einige Händler nicht an der Vereinbarung beteiligt. Laut Naturschutzbund Nabu betraf das etwa Imbisse, Bäckereien, Kioske oder Wochenmärkte. Durch Verwehungen oder falsche Müllentsorgung landeten die Plastiktüten dieser Geschäfte aber besonders häufig in der Landschaft oder in Gewässern, so der Nabu.

Mit dem Verbot sollen Plastiktüten nun komplett aus dem Handel verschwinden. Denn wenn sie nicht ordnungsgemäß recycelt werden, verbleiben sie jahrzehntelang in der Umwelt und gefährden so Tiere und Menschen.

Was wird konkret verboten?

Nicht mehr erlaubt sind künftig Einwegplastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis 50 Mikrometern. Das sind die Tüten, die üblicherweise im Handel an der Kasse ausgegeben werden. Verboten werden auch sogenannte Bioplastiktüten, die aus pflanzenbasierten Kunststoffen hergestellt werden. Sie sind laut Bundesumweltamt keine umweltfreundliche Alternative, weil sie sich kaum recyceln lassen und in der Natur ebenfalls sehr schlecht abgebaut werden. Der Aufdruck Bioplastik verleite zudem dazu, sie nicht sachgerecht zu entsorgen.

Das neue nationale Gesetz geht auf eine EU-Richtlinie zurück, die regulierende Maßnahmen bis hin zum Verbot von Plastiktüten erlaubt. Bieten Händler die Plastiktüten weiterhin an, müssen sie künftig mit Strafen bis zu 100.000 Euro rechnen.

Gibt es Ausnahmen?

Ja, weiter erlaubt bleiben die besonders dünnen Hemdchen - oder Knöllchenbeutel, die meist zum Verpacken von losem Obst und Gemüse genutzt werden. Für diese Tüten unter einer Wandstärke von 15 Mikrometern sieht die EU Ausnahmen vor, sofern dies aus hygienischen Gründen erforderlich ist oder wenn die dünnen Tüten zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen beitragen.

Das Bundesumweltministerium argumentiert außerdem, dass ein Verbot der Hemdchenbeutel zu neuen Vorverpackungen für Obst- und Gemüse führen würde. Denn wenn Kiwis und Weintrauben stattdessen wieder in dickwandigen Plastikboxen verpackt würden, wäre für den Umweltschutz nichts gewonnen.

Erlaubt bleiben außerdem dickwandige Plastiktüten mit einer Wandstärke von mehr als 50 Mikrometern, die zur mehrfachen Nutzung gedacht sind. Auch für andere Produkte, wie für Parfüm, gibt es laut Nabu weiterhin kleine, aber sehr dicke Plastiktüten.

Ist die Papiertüte eine gute Alternative?

Seitdem die Plastiktüten im Handel Geld kosten, ist der Verbrauch von Papiertüten gestiegen, wie das Bundesumweltministerium bestätigt. Sie werden eher recycelt und landen seltener in der Umwelt. Falls das aber doch passiert, zerfallen die Papierfasern relativ schnell. Allerdings hat die Papiertüte ein besseres Image als ihr zusteht. So teilt der Nabu mit, dass sie gesamtökologisch keine bessere Alternative zur Plastiktüte sei. Denn auch braune Papiertüten bestünden nur selten aus Altpapier. Für die Produktion werde stattdessen oft sehr viel Holz, extreme Mengen an Energie und Wasser sowie Chemikalien für Klebematerial und Druckfarben benötigt.

Der Nabu fordert deshalb von der Bundesregierung, auch für Papiertüten ein Reduktionsziel festzulegen. Außerdem sollte nach dem Willen der Umweltschützer eine gesetzliche Abgabe auf Einwegpapiertüten eingeführt werden.

Wie bekomme ich dann den Einkauf umweltfreundlich nach Hause?

Ökologisch sind zum Beispiel Mehrwegtragetaschen aus recyceltem Kunststoff. Je häufiger sie benutzt werden, desto umweltfreundlicher werden sie. Schon nach drei Einsätzen ist eine Mehrwegtragetasche aus Kunststoff umweltfreundlicher als eine Einwegplastiktüte.

Besonders gut sind auch Mehrwegtragetaschen aus Polyester, weil sie sehr leicht sind und besonders lange halten. Bei Stoffbeuteln können Verbraucherinnen und Verbraucher darauf achten, dass sie ebenfalls aus Recyclingmaterial oder aus Biobaumwolle hergestellt wurden. Ansonsten eignen sich natürlich auch Körbe, Taschen und Rucksäcke, um den Einkauf nach Hause zu transportieren. Alles was nicht neu angeschafft werden muss, hat in dem Fall eine gute Ökobilanz.

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