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Ungleichgewicht in der Corona-KriseBürger müssen sich einschränken, Unternehmen kaum

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Niemand zwingt Unternehmen dazu, ihre Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken – auch da, wo es möglich wäre. 

Es ist unglaublich: Kita-Kindern ist der Kontakt zu Gleichaltrigen verboten, Ausflüge sind vielerorts auf 15 Kilometer beschränkt – aber Tausende fahren täglich mit Bus und Bahn ins Büro für Jobs, die gut von daheim zu erledigen wären.

Vor zwei Wochen beließ es die Kanzlerin mit harten Pflichten und Verboten fürs Privatleben – und einen Appell, „großzügige Homeoffice-Möglichkeiten zu schaffen“. Wie erfolgreich der war, zeigt sich daran, dass nun der Bundespräsident nachlegte – wobei er ja per sie nur appellieren kann.

Absurd wurde es, als Steinmeiers Aufruf, vermeidbare Berufs- und Wegekontakte auch zu vermeiden, parallel zu den neuen Wünschen vermeldet wurde, die das Kanzleramt habe: Privatbesuche nur noch durch ein und dieselbe Person etwa, oder nächtliche Ausgangssperren.

Das Ungleichgewicht zwischen Einschränkung des Privatlebens und der Kulanz gegenüber Unternehmen ist dabei frappierend. Sicher darf die Wirtschaft nicht ruiniert werden. Aber das Homeoffice zeigt, dass nicht überall Schaden droht, wo Firmen Auflagen bekommen. Noch akzeptieren die Bürger selbst widersprüchliche Auflagen, vor allem angesichts überlasteter Kliniken und Krematorien. Aber nach wie vor fehlt Deutschland ein Konzept jenseits des Dreiklangs aus Lockdowns, Staatshilfen und dem Hoffen auf den Impfstoff.

Dabei ist die grassierende Corona-Mutation ein Weckruf: Nicht unbedingt für neue, unkontrollierbare Verschärfungen. Sondern für einen Plan B – und den Fall, dass die Immunisierung nicht so schnell erreicht wird wie erhofft. Angst, Disziplin, Verständnis und Staatsgeld schrumpfen. Nötig sind Pläne, wie das Land und vor allem Gesundheitswesen und Risikogruppen mit dem Virus zurechtkommen können.

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