ZDF berichtetEntführungen und Folter im Auftrag der türkischen Regierung

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Recep Tayyip Erdogan

Berlin – Die Türkei betreibt offenbar ein Entführungsprogramm, bei dem der Geheimdienst MIT weltweit nach politischen Gegnern sucht, die dann in türkische Gefängnisse verschleppt werden. Das ergeben gemeinsame Recherchen des ZDF-Magazins „Frontal 21“ und acht weiteren internationalen Medien, koordiniert von „Correctiv“.

Mehrere Betroffene erheben demnach den Vorwurf, sie seien in Geheimgefängnissen gefoltert worden. Die türkische Regierung habe auf Nachfragen zu den Vorwürfen bisher nicht reagiert, wie das ZDF mitteilt.

Zwei Männer berichten gegenüber „Frontal 21“ und „Correctiv“ unabhängig voneinander von geheimen Folterzentren in der Türkei. Demnach sagen sie übereinstimmend, auf offener Straße in der Türkei in dunkle Transporter gezerrt und mit einem Sack über dem Kopf in ein Geheimgefängnis gebracht worden zu sein. In Verhören unter Folter sei ihnen vorgeworfen worden, Anhänger des Predigers Fetullah Gülen und Terroristen zu sein. Ziel der Misshandlungen sei es, falsche Zeugenaussagen für Prozesse gegen Gülen-Anhänger zu erpressen.

Menschenrechtsorganisationen halten Schilderungen für glaubwürdig

Mehrere Menschenrechtsorganisationen, darunter Human Rights Watch (HRW), halten die Schilderungen offenbar für glaubwürdig. Zu Entführungen und Folter in der Türkei heißt es: „Wir müssen davon ausgehen, dass das systematisch ist“, sagt Wenzel Michalski, Direktor von HRW Deutschland.

Der türkische Menschenrechtsverein IHD ist überzeugt, dass der türkische Geheimdienst MIT für die Entführungen in der Türkei verantwortlich ist, wie das ZDF weiter mitteilt. Angehörige hätten berichtet, wie Opfer auf offener Straße verschleppt worden seien, „mit einem schwarzen Kleintransporter mit dunklen Scheiben“, sagte Öztürk Türkdogan, Vorsitzender des IHD.

„Frontal 21“ berichtet am Dienstag, 11. Dezember, um 21.00 Uhr darüber. Für die Recherchen wurden Überwachungsvideos gesichtet, interne Dokumente ausgewertet sowie Augenzeugen und Opfer befragt. (RND)

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