Rund 14.000 StraftatenNRW stellt erstes Lagebild der Clan-Kriminalität vor

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clan symbolbild

Bochum im Januar 2019: Razzia der Polizei in einer Shisha-Bar

Düsseldorf – Zwischen 2016 und 2018 waren in Nordrhein-Westfalen 104 Familienclans aktiv, deren Mitglieder straffällig geworden sind. Das geht aus dem ersten ausführlichen Lagebild zur Clankriminalität des Landeskriminalamtes (LKA) hervor. Es wurde von Innenminister Herbert Reul (CDU) und Thomas Jungbluth, LKA-Abteilungsleiter für Organisierte Kriminalität, am Mittwoch in Düsseldorf vorgestellt.

Zwei Clans für eine Fünftel aller Taten verantwortlich

Danach sind knapp 6500 Tatverdächtige für mehr als 14.000 Straftaten verantwortlich. Darunter sind auch 24 versuchte und zwei vollendete Tötungsdelikte. „Rund 20 Prozent aller Straftaten gehen auf das Konto von nur zwei Clans“, sagte Innenminister Reul.

Mehr als sechs Prozent der Straftäter seien mehrfach in Erscheinung getreten, haben mindestens fünf Delikte verübt und sind für ein Drittel aller Straftaten verantwortlich. Von den 14.000 Straftaten zählt ebenfalls rund ein Drittel zu den Rohheitsdelikten, also Bedrohung, Nötigung, Raub und gefährliche Körperverletzung.

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Köln liegt landesweit auf Platz sieben

Hotspots sind die Ruhrgebietsstädte, allen voran Essen, Gelsenkirchen und Recklinghausen. Mit 587 Straftaten nimmt Köln unter den Top Ten in NRW den siebten Platz ein, Bonn (396 Straftaten) und Düsseldorf (391) liegen auf den Plätzen neun und zehn.

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Die Zahl der Straftaten dürfte die 14.000 aber deutlich überschreiten. „Das Dunkelfeld ist vermutlich sehr groß. Nicht alle Taten werden der Polizei bekannt oder angezeigt“, sagte LKA-Experte Jungbluth. „Aus Angst vor Repressalien oder weil die Clans das untereinander regeln.“

Mit der Erstellung des landesweiten Lagebilds habe die schwarz-gelbe Landesregierung ein Versprechen eingelöst. „Wir schwurbeln nicht rum. Wir sagen, was ist“, so Innenminister Reul. Jahrelang seien die Hinweise von Bürgern aber auch aus Polizeikreisen „geflissentlich ignoriert“ worden.

„Ob aus falsch verstandener politischer Korrektheit oder weil man der Auffassung war, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Damit ist jetzt Schluss.“ In dem Bericht habe man die Familiennamen der Clans abgekürzt, „weil wir niemanden stigmatisieren wollen“. Nicht jeder, der einen Clan-Namen trage, sei kriminell.

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