Sechs Syrer festgenommenTerrorverdächtige spähten mehrere Ziele in Essen aus

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Limbecker Platz imago

Der Limbecker Platz in Essen

Köln – Bei einer Razzia in mehreren Bundesländern sind am Dienstagmorgen sechs mutmaßliche Anhänger der Terrormiliz IS  festgenommen worden. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt mit. Die syrischen Männer im Alter von 20 bis 28 Jahren werden verdächtigt, „einen Anschlag mit Waffen oder Sprengstoff auf ein öffentliches Ziel in Deutschland vorbereitet zu haben“.   Spezialeinsatzkommandos der Polizei durchsuchten bei der Razzia, an der 500 Beamte beteiligt waren, acht Wohnungen in Essen, Kassel, Hannover und Leipzig.

Mehrere Ziele im Visier

Offenbar hatten die Männer vor allem die Stadt Essen im Visier. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Ermittlerkreisen erfuhr, hatte die mutmaßliche islamistische Terrorzelle dort mehrere mögliche Anschlagsorte ausgespäht. Demnach waren drei der sechs verdächtigen Syrer tagelang in der City der Ruhrmetropole unterwegs – stets observiert durch Staatsschützer.

Verdächtige gaben sich als Studenten aus

Die Beschatter beobachteten, wie das Trio, das sich als eine Gruppe von Architekturstudenten ausgab, Fotos von der Shopping Mall am Limbecker Platz machte. Gegen das Einkaufszentrum gab es bereits im März eine Anschlagsdrohung. Es wurde für mehrere Tage geschlossen. Wer damals hinter der Drohung stand, ist bis heute unklar. Auch das nahe gelegene Einkaufszentrum Rathaus-Galerie und den Kennedyplatz sollen die Männer inspiziert haben. Dort soll am kommenden Donnerstag einer der Weihnachtsmärkte beginnen. Die Islamisten sollen insbesondere in Hüfthöhe hängende Müllkörbe fotografiert haben.

Die Ermittler deuteten dies als Hinweis darauf, dass die Zelle an den Abfalleimern vermutlich Sprengsätze deponieren wollte, um auf dem Weihnachtsmarkt einen Anschlag zu verüben. Daraufhin erfolgte offenbar der Zugriff. Die Anschlagsplanungen befanden sich laut Behörden noch in einem frühen Stadium.

Beamte griffen zu

Bei der in Essen festgenommenen Person handelt es sich nach Informationen dieser Zeitung um einen 20 Jahre alten Syrer, der im August 2015 nach Deutschland eingereist war. Einen Monat später hat er einen Asylantrag gestellt. Er wurde am Dienstagmorgen in einer Wohnung im Essener Stadtteil Freisenbruch widerstandslos festgenommen. Auch sein Bruder soll sich in der Wohnung aufgehalten haben. Die Polizei stellte Handys, Computer und Dokumente sicher.

Die fünf weiteren Verdächtigen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Dezember 2014 beziehungsweise September 2015 als Asylsuchende nach Deutschland eingereist. Die Stadt Essen hat für den Weihnachtsmarkt bereits am vergangenen Donnerstag ein Sicherheitskonzept vorgelegt. An 17 neuralgischen Stellen wurden tonnenschwere Betonblöcke und Schikanen aufgestellt. Zehn Security-Mitarbeiter sollen die mobilen Sperren überwachen. Die Kosten belaufen sich auf 110000 Euro.

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