Sexuelle BelästigungKatholischer Stadtdechant streitet Anschuldigungen ab

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Gegen den Düsseldorfer Stadtdechanten gibt es Vorwürfe (Symbolbild).

Köln – Der katholische Stadtdechant von Düsseldorf, Ulrich Hennes, ist wegen des Vorwurfs sexueller Belästigung von allen Ämtern beurlaubt. Dies teilte das Erzbistum Köln am Dienstag mit. Kardinal Rainer Woelki erklärte: „Wir dulden keinerlei Form von sexualisierten Übergriffen und gehen entsprechenden Hinweisen und Verdachtsfällen konsequent nach.“

Hennes bestreitet den Vorwurf. „Ich bin unschuldig“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Gegen Anzeigen könne man sich nicht wehren. „Ich kann sie mir aber nicht erklären und bin überzeugt, dass sich alles in Wohlgefallen auflöst. Es gibt für mich keinen Grund abzutauchen.“ Das Erzbistum betont, sich gemäß den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zum Umgang mit dem Verdacht sexuellen Missbrauchs im Raum der Kirche zu verhalten. Für Hennes gelte die Unschuldsvermutung. „Bis zum Abschluss der eingeleiteten Verfahren sollte keine Vorverurteilung stattfinden.“ Auch Hennes nannte das Vorgehen des Erzbistums „völlig korrekt“ und sagte: „Ich trage das mit.“

Nach Angaben des Erzbistums geht es um einen Vorfall aus dem Jahr 2012. Hennes soll damals einen Priesteramtskandidaten, der als Praktikant in Hennes’ damaliger Gemeinde tätig war, sexuell belästigt haben. Ein „Hinweis“ darauf sei am vorigen Donnerstag eingegangen. Das Erzbistum habe diese Information an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet und unabhängig davon ein innerkirchliches Verfahren eröffnet.

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Auf Nachfrage erklärte das Bistum ergänzend, es habe bereits in den 1990er Jahren einschlägige Vorwürfe gegen Hennes gegeben, der damals Stadtjugendseelsorger in Wuppertal-Barmen war. Es sei um die Belästigung eines fast volljährigen Jugendlichen gegangen. Nach dem Missbrauchsvorwurf habe Hennes sich einer Therapie unterziehen müssen, die aus damaliger Sicht erfolgreich verlaufen sei. Ein externes Gutachten habe ihm und dem Erzbistum bescheinigt, dass es keine Bedenken gebe, wenn er weiterhin seinen Dienst als Stadtjugendseelsorger verrichten würde.

Die Auflage einer Therapie sei die einzige Sanktion gewesen. Von einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wurde damals abgesehen. Später landete der Fall im Zuge einer allgemeinen Überprüfung bei der Staatsanwaltschaft. Die stellte das Verfahren aber ein. Mittlerweile ist der Fall verjährt. Heute würde man die Vorwürfe gleich zur Anzeige bringen, erklärte das Erzbistum. Der damalige Umgang sei nicht richtig gewesen.

Ulrich Hennes war lange auch in Köln tätig

Hennes hatte sein Amt im Oktober 2015 angetreten. Zuvor gab es eine Kontroverse um die Neubesetzung des wichtigsten Postens der katholischen Kirche in der Landeshauptstadt. Der Düsseldorfer Klerus und die dortigen Laiengremien lehnten den von Woelki vorgesehenen Bad Godesberger Pfarrer Wolfgang Picken ab, der in der vorigen Woche als neuer Bonner Stadtdechant eingeführt wurde. Wegen des Widerstands gegen Picken in Düsseldorf zog Woelki seinen Kandidaten zurück und präsentierte stattdessen Hennes.

Dieser hatte vor seiner Zeit in Hilden zentrale Aufgaben in der Jugendseelsorge des Erzbistums inne. Nach seiner Priesterweihe war er Kaplan in Kaarst und Wuppertal-Barmen, dort ab 1994 Stadtjugendseelsorger. In gleicher Funktion war er seit 1996 in Köln tätig. Er fungierte auch als Rektor der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg. Von 2004 bis 2006 war er zudem stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Seelsorge.

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