Sozialbericht NRW schlägt AlarmGelsenkirchen ist die Hauptstadt der armen Kinder

Lesezeit 3 Minuten
Story-116641193

Die meisten armen Kinder wohnen in NRW in Gelsenkirchen.

Düsseldorf – Das Armutsrisiko von Kindern ist seit 2014 um 0,7 Prozent angestiegen und liegt damit deutlich über dem Armutsrisiko der Bevölkerung insgesamt, das bei 16,6 Prozent liegt. Das geht aus dem neuen Sozialbericht hervor, den NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Landtagsvorgestellt hat. Danach weisen Kinder ein überdurchschnittliches Armutsrisiko auf, deren Eltern gering qualifiziert sind (60,1 Prozent), die bei einem alleinerziehenden Elternteil aufwachsen (41,9 Prozent) , die aus einer kinderreichen Familie stammen (37,3 Prozent) und/oder einen Migrationshintergrund haben (36,5 Prozent). Der Ausbruch der Corona-Krise ist in die Ergebung nicht mit einflossen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Im Gesundheitsministerium geht man davon aus, dass die Zahl der armen Kinder durch die Pandemie weiter ansteigt. Es sei zu vermuten, dass besonders die schon bislang schlechter gestellten Gruppen der Gesellschaft, die Einkommensarmen, niedrig Qualifizierten, Alleinerziehenden und Familien mit mehreren Kindern von der Pandemie besonders betroffen seien, heißt es in dem Bericht.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Im Kreis Borken geht es Kindern am besten

Die höchste Armutsquote bei Minderjährigen wurde in Gelsenkirchen mit 40,5 Prozent festgestellt. Dort lebt also fast jedes zweite Kind in finanziell prekären Verhältnissen. Am besten geht es den Kindern im Kreis Borken. Dort sind nur 8,5 Prozent von Armut betroffen. Laut der Studie spielt die Kindertagesbetreuung für die Entwicklung der Kinder eine bedeutende Rolle. Für Kinder mit nicht-deutscher Erstsprache würden sie eine wichtige Funktion bei der Sprachförderung und damit für den Bildungserfolg spielen. Eltern mit nicht-deutscher Familiensprache nutzen die Kitas allerdings weniger häufig als deutschsprachige Familien.

Josef Neumann, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag NRW, zeigt sich besorgt über die Entwicklungen. „Es kann nicht sein, dass in Nordrhein-Westfalen fast jedes fünfte Kind in Familien lebt, in denen das Geld knapp ist und in denen die Eltern Sozialleistungen beziehen oder geringe Einkommen haben“, sagte Neumann. Daher fordere die SPD schon seit langem die Einführung einer Kindergrundsicherung. Gravierend sei auch, dass die Ungleichheiten beim Einkommen der Menschen steigen: „Hier sind Frauen häufiger von relativer Einkommensarmut betroffen als Männer.“

Immer mehr Bürger sind überschuldet

Auch die Zahl der Menschen mit geringem Einkommen ist in NRW weiter gestiegen: 19,6 Prozent der Vollzeitbeschäftigten verdienen weniger als 2289 Euro brutto im Monat. Zugleich wächst die Verschuldung. Laut Sozialstatistik waren 2019 rund 1,75 Millionen Menschen in NRW überschuldet.

Mehrdad Mostofizadeh, sozialpolitischer Sprecher der Grünen, beklagte, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich in NRW weiter auseinander bewege. Der Bericht mache deutlich, dass die schwarz-gelbe Landesregierung „mit einigen zentralen Vorhaben auch weit neben der sozialpolitischen Realität“ liege. So hätten Menschen mit Behinderungen ein deutlich höheres Armutsrisiko als andere. Dennoch verschlechtere die Laschet-Regierung bereits zum zweiten Mal in dieser Legislaturperiode die Bedingungen für den Bau von bezahlbaren, barrierefreien Wohnungen.

KStA abonnieren