Abo

StaatsbesuchShakehands mit der Queen – Trump in London unterwegs

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt (2)

Königin Elizabeth II. begrüßt Trump – mit einem ungewöhnlichen Handschlag.

London – US-Präsident Donald Trump hat in London Königin Elizabeth II. getroffen. Die britische Monarchin empfing Trump und seine Frau Melania am Montag im Buckingham-Palast. Politische Gespräche mit Premierministerin Theresa May sind erst am Dienstag geplant.

Am Londoner Flughafen Stansted wurde Trump vom britischen Außenminister Jeremy Hunt und von US-Botschafter Woody Johnson begrüßt. Mit dem Hubschrauber ging es dann weiter zur Botschafterresidenz Winfield House. Nach dem Empfang und einem Mittagessen bei der Queen sollte das Präsidentenpaar einen Kranz am Grabmal des unbekannten Soldaten in der Westminster Abbey niederlegen. Am Nachmittag wurden Trump und seine Frau zum Tee bei Thronfolger Charles und dessen Frau Camilla erwartet. Am Abend steht dann ein Staatsbankett im Buckingham-Palast auf dem Programm. 

Trump besucht die britische Hauptstadt inmitten der Brexit- und Regierungskrise. Neben May, die wegen des Scheiterns ihres Brexit-Kurses bald abtreten wird, kommt der US-Präsident möglicherweise auch mit dem früheren britischen Außenminister Boris Johnson und dem Brexit-Hardliner Nigel Farage zusammen. Kurz vor seinem Besuch hatte sich Trump in die Brexit-Debatte eingemischt: Er tat darin unter anderem seine Sympathie für Johnson als Mays Nachfolger kund und empfahl notfalls einen ungeregelten EU-Ausstieg. Damit verstieß er gegen grundlegende diplomatische Konventionen. Das sorgte für Irritationen. 

Trump nennt Londoner Bürgermeister „Komplettversager“

Eine mögliche Zusammenkunft mit dem Londoner Bürgermeister Sadiq Khan schloss Trump dagegen aus. Kurz vor Beginn seines Staatsbesuchs in Großbritannien hatte Trump Khan bei Twitter als „Versager“ verspottet. Dieser, der nach allem, was man höre, furchtbar schlechte Arbeit als Bürgermeister von London geleistet habe, sei auf törichte Weise „gemein“ zu ihm gewesen, twitterte Trump am Montagmorgen kurz vor der Landung. Dabei seien die USA der bei weitem wichtigste Bündnispartner des Vereinigten Königreiches. „Er ist ein Komplettversager, der sich auf das Verbrechen in London konzentrieren sollte, nicht auf mich“, schrieb Trump weiter.

Khan erinnere ihn an „unseren sehr dummen und inkompetenten“ Bürgermeister von New York, Bill de Blasio - allerdings sei der Londoner Bürgermeister „nur halb so groß“, so der US-Präsident. Dabei schrieb Trump den Namen des britischen Labour-Politikers mit verdrehten Buchstaben als „Kahn“ statt „Khan“. Nichtsdestotrotz freue er sich auf seinen Besuch in Großbritannien.

Khans Sprecher wies Trumps Kritik als beleidigend zurück. Solche „kindischen Beleidigungen“ sollten eigentlich „unter der Würde des Präsidenten der Vereinigten Staaten“ sein, sagte er.

Nicht das erste Scharmützel

Khan richtete am Montag eine Botschaft in Sachen Frauenrechte an den US-Präsidenten. „Ihre Werte und wofür Sie stehen sind das genaue Gegenteil der Werte Londons und der Werte in diesem Land“, sagte der Labour-Politiker in einem knapp zweiminütigen Video, das die britische Ausgabe der Zeitschrift „Elle“ am Montag auf ihrer Webseite veröffentlichte. Vielfalt sei eine Stärke, keine Schwäche. „Wir respektieren Frauen und denken, dass sie Männern ebenbürtig sind“, fuhr Khan fort. Trump hat sich in Großbritannien mit seinen frauenfeindlichen Äußerungen viel Kritik eingehandelt.

Der Londoner Bürgermeister und der US-Präsident haben sich schon häufiger öffentliche Scharmützel geliefert, unter anderem um den Umgang des Bürgermeisters mit Terrorismus sowie Trumps Arbeitsbesuch in Großbritannien im vergangenen Sommer. Am Sonntag hatte Khan nachgelegt und die Sprache des US-Präsidenten mit der von „Faschisten des 20. Jahrhunderts“ verglichen. Trump sei zunehmend eine „globale Bedrohung“, sagte der Londoner Bürgermeister.

Proteste gegen US-Präsidenten in Planung

Auch der Demokrat de Blasio ist ein erklärter Trump-Kritiker. Der New Yorker Bürgermeister konterte mit einem eigenen Tweet, in dem er Trump den „Zwilling“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin nannte - „nur wird seine Präsidentschaft kürzer sein.“ De Blasio ist einer von mehr als 20 Bewerbern, die für die Demokratische Partei 2020 gegen den Republikaner Trump in die Präsidentschaftswahl ziehen wollen.

In London sind während Trumps Visite große Proteste geplant. Dabei wollen die Veranstalter wie schon beim Trump-Besuch vor einem Jahr einen riesigen Ballon in Form eines Trump-Babys mit Windeln aufsteigen lassen. Khan hatte den US-Präsidenten zuvor in einem Zeitungsartikel scharf für dessen „spaltendes Verhalten“ angegriffen. Der Politiker von der oppositionellen Labour-Partei warf Trump im „Observer“ vor, sich mit seinem Verhalten über die „Ideale hinwegzusetzen, auf denen Amerika gegründet wurde - Gleichheit, Freiheit und religiöse Freiheit“. Trump sei zudem eines der „ungeheuerlichsten Beispiele“ für die wachsende weltweite Gefahr durch die politische Rechte. (afp/dpa)

Das könnte Sie auch interessieren:

KStA abonnieren