Steigende Corona-Zahlen alarmieren Laumann„Wer sich nicht impfen lässt, wird krank"

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Laumann im Aufzug

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) 

Düsseldorf  – Angesichts der ansteigenden Zahl der Corona-Infektionen im Land hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann die Bürger erneut dringend dazu aufgerufen, sich impfen zu lassen: „Jeder, der sich jetzt nicht impfen lassen möchte, wird sich über kurz oder lang mit Covid-19 infizieren. Die Impfung ist der einzige Schutz gegen das Virus“, sagte der CDU-Politiker dem  „Kölner Stadt-Anzeiger".

In den Hochwassergebieten sei bislang noch keine besondere Infektionsentwicklung zu beobachten. „Das ist allerdings kein Anlass für eine Entwarnung“, sagte der CDU-Politiker. „Wenn sich die Menschen nun aber insbesondere in den Notunterkünften gegenseitig anstecken, belastet das die angespannten Strukturen vor Ort zusätzlich“, fügte Laumann hinzu.  Daher gebe NRW im Rahmen eines Sonderimpfprogramms zusätzliche Impfkontingente in diese Regionen.

Die Landeswocheninzidenz liegt derzeit in NRW bei 14,4 mit steigender Tendenz. Ab Montag gilt daher vermutlich für das Land wieder die Inzidenzstufe 1 mit ersten zusätzlichen Schutzmaßnahmen.  

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SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte unterdessen die Untätigkeit der Bundesregierung angesichts der ansteigenden Inzidenzen.

Lauterbach warnt vor LongCovid

Dahinter stecke die Strategie, deutlich zu machen, dass steigende Inzidenzen nicht mehr zu höheren Todeszahlen führten. „Das halte ich aber für gefährlich“, sagte Lauterbach dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Untersuchungen hätten gezeigt, dass zehn bis 15 Prozent der Erkrankten, auch wenn sie nicht schwer erkranken, unter Langzeitschäden leiden und vielleicht nicht wieder komplett genesen, weil Herz, Nieren, Lunge und Gehirn angegriffen wurden“, erklärte der SPD-Politiker. Dieses Risiko bestehe auch bei Kindern und Jugendlichen. „Wir dürfen jetzt nicht riskieren, dass eine ganze Generation mit den Folgen von LongCovid zu kämpfen hat, wenn wir sehr hohe Inzidenzen zulassen.“

Hoffnung auf die Impfung von Kindern

Lauterbach setzt darauf, dass künftig mehr Kinder und Jugendliche geimpft werden. „Als Wissenschaftler hoffe ich, dass die Ständige Impfkommission ihre Position noch ändert und Impfungen für Kinder ab 12 Jahren empfiehlt“, sagte der SPD-Politiker. Ohne die Impfung von Kindern und Jugendlichen und bei der hohen Zahl ungeimpfter Erwachsener würden die „Inzidenzen nach dem Sommer schnell wieder eine satte dreistellige Höhe erreichen“, warnte Lauterbach. Es sei „schwierig, wenn ein Teil der Politik jetzt wegen des beginnenden Bundestagswahlkampfs trotz steigender Fallzahlen schweigt und so tut, als ob man die Pandemie im Griff habe“.

Urlaubsrückkehrer im Visier

Der SPD-Gesundheitsexperte erläuterte, in Hamburg seien bereits 25 Prozent alles Neuinfizierten Urlaubsrückkehrer. „Wir brauchen jetzt auch in NRW strenge Regeln für Urlaubsrückkehrer. Urlauber, auch wenn sie mit dem Auto unterwegs sind, müssen nach der Rückkehr getestet werden“, forderte Lauterbach. Dies sei „unbequem, aber wichtig“. Eine schnelle Kontrolle des Impfausweises von Heimkehrern sei möglich.

„Inzidenz Null war falsches Signal"

Josef Neumann ist der gesundheitspolitische Sprecher der SPD im Düsseldorfer Landtag, auch er wies darauf hin, dass der Sommerurlaub eine Ursache steigender Inzidenzwerte sei. „Die Einführung der ‚Inzidenzstufe Null‘ in NRW noch während der Europameisterschaft war in dieser Hinsicht ein absolut falsches Signal“, sagte Neumann auf Anfrage. Das kostenlose Testen von Reiserückkehrern müsse verbindlich geregelt werden. Zentral für eine schnelles Ende der Pandemie sei die Impfbereitschaft: „Hier sollte das Land unbedingt über Image-Kampagnen nachdenken. Leider hat die Landesregierung in dieser Hinsicht viel Zeit ungenutzt verstreichen lassen."

Grüne fordern Abwassermonitoring

Verena Schäffer, Fraktionschefin der Grünen im Landtag, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, Bürgertests müssten weiterhin eine große Rolle spielen. „Zudem muss die Landesregierung endlich ein Abwassermonitoring als zusätzliches Instrument zur Beobachtung der Ausbreitung ausrollen“, sagte die Politikerin aus Witten. Es sei gut, dass Bund und Land endlich auch ein Förderprogramm für den Einsatz mobiler Luftfilter auf den Weg gebracht hätten. „Leider kam dieses Programm wieder so spät, dass es fraglich ist, ob alle Klassenräume bis zum Herbst mit Luftfiltern ausgestattet sein werden.“

In NRW ist jeder zweite geimpft

In NRW ist inzwischen fast jeder Zweite vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das geht aus Daten des Robert Koch-Instituts hervor. Im Bundesländervergleich liegt NRW danach nach Bremen und dem Saarland an dritter Stelle. 63,5 Prozent der Gesamtbevölkerung sind mindestens einmal und 49,8 Prozent vollständig geimpft.

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