Abo

Stichwahlen in NRWKölns Stadtdirektor wird Oberbürgermeister von Düsseldorf

Lesezeit 4 Minuten
Keller_Geisel

Der bei der Stichwahl in Düsseldorf unterlegene Amtsinhaber Thomas Geisel (SPD, l.) gratuliert Wahlsieger Stephan Keller (CDU). 

Düsseldorf/Bonn/Aachen – Der CDU-Politiker Stephan Keller hat die Oberbürgermeister-Stichwahl in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf gewonnen. Der 50-jährige lag nach Auszählung aller 454 Stimmbezirke am Sonntagabend mit 56 Prozent der Stimmen vor SPD-Amtsinhaber Thomas Geisel mit 44 Prozent. Geisel gestand seine Niederlage ein und beglückwünschte seinen Herausforderer zu dessen Sieg.

Der promovierte Jurist Keller ist bislang Stadtdirektor in Köln und war zuvor Ordnungs- und Verkehrsdezernent in Düsseldorf. „Heute wird gefeiert, dann gestalten wir gemeinsam die Zukunft Düsseldorfs.“ Keller dankte seinem Team im Wahlkampf und benutzte dafür eine Fußball-Metapher: „Ich war vielleicht so ein bisschen der Mittelstürmer, und die Mannschaft hat den Ball nach vorne getrieben und ihn mir gewissermaßen auf den Elfmeterpunkt gelegt. Und ja, ich habe ihn dann auch rein geschossen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Sechs Jahre nach der Übernahme durch die SPD kommt das Düsseldorfer Oberbürgermeister-Amt damit wieder in CDU-Hand. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Düsseldorfer CDU-Kreisvorsitzende Thomas Jarzombek sagte: „Für uns ist das ein wahnsinniger Erfolg.“

Alles zum Thema Armin Laschet

Schon im ersten Wahlgang vor zwei Wochen hatte Keller mit fast acht Prozentpunkten vor Geisel gelegen. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte das Ziel ausgegeben, den OB-Sessel in Düsseldorf für seine Partei zurückzuerobern. Mit Kellers Sieg stellt die CDU erstmals wieder in der Landeshauptstadt eines großen deutschen Flächenlandes den Oberbürgermeister.

Knapper SPD-Sieg in Dortmund

In Dortmund, der größten Stadt des Ruhrgebiets mit 588.000 Einwohnern, behauptete sich Amtsinhaber Thomas Westphal von der SPD hingegen knapp gegen den Herausforderer Andreas Hollstein von der CDU. Der Bürgermeister von Altena in Westfalen wurde auch von den Grünen unterstützt.

Westphal gewann mit knapp 52 Prozent der Stimmen die Stichwahl mit nur rund vier Prozentpunkten Vorsprung auf Hollstein. Er freue sich riesig über das Ergebnis, sagte Westphal am Sonntag im Dortmunder Rathaus. Es habe sich gezeigt, dass Fairness, Sicherheitsorientierung und Verlässlichkeit in der Stadt efragt seien und gewinnen, sagte Westphal unter dem Jubel der anwesenden Genossen.

Das Duell in der jahrzehntelangen SPD-Hochburg Dortmund war mit Spannung verfolgt worden: Der CDU-Mann Andreas Hollstein hatte im ersten Wahlgang zwar rund zehn Prozentpunkte Abstand zum führenden Westphal. Doch die in Dortmund deutlich gestärkten Grünen – im ersten Wahlgang noch mit eigener Kandidatin – hatten für diesen Sonntag eine Wahlempfehlung für Hollstein ausgesprochen und mit ihrem Wunsch nach einem Politikwechsel im Rathaus begründet.

Der landesweit durch Verluste gebeutelten SPD gelang damit in Dortmund auch ein wichtiger symbolischer Sieg: Seit 1946 stellen die Genossen in der größten Ruhrgebietsstadt den Oberbürgermeister und waren dort lange ungeschlagen bei Bundestags- oder Landtagswahlen.

Mit dem Verschwinden von Kohle und Stahl gehören Wahlergebnisse von mehr als 50 Prozent aber auch dort der Vergangenheit an. Jetzt sei es seine Aufgabe, stabile Mehrheiten zu organisieren, sagte Westphal.

Grüne Oberbürgermeisterinnen in Bonn und Aachen

Die stellvertretende Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katja Dörner, wechselt mit ihrem Sieg in der Bonner Stichwahl gegen den bisherigen Amtsinhaber, CDU-Mann Ashok-Alexander Sridharan, von der Bundes- in die Kommunalpolitik. Mit ihr stellen die Grünen erstmals die Oberbürgermeisterin in der ehemaligen Bundeshauptstadt.

Angesichts der Siege von Kandidaten der Grünen auch in Aachen und Wuppertal sowie einer Reihe kleinerer Kommunen, sprach die Landespartei der Grünen NRW auf Twitter von einem historischen Ergebnis der Stichwahlen. Damit würden Themen wie Klimaschutz, Verkehrswende und bezahlbares Wohnen zur Chefsache, kommentierten die grünen Landesvorsitzenden Mona Neubaur und Felix Banaszak.

In Aachen setzte sich die grüne Politikerin Sibylle Keupen klar mit 67,4 Prozent der Stimmen gegen den CDU-Kandidaten Harald Baal durch, der auf 32,6 Prozent der Stimmen kam.

Auch Wuppertal wird grün regiert

Ein grüner Wirtschaftsprofessor lenkt künftig die Geschicke der Industriestadt Wuppertal. Uwe Schneidewind (54), langjähriger Chef des renommierten Wuppertaler Instituts für Klima, Energie und Umwelt, gewann in einem Kopf-an-Kopf-Rennen am Sonntag die Stichwahl gegen Amtsinhaber Andreas Mucke (SPD). Grünen-Mitglied Schneidewind trat als gemeinsamer Kandidat von Grünen und CDU an und konnte sich in der Stichwahl mit 53,5 Prozent der Stimmen durchsetzen.

SPD-Mann Mucke erlangte im zweiten Wahlgang 46,5 Prozent. Mucke, ebenfalls 54 Jahre alt, muss den Chefsessel in der 362 000-Einwohner-Stadt damit nach nur einer Legislaturperiode wieder räumen.

SPD-Oberbürgermeister von Leverkusen bleibt im Amt

In Leverkusen kann hingegen die SPD einen Sieg verbuchen. Oberbürgermeister Uwe Richrath, seit 2015 im Amt, bleibt Oberhaupt der Chemiestadt. Er ging als klarer Favorit ins Rennen und erhielt bei der Stichwahl am Sonntag genau 70 Prozent der Stimmen. Sein Herausforderer von der CDU, Frank Schönberger, kam auf 30 Prozent, wie die Stadt mitteilte.

Siege und Niederlagen für die SPD in anderen NRW-Großstädten

Während die SPD in Düsseldorf, aber auch in Mülheim an der Ruhr und Wuppertal den Spitzenposten an die CDU verlor, konnte sie andernorts Erfolge verbuchen. In Hamm löste der SPD-Politiker Marc Herter (46) den langjährigen CDU-Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann (CDU) ab. In der aktuell besonders vom Coronavirus betroffenen Stadt kam der 67 Jahre alte Amtsinhaber nur auf 36,4 Prozent der Stimmen.

Auch in der einstigen CDU-Hochburg Mönchengladbach am Niederrhein gelang der SPD ein Überraschungserfolg: Es siegte der erst 31 Jahre alte Felix Heinrichs mit 74 Prozent gegen seinen CDU-Konkurrenten Frank Boss. In Krefeld und Bielefeld verteidigte die SPD das Spitzenamt im Rathaus. (dpa) 

KStA abonnieren