Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Für uns ist das exzellent“Moskau nimmt „unverschämtes“ Europa ins Visier – und amüsiert sich über die USA

4 min
Kremlchef Wladimir Putin zusammen mit Sergej Lawrow. Der Außenminister hat Moskaus Kriegskurs bekräftigt. (Archivbild)

Kremlchef Wladimir Putin zusammen mit Sergej Lawrow. Der Außenminister hat Moskaus Kriegskurs bekräftigt. (Archivbild)

Während Moskaus TV-Studios amüsiert auf die USA schauen, unterstreicht Sergej Lawrow den Kremlkurs – und attackiert Europa.

Moskau bleibt auf Kriegskurs – und sieht dabei weiterhin vor allem in Europa den Feind. US-Präsident Donald Trump bekommt derweil kaum Kritik aus dem Kreml zuhören, dafür aber klare Worte zu seinen Friedensbemühungen. Dass der Republikaner seit dem Attentat auf den rechten Influencer Charlie Kirk vor allem mit Innenpolitik beschäftigt ist und auch für die Drohnen-Provokation in Polen kaum Interesse gezeigt hat, sorgt für Freude und Häme in TV-Studios der russischen Staatsmedien.

„Europa versucht offensichtlich, sich ganz unverschämt einen Platz am Verhandlungstisch zu sichern. Angesichts seiner revanchistischen Haltung und der strategischen Niederlage, die es Russland zufügt, hat dies jedoch keinen Sinn“, erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow unterdessen am Mittwoch und drohte erneut, Moskau werde alle europäischen Truppen, die im Friedensfall in der Ukraine stationiert werden, als legitime Angriffsziele betrachten.

Sergej Lawrow unterstreicht Moskaus Kriegskurs

Nicht nur gegenüber Europa zeigte sich Lawrow erneut nicht kompromissbereit, auch seine sonstigen Ausführungen unterstrichen Moskaus Konfrontationskurs. Lawrow widersprach dabei auch Trump und erklärte, ein vom US-Präsident ins Spiel gebrachter „Gebietstausch“ werde Russlands Krieg gegen die Ukraine „nicht beenden“.

Auch werde sich Kremlchef Wladimir Putin nicht mit der Wiederaufnahme amerikanisch-russischer Handelsbeziehungen „ködern“ lassen, hieß es weiter vom dienstältesten russischen Minister. Schlussendlich betonte Lawrow erneut, die „Grundursachen“ des Krieges müssten beseitigt werden.

US-Analysten: Moskau will sich auf Schlachtfeld durchsetzen

Diese Floskel bemüht Moskau regelmäßig, um seine Maximalforderungen zu untermauern. „Hochrangige russische Regierungsvertreter signalisieren weiterhin öffentlich die mangelnde Bereitschaft des Kremls, Verhandlungen zu führen, die zu weniger als einer vollständigen Kapitulation der Ukraine führen“, kommentierte das amerikanische Institut für Kriegsstudien (ISW) die jüngsten Ausführungen Lawrows.

Russland wolle weiterhin den Krieg in die Länge ziehen, um seine „maximalistischen Kriegsforderungen auf dem Schlachtfeld durchzusetzen“, erklärten die US-Analysten weiter in ihrem aktuellen Lagebericht. Mit den Drohungen gegen Europa versuche der Kreml derweil, die europäischen Staaten davon abzuhalten, „im Rahmen westlicher Sicherheitsgarantien Truppen in die Nachkriegsukraine zu entsenden“, hieß es weiter beim ISW.

Lawrow lobt Trumps Verständnis für die „Grundursachen“

Für Trump gab es von Lawrow aber auch indirekten Zuspruch. „Wir sehen, wie Kyjiw versucht, die Linie der amerikanischen Regierung auf jede erdenkliche Weise zu sabotieren“, behauptete Lawrow. Washington hingegen verstehe mittlerweile „die Notwendigkeit, die Krise zu lösen, indem sie ihre Ursachen erkennt und Maßnahmen ergreift, die diese Ursachen beseitigen“, lobte Lawrow den US-Präsidenten und betonte Trumps Verständnis für Putins Position beim Treffen der beiden Staatschefs Mitte August in Alaska.

Kremlchef Wladimir Putin bei seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump in Alaska. (Archivbild)

Kremlchef Wladimir Putin bei seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump in Alaska. (Archivbild)

In den russischen TV-Studios herrscht unterdessen große Freude angesichts des innenpolitischen Aufruhrs in den USA, wie die Übersetzung des „Russian Media Monitors“ zeigt. „Wir werden keine Normalität mehr sehen“, sagte etwa Alexej Naumow, ein Experte für Russlands internationale Beziehungen, jüngst in einer russischen Sendung. „Die Temperatur in diesem Kessel wird noch weiter ansteigen“, prophezeite der Studiogast vergnügt.

Russisches TV: „Sollen sie sich doch gegenseitig verprügeln“

Trump werde das Attentat auf Kirk „benutzen, um Repressionen gegen seine politischen Gegner zu beginnen“, stimmte Analyst Gevorg Mirzajan zu. Auch der stellvertretende Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der russischen Staatsduma, Alexej Schurawljow, zeigte sich erfreut. Dass die Amerikaner nun gegenseitig aufeinander losgehen, sei „großartig“, erklärte Schurawljow.

„Für uns ist das exzellent. Sie sollen so viel Öl ins Feuer kippen, wie nur irgendwie möglich“, hieß es weiter von dem russischen Politiker. „Vielleicht sollten wir ihnen dabei helfen“, fügte Schurawljow an. „Je schlechter es für sie ist, desto besser ist es für uns.“ Der innenpolitische Aufruhr in den USA sei aus Moskaus Sicht ein „sehr guter Vorgang“, bekräftigte der Vizechef des Verteidigungsausschusses. 

„Sollen sie sich doch gegenseitig verprügeln“, erklärte schließlich auch Moderator Ivan Trushkin. Der Kreml-Propagandist Vitaly Serukhanow nutzte die Vorlage und erinnerte daran, dass Russland die USA nach wie vor als Gegner betrachte. „Wenn es für den Feind schlecht läuft, dann lass es nur noch schlimmer werden“, erklärte Serukhanow und fügte hinzu: „Und das sind die USA für uns, unabhängig davon, wer an der Macht ist.“