UnwetterDas sagen Merkel und Laschet zur Flutkatastrophe

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Merkel DPA 15072021

Angela Merkel bei ihrem Besuch in Washington D.C.

Hagen, Düsseldorf, Köln – Die besonders von der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen betroffenen Städte und Kreise sollen Hilfe vom Land erhalten. Das sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Donnerstag bei einem Ortsbesuch der besonders vom Hochwasser heimgesuchten Stadt Hagen zu. In einer Sondersitzung werde das Landeskabinett die Lage an diesem Freitag genau analysieren, kündigte Laschet an. Noch sei der Umfang der Hilfen nicht zu beziffern, weil das konkrete Ausmaß der Schäden nicht bekannt sei.

Laschet in Hagen (1)

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU, l) bedankt sich bei Hagenern Feuerwehrleuten für ihren Einsatz.

Die Hilfen sollten greifen, wenn etwa Brücken und weitere Infrastruktur geschädigt seien. In Gesprächen mit der Deutschen Bahn werde geklärt, wie im Bereich der Schienenwege Schäden schnellstens behoben werden könnten. Bei Privatleuten und Unternehmen sei davon auszugehen, dass ihre Versicherungen für die Schäden einträten - etwa für weggespülte Autos, sagte Laschet.

Bundesregierung plant Hilfsprogramm 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Menschen in den Hochwassergebieten in Deutschland ebenfalls Unterstützung zugesagt. Wo die Bundesregierung helfen könne, werde sie das tun, sagte Merkel am Donnerstag am Rande ihres Besuches in Washington. „Dies sind für die Menschen in den Überschwemmungsgebieten entsetzliche Tage. Meine Gedanken sind bei ihnen. Und sie können darauf vertrauen, dass alle Kräfte unseres Staates - von Bund, Ländern und Gemeinden - gemeinsam alles daran setzen werden, auch unter schwierigsten Bedingungen Leben zu retten, Gefahren abzuwenden und Not zu lindern.“

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Die Bundesregierung plant nach Angaben von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) bereits ein Hilfsprogramm für die Betroffenen der Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. „Wir werden als Bundesregierung ein Soforthilfeprogramm auflegen“, kündigte Klöckner am Donnerstag an. Sie sei sich mit dem zuständigen Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) einig, dass den vielen Menschen, die ihr Hab und Gut durch das Unwetter verloren hätten, schnell und unbürokratisch Geld ausgezahlt werden müsse. „Es sind große Tragödien, kaum in Worte ist es zu fassen“, erklärte Klöckner, die auch rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende ist. „Die Bundesregierung wird mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln den Betroffenen zur Seite stehen.“

Laschet unterbrach Reise durch Süddeutschland

Der Unionskanzlerkandidat hatte sich am Vormittag in Altena und in Hagen, beide im Märkischen Kreis, über die Hochwasser-Lage informieren lassen. Dafür hatte der CDU-Bundesvorsitzende seine Reise durch Süddeutschland unterbrochen und hatte in Hagen übernachtet.

Hagen von oben

Überflutung in Hagen

Es habe im ganzen Land keine andere Stadt gegeben, wo sich die Hochwasserlage schon am Mittwoch so dramatisch entwickelt habe wie in Hagen, sagte Laschet. Das vorausschauende Handeln der dort Verantwortlichen habe eine noch größere Katastrophe verhindert. Hier seien nach ersten Hinweisen des Deutschen Wetterdienstes schon Vorbereitungen für den Krisenstab getroffen worden, als noch die Sonne geschienen und niemand geahnt habe, was passieren würde, lobte Laschet. Sehr hilfreich sei dabei auch der schnelle unbürokratische Einsatz der Bundeswehr gewesen, die dafür gesorgt habe, dass kein Ortsteil von Hagen mehr abgeschottet sei. „Die Bundeswehr hat die Wege frei gemacht.“ Laschet dankte auch allen anderen Helfern in der Not.

Laschet: „Haben noch kein genaues Lagebild über die Opfer“

Nach Altena sei er am frühen Morgen ohne Medienbegleitung gefahren, um denen beizustehen, die einen Kameraden im Rettungseinsatz verloren hätten, erklärte Laschet. Dort war am Mittwoch ein 46-jähriger Feuerwehrmann ums Leben gekommen, der zuvor einen Menschen gerettet hatte. Der Familienvater sei bei seinem Einsatz von den Wassermassen ergriffen worden, sagte Laschet. „Und das zeigt, dass das, was wir hier so abstrakt beschreiben, für eine Familie jetzt ganz konkret bedeutet, dass man den Vater verloren hat, der sich für die Gemeinschaft eingesetzt hat. Kein Wort, was wir sprechen, kann diesen Verlust ersetzen.“ Im benachbarten Werdohl hatte ein 52-jähriger Feuerwehrmann im Einsatz einen Herzinfarkt erlitten.

„Wir haben noch kein genaues Lagebild über die Opfer“, sagte Laschet. Das Land helfe bei der Suche nach Vermissten mit Hubschraubern. „Viele Menschen haben alles, was sie besitzen, verloren, weil die Schlammmassen in einige Häuser eingedrungen sind.“ Auch Unternehmen hätten Totalschäden zu beklagen.

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Es sei klar, dass die zunehmenden Starkregen- und Hitzereignisse mit dem Klimawandel verbunden seien, sagte Laschet, der auch Kanzlerkandidat der Union ist. „Wir werden immer wieder mit solchen Krisen konfrontiert werden.“ Nun sei weltweit mehr Dynamik beim Klimaschutz und der nötigen Anpassung an den Wandel erforderlich. NRW sei auf dem Weg mit dem kürzlich im Düsseldorfer Landtag verabschiedeten bundesweit ersten Klimaanpassungsgesetz vorangegangen.

Seine Bundestagswahlkampf-Tour sei unmittelbar nach Bekanntwerden der Flut-Katastrophe abgebrochen worden, sagte Laschet, der einen Termin in Stuttgart und seine Teilnahme an der CSU-Landesgruppenklausur in Bayern abgesagt hatte. Jeder Ministerpräsident, der sein Amt ernst nimmt, ist in einem solchen Moment bei den Menschen vor Ort, Wahlkampf hin oder her.“ Er wolle dabei den Betroffenen beistehen und keine medialen „Bilder erzeugen“, versicherte der 60-Jährige. „Das Wichtige ist, dass man da ist.“

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