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Waldbrände in BrasilienBolsonaro schickt Armee ins Amazonasgebiet

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Angesichts der verheerenden Waldbrände im Amazonasgebiet setzt die brasilianische Regierung nun Soldaten bei den Löscharbeiten und der Verfolgung von Brandstiftern ein.

Berlin – Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hat die Entsendung von Soldaten zum Kampf gegen die verheerenden Waldbrände im Amazonasgebiet angeordnet. Bolsonaro erließ am Freitag ein Dekret, das den Einsatz von Truppen zur Verhinderung und Bestrafung von „Umweltdelikten“ und zum Kampf gegen die Flammen regelt.

Schwere Waldbrände im Amazonas-Regenwald hatten zuvor weltweit Sorge und Empörung über das Nichteinschreiten der brasilianischen Regierung ausgelöst. Das brasilianische Weltraumforschungsinstitut INPE hatte Anfang der Woche alarmierende Zahlen und Satellitenbilder von Waldbränden am Amazonas veröffentlicht. Demnach gab es in Brasilien seit Jahresbeginn bereits mehr als 76.000 Waldbrände - ein Zuwachs von 84 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Hauptgrund ist die Waldrodung. Allein zwischen Mittwoch und Donnerstag kamen laut INPE rund 700 neue Brände hinzu.

Brasilien gerät unter Druck

Der Klimaskeptiker Bolsonaro machte wiederholt Umweltschutzgruppen für die Waldbrände verantwortlich. Nach einer abendlichen Krisensitzung mit Kabinettsmitglieder unterzeichnete Bolsonaro das Dekret, das die Entsendung von Streitkräften im Kampf gegen die Brände ermöglicht. Zuvor war Brasilien wegen der Feuer zunehmend unter Druck geraten. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron setzte das Thema kurzfristig auf die Tagesordnung des G7-Gipfels am Wochenende. Bolsonaro warf Macron daraufhin eine „kolonialistische Mentalität“ vor.

Frankreich und Irland kündigten überdies eine Blockade des Freihandelsabkommens mit dem südamerikanischen Wirtschaftsblock Mercosur an. Die Bundesregierung lehnte einen solchen Schritt hingegen ab. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) deutete zuletzt aber auch mögliche Konsequenzen an. „Bei meinem Besuch in Brasilien habe ich sehr klar gemacht, dass die Umwelt- und Klimapolitik von zentraler Bedeutung bei der Bewertung des EU-Mercosur-Abkommens ist“, sagte der SPD-Politiker der „Bild am Sonntag“ kurz vor Beginn des G7-Gipfels in Biarritz. „Nachhaltigkeit ist ein wesentliches Element dieses Abkommens. Brasilien hat sich verpflichtet, die Entwaldung zu bekämpfen. Die Brände zeigen auf dramatische Weise wie dringend notwendig das ist.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zuvor gesagt, sie erwarte vom G7-Gipfel ein klares Signal für einen Stopp der Waldbrände.

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Bolsonaro betonte, es gebe „überall auf der Welt Waldbrände“. Diese dürften aber nicht „als Vorwand für mögliche internationale Sanktionen“ genutzt werden, sagte er am Freitagabend im brasilianischen Fernsehen. US-Präsident Donald Trump bot Brasilien derweil US-Unterstützung im Kampf gegen die Waldbrände an. In einem Telefonat habe er Bolsonaro gesagt, dass die USA „bereit stehen“, wenn ihre Hilfe benötigt werde, sagte Trump. In zahlreichen Städten rund um die Welt demonstrierten Menschen am Freitag gegen die Brandrodungen im Regenwald. Proteste gab es unter anderem in Rio de Janeiro und Sao Paulo sowie in mehreren europäischen Hauptstädten. (afp, dpa)

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