Woelki will Vertrauen wiedergewinnenKirchenaustritte 2018 sprunghaft gestiegen

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Katholischer Gottesdienst im Kölner Dom

Katholischer Gottesdienst im Kölner Dom

Köln – Die Kirchenaustritte in Nordrhein-Westfalen haben 2018 um mehr als ein Fünftel zugenommen. Das Justizministerium in Düsseldorf nannte die Zahl von 88.150 Christen, die der katholischen und evangelischen Kirche im vorigen Jahr den Rücken gekehrt haben. Die Statistik unterscheidet nicht nach der Konfession. 2017 hatte die Zahl der Austritte bei 72.600 gelegen, 2016 bei 70.700.

Das Plus von 22 Prozent fällt in eine Krise besonders der katholischen Kirche – mit dem Missbrauchsskandal, aber auch Konflikten über die Ökumene.

Der Kölner Kardinal Rainer Woelki will nach einem „dunklen Jahr“ das „schwer erschütterte Vertrauen“ wiedergewinnen. Dazu gehöre es, Fehler der Vergangenheit weiterhin schonungslos und konsequent aufzuarbeiten, so Woelki zur „Bild“-Zeitung. Der Vorsitzende der Kölner Laienvertretung, Tim Kurzbach, forderte ein Nachdenken der ganzen Gesellschaft über Veränderungsprozesse, die zu Vertrauensverlusten führten.

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Viel Kritik, relativ wenig Austritte

Der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack mahnte, die Austritte ins Verhältnis zu setzen zur Gesamtzahl der Mitglieder, die ihrer Kirche die Treue halten. In NRW gehören den Kirchen 11,23 Millionen Menschen an. Der Anteil der Austritte von etwa 0,8 Prozent sei angesichts der Dramatik des Missbrauchsskandals noch erstaunlich gering, sagte Pollack dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das spreche für die nach wie vor hohe Bindung und eine „Liebe zur Kirche“, insbesondere der Katholiken. „Familiäre und kulturelle Zusammenhänge abzubrechen, ist für viele Menschen ein schwerer Schritt.“ Der Verbleib so vieler Mitglieder trotz aller Kritik lasse aber umgekehrt auf eine immer höhere Spannung innerhalb des Kirchenvolks selbst schließen. (mit kna)

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