Wohin mit dem Atommüll?200 Tonnen mehr radioaktiver Abfall in NRW

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Atommüll

Zwischengelagerter Atommüll (Symbolbild)

  • 61000 Tonnen radioaktiver Abfall sind in Zwischenlangern in NRW eingelagert.
  • Allein im verganenen Jahr kamen 200 Tonnen hinzu.
  • Die Grünen kritisieren: Konzepte, was mit dem sich ansammelnden Atommüll passieren soll, hängen in der Schwebe.

Düsseldorf – Die Menge des Atommülls, der in den atomaren Zwischenlagern von NRW eingelagert ist, ist im vergangenen Jahr um 200 Tonnen gestiegen. Das geht aus einer Antwort der schwarz-gelben Landesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Insgesamt sind danach in den Zwischenlagern Jülich, Ahaus und Gronau rund 6100 Tonnen an radioaktivem Abfall eingelagert. „Die Menge steigt jedes Jahr weiter an“, sagte Wibke Brems, energiepolitische Sprecherin der Grünen im Landtag. Konzepte dazu, wie mit dem Atommüll verfahren werden könnte, hingen in der Schwebe. „Eine verantwortungsvolle kommerzielle Atomwirtschaft funktioniert offenbar nicht“, so Brems.

Noch keine Ausfuhrgenehmigung für USA

Fast die Hälfte des neuen Atommülls ist auf dem Forschungscampus Jülich angefallen. Dort werden von der Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN) die atomar verstrahlten ehemaligen Forschungsanlagen zurückgebaut. „Die Menge des Atommülls zeigt den Fortschritt der Rückbauprojekte an“, sagte JEN-Sprecher Jörg Kriewel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. So würden unter anderem ein Laborgebäude für radiochemische Experimente mit heißen Zellen und der Schwerwasser-Forschungsreaktor „DIDO“ abgerissen. Der Rückbau des AVR-Versuchsreaktors sei ebenfalls bereits weit fortgeschritten. Da der Kernbrennstoff in den AVR-Brennelementen ursprünglich aus den USA stammt, könnte das Material auch dorthin zurückgebracht werden. Es fehlt aber an der notwendigen Ausfuhrgenehmigung, die von deutscher Seite erteilt werden muss.

Weitere Optionen sind der Neubau eines modernen Zwischenlagers in Jülich oder der Transport in das als sicherer geltende Zwischenlager Ahaus. Der Transport ins nördliche Münsterland stellt die Planer allerdings vor bislang nicht gelöste Logistik- und Sicherheitsprobleme. Der Neubau in Jülich, der von den Grünen favorisiert wird, ist ebenfalls verzwickt. „Dazu muss ein benachbartes Waldstück gerodet werden“, so JEN-Sprecher Kriewel. Dort wird derzeit eine Artenschutzprüfung durchgeführt, um zu ermitteln, welche Tierarten von der Rodung betroffen wären.

Lager muss gegen Extremerdbeben sicher sein

Auch die Erdbebensicherheit ist ein Problem. Um für das bestehende Lager eine neue Betriebserlaubnis zu erhalten, muss nachgewiesen werden, dass die Anlage einem Extrembeben stand hält. Die JEN jedenfalls geht davon aus, dass das Lager massive Erdstöße aushält. Die Atomaufsicht hat aber noch kein grünes Licht gegeben.

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