Woopen kritisiertZu wenige Tests, keine Strategie und keine Kommunikation in NRW

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Ethikerin Christiane Woopen.

Düsseldorf – Für die Medizinethikerin Prof. Christiane Woopen gibt es keinen Zweifel. „Wir sind mitten in der dritten Corona-Welle“, sagt die Kölnerin am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Landtags. Die britische Mutation des Virus sei nicht nur ansteckender, sondern auch deutlich gefährlicher. In einer englischen Stichprobe habe sich herausgestellt, dass die Sterblichkeit bei Männern um 66 Prozent erhöht sei.

Zeitgleich ließe die Disziplin nach, das Vertrauen in die politischen Maßnahmen schwinde, sagte Woopen, die im Corona-Expertenrat der Landesregierung sitzt. Die Menschen verlören zunehmend die Orientierung. Es gebe immer noch keine bundeseinheitliche Webseite mit Informationen, welche Corona-Maßnahmen an welchem Ort gelten.

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Bei einer Impfbereitschaft von 70 Prozent werde man im Herbst die gewünschte Herdenimmunität nicht erreichen. „Wir müssen in Szenarien denken“, so Woopen. Die derzeitige Priorisierung bei den Impfungen sei gut gewählt, dennoch müsse man auch pragmatisch denken. Schließlich gehe es neben dem Ziel, Menschen zu schützen auch darum, die Ausbreitung des Virus in den Griff zu bekommen. Man müsse über aufsuchende Impfungen nachdenken und beispielsweise in Gegenden mit besonders prekären Verhältnissen stadtviertelweise impfen.

Jeden Morgen ein Corona-Selbsttest als Selbstverständlichkeit

Bei der Öffnungsstrategie dürfe es nicht nur um Zeitschienen, Inzidenzzahlen und Branchen gehen, sondern um Schutzkonzepte wie eine klare Teststrategie und eine digitalisierte tagesgleiche Nachverfolgung von Infektionsketten. Es gebe viel zu wenige Tests, keine Strategie und keine Kommunikation.

„Die Menschen wissen nicht, wie sie mit ihrem Testergebnis umgehen sollen“, so Woopen. „Im Grunde müsste jeder morgens einen Selbsttest zur Selbstverständlichkeit machen.“ Wenn das bei 50 Prozent der Bevölkerung „mit zwei bis drei Tests pro Woche gelingt und die Menschen sich nach dem Ergebnis richten, kriegen wir absehbar die Inzidenzzahl und die Kurve runter.“ Eine Teststrategie habe der Expertenrat schon im April 2020 empfohlen.

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