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Zivilisten offenbar gezielt getötetDie erschütternden Bilder aus Butscha

Lesezeit 3 Minuten
NICHT VERWENDEN Tote Butscha

Ein ukrainischer Soldat untersucht einen Toten auf der Straße.

  • Achtung, dieser Text enthält Aufnahmen von toten Menschen!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

seit Wochen liefert der Krieg Russlands gegen die Ukraine immer neue, schreckliche Bilder. Mit einem mutmaßlichen Massaker an Zivilisten in der Stadt Butscha nahe Kiew erreichen die Gräueltaten nun offenbar eine neue Dimension – eine, bei der auch wir uns in der Pflicht sehen, sie mit Fotos zu dokumentieren.

Bislang haben wir darauf verzichtet, Bilder von toten Zivilisten aus der Ukraine zu zeigen. Zum einen, um unsere Leserinnen und Leser zu schützen. Wir wissen, dass solche expliziten Aufnahmen Beobachtenden viel abverlangen. Zum anderen gehen wir so vor, um die Würde der Verstorbenen zu wahren. Unsere Aufgabe verstehen wir vor allem darin, Ereignisse in Worte zu fassen und einzuordnen.

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Die Bilder aus Butscha deuten nun aber auf Kriegsverbrechen eines völlig neuen Ausmaßes hin, dem Bilder von Panzern und zerstörten Häusern nicht gerecht werden. Wir werden einige der schrecklichen Bilder also in diesem Text zeigen. Falls Sie mit solchen expliziten Abbildungen nicht konfrontiert werden möchten, empfehlen wir Ihnen, nicht weiterzulesen. Die Chefredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“

Was ist in Butscha passiert?

Butscha liegt etwa 25 Kilometer nordwestlich von Kiew. Russische Truppen kontrollierten die 27.000 Einwohner große Stadt rund einen Monat lang. Seit ihrem Abzug Ende März kursieren Bilder, Videos und Berichte eines mutmaßlichen Massakers. Die ukrainischen Behörden zeichnen folgendes Bild: Mehr als 400 getötete Zivilisten sollen nach dem Abzug der Truppen gefunden worden sein, darunter ganze Familien. All diese Menschen sollen von russischen Streitkräften erschossen worden sein. Dutzende Leichen seien in Massengräbern verscharrt worden. Mehrere von ihnen seien mit gefesselten Händen vorgefunden worden.

Journalisten vor Ort berichten ebenfalls von zahlreichen Leichen auf den Straßen. Ihre Berichte sowie auch Fotos deuten darauf hin, dass Menschen teils beim Fahrradfahren erschossen wurden. Anwohner bestätigen diese Schilderungen. Die Menschen seien ohne Provokation getötet worden.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat einen Bericht veröffentlicht, der sich auf Augenzeugenberichte bezieht. Auch darin werden regelrechte Hinrichtungen geschildert.

Was ist unklar?

Trotz aller Bilder und Berichte: Noch ist nicht abschließend gesichert, wann genau und unter welchen Umständen die Menschen gestorben sind. Auch zu welchem Zeitpunkt ihre Hände gefesselt wurden, ist nicht belegt. Ebenfalls ist die Gesamtzahl der Toten unklar.

Wie reagiert die Ukraine?

Die Ukraine macht Russland für die Tötung der Zivilisten verantwortlich. Mehr als 50 Mitarbeiter von Polizei und Staatsanwaltschaft sollen Ermittlungen aufgenommen haben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sprechen von einem Genozid. Ukrainische Politiker fordern härtere Sanktionen gegen Russland.

Wie reagiert Russland?

Russland weist alle Vorwürfe von sich und dementiert Kriegsverbrechen. Die Bilder seien inszeniert, so ist es aus Moskau zu hören. Die Leichen seien wahlweise entweder nicht echt, oder von ukrainischen Truppen platziert worden, um Russland zu belasten. Belege für diese Behauptungen gibt es nicht.

Wie reagiert der Westen?

Zahlreiche Staaten haben mit Entsetzen auf die Berichte aus Butscha reagiert. Deutschland hat bereits härtere Sanktionen gegen Russland angekündigt. US-Außenminister Antony Blinken sagt, die USA gingen schon länger von schweren Kriegsverbrechen in der Ukraine aus. Die Vizepräsidentin des Europaparlaments, Nicola Beer, hat ein „Sonderkriegsverbrecher-Tribunal ähnlich wie bei den Jugoslawien-Kriegen“ gegen die Verantwortlichen gefordert.

Achtung, explizite Bilder: Die Aufnahmen aus Butscha

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