Prävention? Gesundheitsvorsorge? Vor 50 Jahren hatten viele nur ein Achselzucken für dieses Thema übrig.

Die meisten Menschen in Deutschland, zumindest im westlichen Teil, waren zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs froh, die Grundbedürfnisse des täglichen Lebens wieder gewährleistet zu wissen. Die erste (Fr)esswelle im „Nachkriegswirtschaftswunderland Deutschland“ bringt mit ihren massiven Veränderungen der Ernährung die so genannten „Zivilisationserkrankungen“ nach Deutschland zurück. Diabetes, Bluthochdruck und damit die Gefäßerkrankungen rücken zunehmend in das Interesse ärztlicher Therapie, aber zu dieser Zeit spielt Prävention noch keine besondere Rolle. Unter dem Eindruck dieser Entwicklung startete 1955 die Leverkusener Ärztin Dr. Gisela Eberlein eine Vortragsreihe an der Volkshochschule mit dem Thema „Wie erhalte ich mich gesund?“ Ihr Ziel war, den Präventionsgedanken beziehungsweise die angewandte Gesundheitsvorsorge wissenschaftlich fundiert und abgesichert an die Menschen weiterzugeben. Schon damals wurde das Trio-Training (Ernährung, Bewegung, Entspannung) entwickelt. Für diese Arbeit erhielt die Leverkusener Medizinerin 1961 den erstmalig ausgeschriebenen Hufeland-Preis, den wichtigsten deutschen Präventionspreis. Die Tatsache, dass Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsbewusstsein heute mehr denn je Gedankengut der Bevölkerung geworden sind, hängt zudem mit den Verdiensten und Aktivitäten der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsvorsorge (DGG) zusammen, die 1968 von namhaften Ärzten aus ganz Deutschland gegründet wurde. Meilensteine setzte die DGG 1973 mit der Betriebsgymnastik bei Bayer-Pharma, und 1976 gab es erstmalig bundesweit Autogenes Training auf Langstreckenflügen der Lufthansa.

1978 wurde an der Gesamtschule Köln-Holweide und an Leverkusener Gymnasien ein Gesundheitserziehungsprogramm unter dem Thema „Psychohygiene“ als Pilotprojekt durchgeführt. Schließlich starteten 1980 regelmäßig im Rundfunk (SWF 3) Dr. Gisela Eberleins Gesundheitstipps unter dem Motto „Positiv den Tag beginnen“. Seitdem lädt die DGG bundesweit Kinder und Erwachsene zu Seminaren, Vorträgen und Schulungen unter dem Motto „The feeling of health“ (Gefühl für Gesundheit) ein. Dabei steht das Autogene Training im Mittelpunkt der gesunderhaltenden Maßnahmen. Von hier aus erfolgt Motivation zur Eigenaktivität, zur Selbsthilfe.

Einer der Söhne der Leverkusener Ärztin, Dr. Michael Eberlein, Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren, ist seit 1996 Präsident der DGG. „50 Jahre Gesundheitsvorsorge und Präventivmedizin“ feierte die Deutsche Gesellschaft für Gesundheitsvorsorge kürzlich in einem Festakt im Rahmen ihrer Jahreshauptversammlung im Schloss Morsbroich. (sf)