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Prinz war einst „Held Karneval”

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Prinz Bauer und Jungfrau - für die Kölner ist das Dreigestirn seit knapp 120 Jahren Sinnbild des Fasteleer. Das narrische Trio zieht gemeinsam durch die Säle, sein Auftritt wird zum Höhepunkt jeder Veranstaltung, seine Wagen sind die prächtigsten im Rosenmontagszug.

Zentrale Figur jedoch ist Seine Tollität, der Prinz. Er spricht für das Trifolium, verkündet dessen Motto. Ihn gibt es seit 1823 im Kölner Karneval. Ursprünglich allerdings trug er einen markigeren Namen. Held Karneval wurde diese Symbolgestalt genannt, als sie bei der Neuorientierung des Fasteleer ihren Platz im närrischen Geschehen erhielt. Sie sollte künftig Dreh- und Angelpunkt der fünften Jahreszeit sein. Der Narrenherrscher kam in den ersten 50 Jahren aus den Reihen des Festordnenden Comites, aus dem die Große hervorging.

Nach dem Krieg 1870/71 standen im Kaiserreich Begriffe wie Vaterland und Tapferkeit für das Heldentum, anders als es sich die Jecken bei der Inthronisierung ihres Helden gedacht hatten. Vor diesem Hintergrund wurde 1872 der erste "Prinz Karneval proklamiert.

Symbole für die Bedeutung Kölns sind auch Bauer und Jungfrau. Seine Deftigkeit verkörperte die Stadt als Mitglied der Reichsbauernschaft. Erstmals erwähnt wurde er 1422 in einem Gedicht, seinen ersten Auftritt im Rosenmontagszug hatte er 1825. Der Bauer ist Beschützer der Stadt, trägt Schwert und Dreschflegel, die Schlüssel sind Sinnbild seiner Rechtsgewalt.

Bereits im Jahre 1570 wurde dem Bauern die Kölner Jungfrau zur Seite gestellt. Sie verkörpert die freie und unabhängige Stadt, die keiner anderen Gewalt unterworfen ist. Von den Kölner wird sie auch als Stadtgründerin Agrippina betrachtet. In römischen Gewändern und mit goldener Krone nahm sie bereits am Rosenmontagszug im Jahre 1923 teil.

Die Darstellung dieser Rolle durch einen Mann ergab sich zwangsläufig aus der Tatsache, dass der Karneval ausschließlich Männersache war - und manchmal noch heute ist.

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