probono„Wir machen alles außer Fiction“

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Probono produziert die Wissens-Comedy „Es geht um mein Leben“ mit Pierre M. Krause. (Bild: ARD)

Probono produziert die Wissens-Comedy „Es geht um mein Leben“ mit Pierre M. Krause. (Bild: ARD)

„Die ersten zwei Jahre waren ein schweres Geläuf“, erinnert sich Friedrich Küppersbusch. „Da haben wir bei den Sendern Klinken geputzt, um Dreiminüter gebettelt und waren heilfroh, wenn wir einen Magazin-Beitrag bei Pro Sieben oder 3sat an Land gezogen hatten.“ Zu diesem Zeitpunkt, 1998, war Küppersbusch mit seiner Produktionsfirma probono eigentlich schon zwei Jahre im Geschäft und obendrein ein bekanntes Fernsehgesicht. Als Moderator des legendären WDR-Magazins „ZAK“ hatte er sich mit seinen pointierten Interviews und Texten bundesweit einem Namen gemacht und den Grimme Preis eingeheimst.

Als er dann zusammen mit Redaktionsleiter Martin Hövel das Folge-Format »Privatfernsehen« im Ersten auf den Bildschirm brachte, entschlossen sich die beiden, das Magazin auch selbst zu produzieren. Küpperbusch: „Die Sendung wurde fast ausschließlich von freien Mitarbeitern gemacht, deren Einsatz man damals beim WDR noch in jedem Einzelfall begründen musste. Wenn wir den ganzen Tag Formulare mit Erklärungen ausfüllen sollten, konnten wir »Privatfernsehen« auch gleich selbst produzieren.“ Also rief man 1996 als 50-prozentige Tochter von Alfred Bioleks Firma pro probono ins Leben, deren einziger Daseinszweck darin bestand, „Privatfernsehen“ zu produzieren.

Als die ARD das Magazin dann Ende des folgenden Jahres aus dem Programm nahm, sah sich der gelernte Journalist Küppersbusch plötzlich als Unternehmer gefordert, der seine Angestellten irgendwie beschäftigen und bezahlen musste. Ein schweres Geläuf. 2000 gelang dann so etwas wie der Durchbruch. Für den Nachrichtenkanal n-tv produzierte man das werktägliche Talk-Format „maischberger“ mit der bis dahin nahezu unbekannten Sandra Maischberger. Die Sendung heimste gleich mehrere Preise ein und lief bis 2006.

Heute hat sich probono, inzwischen von der pro getrennt, als eigenständiges Unternehmen in der deutschen Produktionslandschaft etabliert und beschäftigt in seiner Zentrale in der Kölner Krebsgasse und in einer Filiale in Berlin knapp 30 Festangestellte, zu denen sich bei den einzelnen Produktionen zahlreiche Freie Mitarbeiter gesellen.

Hauptsächlich produziert die Firma aktuell (politische) Talkformate wie „Vier gewinnt“, „Das Duell“ mit Heiner Bremer (beides n-tv), „2 + Leif“ mit Thomas Leif; (SWR). Hinzu kommen die Wissens-Comedy „Es geht um mein Leben“ mit Pierre M. Krause (EinsPlus) sowie Magazinbeiträge für „Volle Kanne“ (ZDF), „automobil“ (VOX) oder „sport inside“ (WDR). Aber auch an Unterhaltungsformaten wie „Der große Deutschtest“ (RTL) mit Hape Kerkeling hat sich probono erfolgreich versucht. „Im Prinzip machen wir alles außer Fiction“, umreißt Friedrich Küppersbusch das Unternehmensprofil knapp.

Der populärste probono-Akteur der letzten Jahre steht allerdings nicht mehr in Diensten der Firma. Ab 2007 produzierte man die ersten sechs Staffeln von „Raus aus den Schulden“ mit dem knorrigen Peter Zwegat für RTL. Das Format läuft zwar nahezu unverändert weiter, wird jedoch inzwischen von der ebenfalls in Köln ansässigen Firma frame by frame verantwortet. Über die Gründe für die Trennung will sich Friedrich Küppersbusch nicht weiter äußern. „Der Schuldnerberater hat den Fernsehexperten in sich entdeckt“, erklärt er dazu nur. Weit mehr als der Abgang seines Stars ärgert den Produzenten, dass er als Entwickler des Formats an den aktuellen Folgen keinen Cent verdient.

„Total buy out“ nennt sich das in der Branche verbreitete Prinzip, wonach der Auftraggeber mit einer Sendung auch sämtliche Rechte daran erwirbt. Küppersbusch: „Wenn du nicht zu den ganz Großen wie Bavaria, Ufa-Grundy oder Endemol gehörst, hast du da kaum eine Chance. Die Sender müssen sich fragen, ob sie ein paar Bildschirm-Stars pampern wollen oder ob es nicht vielleicht sinnvoller wäre, die Strukturen und Kontakte zu pflegen, die Stars hervorbringen. Aber mittel- bis langfristiges Denken ist da nicht sehr verbreitet.“

„Quotenbeschaffungskriminalität“

Was der Produzent auch durch jene Scripted-Reality-Formate wie „Mitten im Leben!“ oder „Verdachtsfälle“ bestätigt sieht, mit denen RTL am Nachmittag Quotenerfolge feiert. In diesen dokumentarisch aufgemachten, aber frei erfundenen Geschichten, in denen Laiendarsteller vornehmlich verhaltensauffällige, übergewichtige Hartz-IV-Empfänger mimen, sieht er schlicht einen Fall von „Quotenbeschaffungskriminalität“. „Nachdem die Privaten gemerkt haben“, so Küppersbusch, „dass soziale Realität als Thema funktioniert, sägen sie sich mit solchen Sendungen selbst den Ast ab, auf dem sie sich gerade eingerichtet hatten“.

Hat der Journalist und ehemalige Moderator in all den Jahren nie wieder Lust verspürt, selbst wieder vor eine Kamera zu treten? „Für mich ist Produktion das bessere Klavier“, winkt der 50-Jährige ab. „An einem Tag ein anspruchsvolles, politisches Talk-Format, am anderen eine große Kirmes zur Rechtschreibreform am übernächsten vielleicht was im Sport. Das passt für mich.“

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