ProzessBlutiges Ende einer Liebschaft

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Versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung. Gegen diese schweren Vorwürfe muss sich Yüksel K seit Mittwoch vor dem Landesgericht verantworten. (Symbolbild: dpa)

Versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung. Gegen diese schweren Vorwürfe muss sich Yüksel K seit Mittwoch vor dem Landesgericht verantworten. (Symbolbild: dpa)

Köln – Nach einer kurzen Pause um die Mittagszeit trug Anwalt Thomas Gros eine unverblümte Erklärung vor: Sein Mandant Yüksel K. habe in der Zeit, als seine heute 33-jährige Frau schwanger war, mit der acht Jahre jüngeren Ayse N. ein Verhältnis begonnen, weil das Eheleben „sexuell nicht mehr so aufregend“ gewesen sei. Die „erotisch spannendere“ außereheliche Beziehung, im Jahr 2005 begonnen, mündete in eine Gewalttat, für die sich Yüksel K. seit Mittwoch vor der 11. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts verantworten muss.

Die Vorwürfe lauten auf versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung. Von dem Verbrechen zeugt die riesige Narbe des Opfers, die sich vom Brustansatz senkrecht bis unter den Bauchnabel hinzieht. Sie rührt von der Notoperation her, die Ayse N. am 29. September des vergangenen Jahres das Leben gerettet hat.

Ausführlich äußerte sich Yüksel K. (34) zur Vorgeschichte der Tat. Im Jahr 2005 hatte er Ayse N. anlässlich einer Hochzeit kennengelernt. Ihre Beziehung hielten sie lange geheim. Später lebte er getrennt von seiner Frau, zunächst in einer Wohnung in Junkersdorf, in der auch Ayse N. eine Zeit lang gemeldet war, danach in Dünnwald. Das Verhältnis war nach seiner Darstellung von Krisen geprägt. So sei er durch Ayse N. zum ersten Mal in Spielhallen gekommen und „spielsüchtig“ geworden; der Gewinn, den sich der Gelegenheitsarbeiter erhoffte, blieb aus, und bei der Sparkasse ließ er seinen Dispokredit erhöhen.

Ein Streit des Paars in einer Porzer Spielothek eskalierte derart, dass die Polizei anrückte und Ayse N. Strafanzeige wegen Raubes erstattete. Immer wieder habe sie gedroht, sich „etwas anzutun“, wenn er sich von ihr habe trennen wollen, sagte Yüksel K. zur spannungsreichen Beziehung.

Am Tattag suchte er das Hotel in Kalk auf, in dem Ayse N. wohnte. Dort will er entdeckt haben, dass sie zusammen mit ihrem Cousin in einem Bett geschlafen hatte. Empört habe er sie in der Lobby zur Rede gestellt, von ihr aber kaum mehr als Beleidigungen zu hören bekommen. In einer „Miniküche“ habe er sich spontan ein Küchenmesser gegriffen, sei zurückgekehrt und habe im Affekt zum ersten Mal zugestochen, Ayse N. flüchtete nach draußen. Auf der Straße attackierte er sie erneut; dass er ihr „mit Wucht in den Bauch gestochen“ habe, wie es in der Anklage heißt, erklärte er damit, sie sei plötzlich in die Knie gegangen, so dass er sie unbeabsichtigt an einer empfindlichen Stelle getroffen habe. „Ich bereue die Tat. Ich wollte ihr nur Schaden zufügen und hatte nicht vor, sie umzubringen, auf keinen Fall“, übersetzte die Türkisch-Dolmetscherin seine Worte.

Im Krankenhaus wurden Ayse N., die an inneren Blutungen zu sterben drohte, die Milz und ein Teil des Dünndarms entfernt. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

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