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RangierbahnhofEin durchdringendes Quietschen

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Der Rangierbahnhof Kalk-Nord zählte lange zu den größten in Deutschland. (Bild: Ramme)

Der Rangierbahnhof Kalk-Nord zählte lange zu den größten in Deutschland. (Bild: Ramme)

Kalk – Auf die ständigen Beschwerden von Anwohnern aus Kalk und Höhenberg rund um den Rangierbahnhof Köln-Kalk-Nord haben die Grünen im Bezirk Kalk reagiert. Sie fordern eine Reduzierung der Lärmbelastung beim nächtlichen Rangieren. Die Bezirksvertreter fürchten, dass „dieser Geräuschpegel bei mehr als 55 Dezibel“ liege und so die Grenze zur gesundheitlichen Schädigung überschritten werde. „Die Bürger berichten auch von Rangieren mit angezogenen Bremsen“, sagt Grünen-Sprecherin Karin Schmitt. „Das hat ein durchdringendes Quietschen zur Folge.“

Güter auf die Schiene zu setzen, sei zwar im Hinblick auf eine umweltverträgliche Logistik gut und richtig, allerdings dürften die Bürger in der Nachbarschaft nicht in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt werden. Schmitt: „Lärm nervt und macht krank.“ Auf die Anfrage der Grünen, wann am Kalker Rangierbahnhof zuletzt der Lärmpegel gemessen worden sei, teilte Bahn-Sprecher Andreas Wolsdorff mit, dass die Bahn „generell keine eigenen Lärmmessungen“ durchführe. Diese würden nur bei einer Planfeststellung in Auftrag gegeben. Man wolle aber die Beschwerden der Bürger an die „hauptsächlich in Kalk rangierenden Unternehmen weiterleiten und versuchen, auf einen leiseren Ablauf der Rangierarbeiten hin zu wirken“.

Schließlich habe sich die Bahn, so Wolsdorff, „selbst das Ziel gesetzt, den Schienenverkehrslärm bis 2020 im Vergleich zum Jahr 2000 zu halbieren“. Die in direkter Nähe zu den Gleistrassen gelegenen Wohnhäuser in Kalk seien in den vergangenen Jahren bereits mit Schallschutzfenstern ausgestattet worden. Zudem werden derzeit im Rahmen des Konjunkturprogramms II noch bis zum kommenden Jahr rund 100 Millionen Euro zur Erprobung und Umsetzung innovativer Technologien zur Lärm- und Erschütterungsminderung investiert. Wolsdorff: „Dies wird für die Anwohner allerdings erst mittel- bis langfristig wirksam.“

Der Rangierbahnhof Köln- Kalk-Nord, der als der größte in Westdeutschland galt, war in den Jahren zwischen 1904 und 1910 angelegt worden, weil der Eisenbahnverkehr in Köln und Umgebung in der Zeit sprunghaft angestiegen war. Zum Jahresbeginn 1912 waren dort insgesamt 1367 Bedienstete im Einsatz. Schon wenige Jahre später reichte der Bahnhof schon nicht mehr aus - daher kam 1924 noch auf dem späteren Porzer Gebiet der Verschiebebahnhof Gremberg hinzu. Der Kalker Rangierbahnhof liegt mit einer Länge von 3,2 Kilometern auf einem Damm aus ungefähr 2,5 Millionen Kubikmeter angeschüttetem Erdreich, das damals aus dem zehn Kilometer entfernten Königsforst herangeschafft worden war. Hinzu kam damals noch eine 400 Meter lange Umladehalle nördlich der Kalker Hauptstraße, die seit 1988 nicht mehr existiert.

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