RastareggaeSeeed-Sänger auf Solo-Pfaden

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Frank Dellé beweist sein Solo-Talent. (Bild: ddp)

Frank Dellé beweist sein Solo-Talent. (Bild: ddp)

Berlin - Auch die Katzen einer fremden Familie in New Yorkhaben etwas mit der spontanen Aufnahme von Frank Dellés Soloalbum zutun. Der Seeed-Sänger, der gegen die Pause der Band war und nicht dasBedürfnis nach eigenen Projekten verspürte, wollte eigentlich nur mitseiner Frau und seiner acht Monate alten Tochter drei Monate langdurch die USA reisen. Während der letzten Station in New York hütetender Musiker und seine Familie dann die Katzen eines in Frankreichweilenden Künstlerpaares. Plötzlich hatte Dellé Zeit und Ruhe - undschrieb im Eiltempo Songs für ein ganzes Album. "Das war Luxus", sagtder 39-Jährige im ddp-Interview. Veröffentlicht wird "Before I GrowOld" laut Warner Music am 21. August.

Dellé ist der dritte Sänger der elfköpfigen Berliner Band Seeed,der sich allein versucht. Nachdem Seeed im August 2007 eine Pauseverkündet hatten, gründeten bereits Demba Nabé und Pierre Baigorryihre Soloprojekte Boundzound und Peter Fox. Seeed werden sich 2010mit einer neuen Platte zurückmelden und voraussichtlich ein Jahrspäter wieder auf Tour gehen, wie Dellé ankündigt. Dessen Solo-Metiersind nun vorerst englischsprachige Reggae-Songs. So könne er auch malseine "ghanaische Seite" zeigen, sagt er.

Afrika mal anders

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Dellé hat einen ghanaischen Vater und eine deutsche Mutter, diesich während des Studiums in Berlin kennenlernten. Dort wurde auchDellé 1970 geboren. Als er sechs war, ging seine Familie nach Ghana,1982 kehrten sie nach Deutschland zurück. Alle drei Jahre besucht derMusiker Verwandte und Freunde in Ghana. Auch das Video zu seinem Song"Pound Power" drehte der Filmtoningenieur dort. Er habe Afrika "malanders" und vollständiger zeigen wollen, sagt er, nicht Hunger undStreit, sondern Feiern und Lebenslust. "Wenn ich nach Ghana gehe,nehme ich immer zu."

In der Heimat des Vaters war natürlich Reggae die Musik, mit derDellé aufwuchs. Bob Marley habe ihn immer fasziniert, sagt er, auchwenn er selbst eine ganz andere Botschaft habe. "Ich bin kein Rasta,ich bin nicht unterdrückt und erfahre keinen Rassismus aufgrundmeines Aussehens. Ich liebe das Leben und bin positiv und will dasvermitteln", sagt Dellé, der schon als 14-Jähriger seine ersteReggae-Band hatte. Ein reines Roots-Album ist "Before I Grow Old"aber nicht geworden. Viele Einflüsse sind darauf zu hören, einbisschen Dancehall, ein bisschen HipHop, dazu Balladen.

Während der Seeed-Pause geht Dellé zudem voll in seiner Vaterrolleauf. Auf der USA-Reise habe er es "genossen, mein Kind und meine Frauerleben zu können", schwärmt er. Die Familie fuhr mit dem Auto vonSeattle nach San Diego und blieb immer dort, "wo wir gerade dachten,dass es schön ist". Danach ging es zu Verwandten an die Ostküste, wostolz der Nachwuchs präsentiert wurde.

Seeed pausiert weiter

Voraussichtlich ab Ende November geht Dellé mit seinerReggae-Platte auf Tour. Parallel dazu steht auch bereits die Arbeitam neuen Seeed-Album an. Mit Blick auf künftige Seeed-Tourneen deutetder 39-Jährige indes an, die Großcombo könne es in den nächstenJahren etwas langsamer angehen lassen als bisher. "Die zweiten zehnJahre funktionieren dann, wenn man sich zwischendurch immer wiederZeit lässt, alle haben auch Familien und andere Interessen", sagtDellé. Dann könne die Band "zusammen alt werden, das ist der Plan".

Als Konkurrenten betrachten sich die drei Seeed-Sänger mit ihrenSoloprojekten nicht, versichert Dellé. Er sieht es vielmehrpragmatisch: "Ich hätte überhaupt nicht die Aufmerksamkeit mit dem,was ich gerade mache, wenn Peter Fox nicht so erfolgreich wäre."Zudem glaubt er, dass es Druck von den Musikern nehme, sich malallein ausgetobt und Dinge probiert zu haben, die mit Seeed nichtmöglich seien. "Das entspannt einen ja."

Auch wenn Seeed sein "Hauptmutterschiff" sei, schließt Delléweitere Soloplatten nicht aus. "Es gibt ja auch noch so eineRockseite in mir", sagt er. Vorstellen könne er sich"Dancehall-Heavy-Metal" und "Rammstein-Riffs mit elektronischenBeats": "Das mache ich bestimmt auch noch."(ddp)

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