LiteraturkursTurbulenter Wettstreit zwischen Himmel und Hölle

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Der Literaturkurs brachte ein eigenes Stück über Himmel und Hölle auf die Bühne.

Der Literaturkurs brachte ein eigenes Stück über Himmel und Hölle auf die Bühne.

Leichlingen – Da die Hölle und der Himmel am Freitagabend wegen Renovierungsarbeiten geschlossen waren, trafen Gut und Böse in der Leichlinger Aula aufeinander.

Duell um die Welt

Natürlich trugen keine wirklichen Engel und Teufel ihren Kampf dort aus. Der Literaturkurs der elften Klasse unter Leitung von Antje Kiencke führte das selbstgeschriebene Stück „Heaven and Hell: Das Duell um die Welt“ auf.

Schon im Oktober hatten die 23 Schüler mit ihrer Lehrerin angefangen, Ideen für das Stück zu sammeln. „Die Schüler waren wirklich sehr fleißig dabei. Hätten wir alle Ideen umgesetzt, würde das Stück etwa sechs Stunden dauern“, sagte Kiencke in der Pause. Vom Theater könne jeder etwas lernen: So können sich die Laienschauspieler nach dem Kurs ihrer Meinung nach wesentlich besser präsentieren und enger zusammenarbeiten als zuvor.

Seltsame Kostüme

„Die Schüler lernen, dass ihnen nichts passiert, wenn sie sich in seltsamen Kostümen auf der Bühne zeigen und komische Dialoge führen“, sagte sie. In dem Stück treten die Engel aus dem Himmel und die Teufel und Dämonen aus der Hölle gegeneinander in einem Wettkampf an. Denn als Engel und Teufel zufällig in der Menschenwelt vor dem Nachtclub Hellfire aufeinandertreffen, kommt es zu einem wilden Wortgefecht.

Als schließlich die Beleidigung „Bitch“ fällt, zückt Ordnungsengel Thea Ordo das heilige Buch und zitiert prompt passende Regel. „Im Falle einer solchen Beleidigung kommt es zu einem Wettbewerb“, las Thea Ordo, die im echten Leben Merle Kubera heißt, laut vor. Wenig später also treffen sich die Dämonen unter der Leitung des dauerhaft bekifften Oberteufel Günther im Club Hellfire mit den Engeln.

Bestatter immer gebraucht

Nun fehlt nur noch eine Jury, bestehend aus drei Menschen. Deshalb wählt jedes Team je eine Person nach Wahl. Klar, dass sich Team Engel für Pfarrerin Lydia von Bora entscheidet und Team Teufel für die Clubbesitzerin Roxy. Als letztes Jurymitglied gab der TÜV-Prüfer, der in Wahrheit Ben Willms heißt, in jeder Kategorie seine oftmals entscheidende Stimme ab. In fünf verschiedenen Disziplinen kämpften Gut und Böse gegeneinander. So überzeugten die Engel die sonst nur schwarz tragende Alice davon, eine weiße Robe anzuziehen und gewannen die erste Challenge. Die erste Aufgabe war es, einen Menschen davon zu überzeugen, etwas Himmlisches oder Teuflisches zu tun. Auch in Tanz, Gesang, Sport und Intelligenz messen sich die beiden Teams miteinander. Fair verhält sich allerdings keines der beiden Teams während des Wettbewerbs.

Selbst die Engel vergessen hin und wieder das Gebot von Nächstenliebe. So verabreichen sie den Teufeln einen Wahrheitszaubertrank, überzeugen die menschliche Alice mit leeren Versprechen und holten das durch ein Attentat verstorbene Genie Doktor Zweistein in den Himmel, um zu gewinnen.

Für jede einzelne der vielen Figuren hatte sich der Literatur-Kurs eine kleine Hintergrundgeschichte entwickelt. So befand sich die verstorbene Gangster-Königin Jay beispielsweise seit den 1920er Jahren auf einem Rachenfeldzug gegen die gesamte Familie Zweistein. Denn dessen Vorfahre hatte sie einst bei einem einfachen Banküberfall erschossen. Doch als sie schließlich ihr Ziel erreichte, verfiel sie in eine tiefe Krise. Glücklicherweise fand sie gegen Ende des Stücks eine neue Berufung als Bestatterin. „Die braucht man immer“, rief sie fröhlich.

Beifall für Breakdance

Trotz all der Streitereien tanzten beide Seiten im letzten Wettstreit den gleichen Tanz zu dem High School Musical-Klassiker „We’re all in this together“. Beim gemeinsamen Tanz beeindruckte vor allem der Türsteher vom Hellfire Club „Motherfucker“ Jones das Publikum mit seinen überraschenden Breakdance-Einlagen. Immer wieder brachte der Literaturkurs sein Publikum zum Lachen und zum Johlen. Auch ein passendes Schlusswort fanden die Schüler. Als Pfarrerin von Bora ein wenig darum trauerte, nie wieder so leicht mit dem Himmel in Kontakt treten zu können, fand Alice die richtigen Worte. „Endlich kannst du dich auf richtige Menschen konzentrieren. Die brauchen es auch dringend.“

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